Grau, teurer Freund. . .

Wer sich genauer anschaut, was Freizeitpapst Horst Opaschowski und Sozialministerin Renate Schmidt da als neuen Generationenpakt ins Gespräch gebracht haben, dem fällt unwillkürlich das Zitat aus Goethes Faust ein: "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie."Das neue Drei-Säulen-Modell soll's also richten. Gesetzliche Alterversorgung, private Vorsorge und als dritte Komponente das Sozialkapital. Ein stabiles, generationsübergreifendes soziales Netz wird als Ergebnis der Umfrage beschworen, das sicher wünschenswert ist, aber immer seltener existiert. Wie auch, wenn die Alten in Eifel und Hunsrück in Eigenheimen oder Mietwohnungen sitzen und die Kinder in Köln oder Berlin leben, um ihre Brötchen zu verdienen? Wie soll das zusammen passen, wenn die gleichen Politiker, die heute den Generations-Friede-Freude-Eierkuchen gebacken haben wollen, morgen wieder grenzenlose Mobilität von Arbeitnehmern fordern? Aber vielleicht sollte uns das alles nicht sonderlich wundern, denn die gute Frau Schmidt sieht weit und breit ohnehin keinen Generationenkonflikt. So kann man das auch machen, die Wirklichkeit ausblenden. Sinnvoller wäre es allerdings, Frau Ministerin würde sich ein Stündchen Zeit nehmen und mit Alten und Jungen in gemütlicher Runde darüber plaudern, was die Rentner von Kürzungen halten und die Beitragszahler von immer höheren Abzügen, bei gleichzeitiger Aussicht auf eine Rente, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel sein wird.Doch nicht alles an dieser Studie ist schlecht. Immerhin wissen wir jetzt, dass 94 Prozent der Befragten Nein sagen zu der Behauptung: Viele Alte verprassen die Erbschaft ihrer Kinder und Enkel. Ob es für diese revolutionäre Erkenntnis einer eigenen Studie bedurft hat? Wohl kaum, oder haben Ihre Eltern gerade ihr Häuschen an der Mosel verkauft und sich auf Dauer-Safari in Südafrika verabschiedet? d.schwickerath@volksfreund.de

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