Spektakulärer Überfall: Bewaffnete rauben Schmuck im Wert von neun Millionen Euro an Mautstelle zwischen Paris und Lyon

Paris · An der Autobahn zwischen Paris und Lyon hat ein bewaffnetes Kommando Schmuck im Wert von rund neun Millionen Euro erbeutet. Die Diebe stoppten zwei Transporter und entkamen. Die Tat erinnert an andere spektakuläre Überfälle in Frankreich.

Die Mautstelle Avallon dürften viele Urlauber kennen, die auf der Autoroute du Soleil im Sommer Richtung Südfrankreich fahren. Liegt sie doch an der Autobahn A6 auf halbem Weg zwischen Paris und Lyon in Burgund. Dort lauerten in der Nacht zum Mittwoch rund 15 vermummte und schwer bewaffnete Männer zwei Transportern auf, die Schmuck im Wert von neun Millionen Euro von Paris zu einer Ausstellung nach Besançon brachten. Die Juwelen kamen jedoch nie an, denn die Diebe kaperten die beiden Kleinlaster und fuhren damit davon. Rund 50 Kilometer vom Tatort entfernt fand die Polizei die beiden ausgebrannten Fahrzeuge. Die Täter entkamen Richtung Paris, wie die Zeitung "L'Yonne" berichtet.

Ihren Überfall hatten die Männer, die offenbar echte Profis waren, gut vorbereitet. Denn die Täter kannten die Strecke der Lkw, die keine Inschrift hatten, und auch die teure Ladung. Mit Kalaschnikows stoppten sie die Fahrer, ohne dass jemand verletzt wurde. Der Coup erinnert an den in Frankreich legendären Tony Musulin. Der Fahrer der Geldtransportfirma Loomis war 2009 mit seinem Fahrzeug geflohen, als seine beiden Kollegen in Lyon gerade eine Pause machten. 11,5 Millionen Euro erbeutete Musulin damals.

Rekordraub 2013 in Cannes

Der heute 44-Jährige stellte sich später der Polizei und verbüßte eine Haftstrafe von vier Jahren. 2,5 Millionen seiner Beute wurden allerdings nie gefunden. Böse Zungen behaupten, dass Musulin freiwillig ins Gefängnis ging, um hinterher mit dem Rest des Geldes ruhig leben zu können. Seit 2013 ist der "Jahrhundertdieb", dessen Geschichte sogar verfilmt wurde, wieder auf freiem Fuß.

Während Musulin Einzeltäter war, gingen die Juwelendiebe, die 2007 und 2008 den Luxus-Juwelier Harry Winston in Paris ausraubten, im Team vor. Rund 900 Teile stahlen die Täter in dem Laden in der schicken Avenue Montaigne unweit den Champs Elysées. Zu Haftstrafen zwischen neun Monaten und 15 Jahren wurde acht Mitglieder der Bande Ende Februar verurteilt, zu der auch ein Sicherheitsbeamter gehörte. Dank seinen Hinweisen hatten die Diebe praktisch die gesamte Auslage des renommierten Geschäfts leergeräumt und so Beute im Wert von insgesamt 92 Millionen Euro gemacht.

Den größten Juwelenraub der Geschichte landete allerdings im Sommer 2013 ein bewaffneter Mann, der im Luxushotel Carlton in Cannes die Diamanten einer Ausstellung einsammelte. 103 Millionen Euro waren die Schmuckstücke wert - die höchste Summe, die je an Juwelen geraubt wurde. Die Polizei vermutete die "Pink Panther" hinter dem immer noch nicht aufgeklärten Coup. Die Diebesbande aus dem früheren Jugoslawien schlägt besonders oft in Frankreich zu. Kein Wunder also, dass nach dem Überfall am Mittwoch auch wieder ihr Name genannt wurde.

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