(noj) Der Bund fürs Leben soll es sein. Zusammenhalten in guten und in schlechten Zeiten versprechen sich die Paare bei der Hochzeit. Doch die Realität sieht zunehmend anders aus. 10.609 Ehen (26,4 Scheidungen je 10.000 Einwohner) wurden im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz geschieden, wie das Statistische Landesamt mitteilt. Das sind 336 Scheidungen oder gut drei Prozent mehr als im Vorjahr. 1980 sahen die Zahlen noch ganz anders aus. Vor knapp 30 Jahren endeten nur 5579 Ehen (15,3 pro 10.000) vor dem Scheidungsrichter.

Seit dem Jahr 2000 gibt es nur noch leichtere Schwankungen. "Früher hielten die Ehen aus wirtschaftlichen Gründen länger", sagt Marie-Luise Pott, Diplompsychologin bei pro familia in Trier. Auch der gesellschaftliche Druck habe nachgelassen, so dass heute die Menschen ihre Lebensgemeinschaft eher wieder auflösen.

In der Region Trier zeigen die Zahlen, dass Unterschiede zwischen der Stadt Trier und den ländlichen Gebieten nicht mehr zu erkennen sind. Während sich die Ehescheidungen in Trier auf dem etwa gleichen Niveau bewegen, haben sich die Trennungen in den Landkreisen seit 1980 deutlich erhöht. Vor allem im Landkreis Trier-Saarburg ist die Zahl der Scheidungen von 7,8 auf 27,3 Fälle pro 10.000 Einwohner gestiegen und liegt damit sogar über der der Stadt.

Familienexpertin Pott erklärt dies mit dem sozialen Druck, der in den ländlichen Gebieten lange deutlich ausgeprägter war als in der Stadt. Doch mittlerweile haben sich die Strukturen hier angeglichen. Allerdings halten die meisten Eheschließungen laut Pott nach wie vor: "70 Prozent der Paare bleiben zusammen", sagt sie.

Am häufigsten trennten sich 2009 Paare, die keine Kinder haben. In der Stadt Trier waren es 129 Paare ohne Kinder, dagegen nur neun, die drei oder mehr Kinder haben. Die geschiedenen Ehen haben durchschnittlich 13 Jahre gehalten.

Es waren aber auch 13 Paare dabei, die sich schon in den 1950er Jahren das Jawort gegeben hatten und im vergangenen Jahr vor dem Scheidungsrichter standen.