Praxisgebühr: Ärzte fürchten ein Chaos

TRIER. (wie) Wer ab Januar ohne Bargeld zum Arzt geht, könnte sein blaues Wunder erleben. Denn vor der Behandlung sind je Quartal zehn Euro Praxisgebühr fällig. Doch in den Praxen herrscht derzeit Ratlosigkeit, wie das Geld einkassiert werden soll. Die Ärzte befüchten ein Chaos zum Jahresbeginn.

 Foto: Klaus Kimmling

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Carl-Heinz Müller graust es schon vor den Hausbesuchen ab nächstem Jahr. "Ich werde immer Wechselgeld dabei haben müssen. Ich komme mir dann vor wie ein Kassierer." Denn bevor der Hausarzt , der Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Trier (KV) ist, ab Januar einen Patienten behandelt, muss er - falls er den Patienten zum ersten Mal im Quartal sieht - zehn Euro Praxisgebühr kassieren.Selbst wenn man nur ein Rezept oder einen telefonischen Rat haben möchte und ansonsten das gesamte Quartal nicht in der Praxis erscheint, sind zehn Euro fällig. "Sobald eine ärztliche Leistung in Anspruch genommen wird, muss bezahlt werden", heißt es im Gesundheitsministerium. Für unter 18-Jährige und bei Facharztbesuchen mit Überweisung entfällt die Gebühr. Doch geht man sich diese Überweisung bei seinem Hausarzt abholen ohne, muss gezahlt werden, wenn man, das erste Mal im Quartal in der Praxis ist. Auch beim Notdienst am Wochenende, sind zehn Euro fällig - egal, ob vorher bereits bezahlt oder nicht. "Das wird viele davon abhalten, zum Arzt zu gehen", befürchtet Müller. Zumal im Extremfall mehr als eine Praxisgebühr pro Quartal fällig sein könnte: Beim Hausarzt, beim Zahnarzt, beim Notdienst und beim Psychotherapeuten muss nämlich auf jeden Fall gezahlt werden. Mit der Praxisgebühr, die die Ärzte komplett einbehalten dürfen, soll ein Teil der Honorare gedeckt werden. Die Kassen werden den Anteil der Praxisgebühr bei der Überweisung an die Mediziner abziehen.Zwei Monate vor der Einführung der Praxisgebühr ist aber noch nicht klar, wie das Kassieren ablaufen soll. Vorgesehen, ist, dass Patienten grundsätzlich bei jedem ersten Arztbesuch im Quartal zehn Euro auf den Tisch legen müssen. Theoretisch dürften Ärzte also Patienten (mit Ausnahme von Notfällen) abweisen, die die Gebühr nicht im vorhinein bezahlen. "Das wird aber eher selten passieren", versichert Müller. Wie soll das Geld von säumigen Patienten eingetrieben werden? "Das Ganze ist mit einem so hohen Aufwand verbunden, der in keinem Verhältnis zu den Behandlungskosten steht", beschwert sich Müller. Er glaubt, dass in den Arztpraxen in den nächsten Wochen Hochbetrieb herrschen wird: "Die Patienten werden sich wahrscheinlich noch mit Medikamenten eindecken, bevor sie für den Arztbesuch bezahlen müssen.

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