Handschellen klicken in der Nacht

Wittlich · Monatelang hat die Wittlicher Kripo ermittelt, am Montag schlugen die Fahnder zu: In Nordrhein-Westfalen haben sie vier mutmaßliche Geldautomatenknacker festgenommen. Bereits vor sechs Jahren haben die Wittlicher Einbruchsspezialisten eine sogenannte Rumänen-Bande gestellt.

Wittlich. Das Kommissariat K 5 der Wittlicher Kripo ist für seine Beharrlichkeit bekannt. Bereits vor sechs Jahren haben die Spezialisten für Einbruch und Diebstahl damit Erfolg gehabt. Monatelang waren sie einer international gesuchten Bande rumänischer Geldautomatenknacker auf der Spur. Auf deren Konto gingen mehrere Aufbrüche von Geldautomaten in der Eifel und in Luxemburg. Zum Teil gingen die Täter mit brachialer Gewalt vor, rissen die Automaten aus der Wand und transportierten sie ab. Im November 2005 schnappte die Falle zu. Die Wittlicher Fahnder nahmen sieben von insgesamt neun Verdächtigen fest. Auf das Konto der Bande gingen über 100 Geldautomatenaufbrüche in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Luxemburg. Gesamtschaden: über zehn Millionen Euro.
Nun können die Ermittler des Wittlicher K 5 vermutlich einen ähnlichen Erfolg verbuchen. Mit der Festnahme von vier Männern in der Nacht zum Montag ist den Fahndern womöglich ein vergleichbarer Coup wie vor sechs Jahren gelungen. Der Wittlicher Kripo-Chef Norbert Müller glaubt nämlich, dass die aus dem Balkan stammende Bande für 16 seit April vergangenen Jahres verübte Geldautomatenaufbrüche in der Region verantwortlich ist. 13 davon wurden allein in der Zuständigkeit der Wittlicher Kripo begangen, also an der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück. Vermutlich zuletzt schlugen die Geldautomatenknacker in der Region im Oktober in Bausendorf (Bernkastel-Wittlich) zu. Sie wollten in die dortige Volksbankfiliale einbrechen, wurden aber durch den ausgelösten Alarm in die Flucht geschlagen. Die Alarmanlage war installiert worden, nachdem der Geldautomat in der Filiale ausgeraubt worden war (siehe unten: Extra). Die Ermittler sind sich sicher, dass auf jeden Fall der Aufbruch eines Geldautomaten im Oktober vergangenen Jahres in Reil (Bernkastel-Wittlich) auf das Konto der vier Männer geht. Mit brachialer Gewalt haben die Täter damals den Automaten in der dortigen Volksbank aufgebrochen und einen fünfstelligen Geldbetrag erbeutet.
Ausreichend Beweise


Offenbar hat die Polizei ausreichend Beweise dafür, dass die vier Männer für diese Tat infrage kommen. Genau wie für einen Geldautomatenaufbruch in Longkamp (Bernkastel-Kues). Um welche Indizien es sich dabei handelt, ist unklar. Aber offenbar sind sie ausreichend, um einen dringenden Tatverdacht zu begründen. Bei der Festnahme in der Nacht zum Montag wurden in den beiden Fahrzeugen der Männer unter anderem Geldsäckchen und Geld-Banderolen gefunden. Vermutlich stammen sie aus den Einbrüchen und können bestimmten Tatorten zugeordnet werden. Seit Dienstag sitzen die Männer in Untersuchungshaft. Auf Antrag der Trierer Staatsanwaltschaft hat der Ermittlungsrichter Haftbefehl erlassen. Die Täter hätten sich gezielt Banken und Sparkassen in ländlichen Regionen ausgesucht, sagt Kripo-Chef Müller.
Festzustehen scheint, dass die Festnahme der Bande im Raum Recklinghausen kein Zufall gewesen ist. Man habe in den vergangenen Monaten "aufwendig Untersuchungen" angestellt, die schließlich auf die Spur mehrerer Tatverdächtiger geführt hätten, deutet Müller an. Möglicherweise standen die vier Männer also schon länger im Visier der Fahnder. Nach einem missglückten Einbruch in eine Sparkassenfiliale im zum nordrhein-westfälischen Dülmen gehörenden Stadtteil Rorup schlugen die Fahnder unter Leitung der Wittlicher Kripo ein paar Kilometer hinter dem 2400-Einwohner-Dorf zu. Die Täter seien von dem Zugriff, dem laut Müller "taktische Maßnahmen" (also vermutlich Observierung) vorausgegangen waren, überrascht gewesen.
Der Kripo-Chef lobt die Zusammenarbeit mit den Trierer Kollegen, der Bereitschaftspolizei und dem Landeskriminalamt. "Ich bin wirklich stolz auf die erfolgreiche Zusammenarbeit", sagt er.Extra

Banken wehren sich gegen Einbrecher - und das scheint sich auszuzahlen, wie ein Vorfall in der Gemeinde Bausendorf (Kreis Bernkastel-Wittlich) zeigt. Dort ist Ende Oktober ein nächtlicher Einbruchsversuch in die Filiale der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank gescheitert. Die unbekannten Täter flüchteten, als die akustische Alarmanlage ertönte (der TV berichtete). Michael Hoeck, Vorstandssprecher der Bank, erläuterte damals dem TV: "Die Bankräuber haben dank unserer neuen Sicherheitstechnik Reißaus genommen. Wir haben eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um es Räuberbanden besonders schwerzumachen." So werde beispielsweise das Geld im Geldautomaten bei einem unberechtigten Zugriff durch eine unauswaschbare Spezialtinte eingefärbt und wertlos gemacht. Darüber hinaus werde durch die Beimischung von sogenannter synthetischer DNA eine exakte Identifizierung ermöglicht. Jede Geldkassette hat somit ihren eigenen Fingerabdruck und kann zurückverfolgt werden. Damit die Safe-Knacker wissen, dass ihre Tat sinnlos ist, sind die Automaten und die Eingangstüren der Filialen mit entsprechenden Aufklebern in fünf Sprachen versehen. Neue Alarmanlagen lösen ferner ein akustisches Signal aus und alarmieren den Wachdienst und die Polizei. Insgesamt hat die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank 40 000 Euro in die neue Sicherheitstechnik investiert. Auch die Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück setzt auf neue Technik. Vorstandssprecher Gunther Wölfges: "Wir haben eine Gefährdungsanalyse vorgenommen und ein Sicherheitskonzept für die Geldautomaten umgesetzt." sim

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