Lebenswege trennen sich heute öfter

Die Zahl der Ehescheidungen ist in den vergangenen 30 Jahren landesweit, aber auch in der Region, stark gestiegen. Wachsende Ansprüche an die Zweierbeziehung sieht Maria-Luise Pott als einen der Gründe für diese Entwicklung an.

Trier. Am Tag der Hochzeit hängt der Himmel noch voller Geigen. Doch häufig hält die große Liebe kein Leben lang. Es kommt zunehmend zu Streit und Entfremdung. Und viele Ehen enden schließlich vor dem Scheidungsrichter.

In Rheinland-Pfalz waren es im Jahr 2009 genau 10 609 Paare, die sich zu diesem Schritt entschlossen. In der Stadt Trier wollten 241 Paare ihren Lebensweg nicht mehr gemeinsam gehen, im Kreis Trier-Saarburg waren es 385. Auch im Kreis Bernkastel-Wittlich (294), im Eifelkreis Bitburg-Prüm (232) und im Vulkaneifelkreis (121) standen viele Partnerschaften vor dem Aus (siehe Grafik).

Dass die Ehen früher glücklicher waren, daran hat Marie-Luise Pott, Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin bei Pro Familia, aber Zweifel. "Früher waren es oft praktische Überlegungen, die die Menschen zusammenbleiben ließen", sagt sie. Wirtschaftliche Notwendigkeit und der gesellschaftliche Druck ließen die Paare vor einer Trennung zurückschrecken. "Sind meine Eltern einverstanden, was denken die Leute?" - das seien häufig Überlegungen gewesen, die die Menschen von diesem Schritt abhielten.

Die ländlichen Gebiete ziehen nach



Mit diesem gesellschaftlichen Druck erklärt Pott auch die Unterschiede zwischen der Stadt Trier und den Landkreisen in dieser Frage. In Trier wurden schon 1980 exakt 25,3 Ehen pro 10 000 Einwohner geschieden. Mit 23,1 im vergangenen Jahr ist die Zahl hier sogar etwas rückläufig. Im Landkreis Trier-Saarburg ist dagegen der Anstieg in diesem Zeitraum sehr deutlich. 1980 endeten nur 7,8 Ehen pro 10 000 Einwohner vor Gericht, 2009 waren es 27,3. In der Stadt sei eine Scheidung damals schon gesellschaftlich akzeptiert worden, sagt Pott. In diesem Bereich hätten die ländlichen Gebiete mittlerweile nachgezogen.

Bessere Bildung von Frauen wirkt sich aus

 Auseinandergelebt: Immer mehr Ehepartner gehen getrennte Wege. Foto: iStock/Difydare

Auseinandergelebt: Immer mehr Ehepartner gehen getrennte Wege. Foto: iStock/Difydare



John Weber von der Partnerschafts-, Familien- und Lebensberatungsstelle Trier-Süd sieht die zunehmende Unabhängigkeit und bessere Bildung der Frauen auch mit als Grund für die höhere Bereitschaft sich vom Partner zu trennen. Bei ihm seien es in den meisten Fällen Frauen, die den ersten Kontakt zur Beratungsstelle aufnähmen, sagt Weber. Heute seien die beruflichen Möglichkeiten und die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder auch auf dem Land besser. Das könnte sich auch in diesem Bereich auf die Scheidungszahlen auswirken.

Welche Tipps hat die Psychologin für Ehepaare?

Marie-Luise Pott gibt mehrere Empfehlungen:

Verantwortung für sich selbst: Man sollte das Lebensglück nicht vom Partner abhängig machen. Wichtig ist es, eigene Freunde, Hobbys und Interessen zu haben.

Balance aus Nähe und Distanz: Die Partner sollen sich nicht aus den Augen verlieren, aber auch nicht ständig aneinander kleben

Miteinander reden: Beziehungen verändern sich, die Rollenverteilungen sind nicht mehr so klar wie früher. Darüber müssen die Partner sprechen und neue Lösungen finden.

Und schließlich: Den Humor nicht verlieren. extra Wenn Paare reden: Durchschnittlich 102 Minuten sprechen Paare in Deutschland täglich miteinander. Unverheiratete kommen dabei auf 114 Minuten, Eheleute auf nur rund 93 Minuten. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact in Düsseldorf ergeben. Für Gespräche von Angesicht zu Angesicht wenden Paare, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, täglich rund 75 Minuten auf. Während sich Paare der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre am Tag 113 Minuten Zeit für ein Gespräch nehmen, kommen die über 60-Jährigen nur auf 89 Minuten.

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