Vom Opfer zum Verdächtigen

Wurde der Trierer Student Maxim Beck tatsächlich entführt? Die Ermittler glauben das nicht. Sein Bruder schon. Maxim habe seine Gründe, warum er schweigt, sagt Victor Beck.

 Polizisten suchen das Gebiet auf dem Petrisberg rund um den Fernsehturm nach dem vermissten Maxim Beck ab. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Polizisten suchen das Gebiet auf dem Petrisberg rund um den Fernsehturm nach dem vermissten Maxim Beck ab. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Victor Beck ist redselig. Redseliger als sein Bruder Maxim. Dass der nun als Lügner da steht, ärgert den Deutsch-Russen. "Die Polizei hat uns noch nie geglaubt", sagt Victor und schimpft auf die Ermittler, die nicht ernsthaft nach seinem Bruder gesucht hätten. Es sei alles so, wie es Maxim nach seinem Auftauchen am 15. September in einer Polizeistation in der südrumänischen Provinzhauptstadt Oltenita erzählt habe. In der deutschen Botschaft in der rumänischen Hauptstadt Bukarest hat er einem Tag danach einem Beamten des Bundeskriminalamtes gesagt, er sei entführt worden. In der Nähe seiner Wohnung im Trierer Stadtteil Feyen sei er am 30. Juli früh morgens von mehreren Personen, die in einem weißen Lieferwagen gefahren sein sollen, betäubt, in den Wagen gezerrt und verschleppt worden. Er sei auf dem Weg zum Flughafen Hahn gewesen - mit dem Fahrrad.

Vom Hunsrück aus wollte er nach Berlin fliegen und von dort aus weiterfahren nach Dresden zu seinen Eltern. Beck gab an, an verschiedenen Orten festgehalten worden zu sein, bevor er fliehen konnte.

Keine kriminellen Kontakte

Warum hat sein Bruder das bei der richterlichen Vernehmung nicht wiederholt? "Er hat seine Gründe dafür", sagt Victor Beck, ohne näher darauf einzugehen. Weder Maxim noch er hätten Kontakte nach Rumänien. Auch Gerüchte über angebliche Verstrickungen von ihm oder seinem Bruder ins kriminelle Milieu oder zur Russenmafia seien falsch. Maxim Beck wurde 1981 in der russischen Provinzhauptstadt Kurganinsk geboren. Mit 15 zog er mit seinen deutschstämmigen Eltern nach Dresden. Seit 2003 studiert er in Trier Slavistik und Ethnologie. Maxim sei seit ein paar Tagen wieder an der Uni, sagt sein Bruder. "Es geht ihm wieder besser." Er werde nicht psychologisch betreut. "Die Polizei hat uns keine Hilfe angeboten."

Der Trierer Kriminologe Hans-Heiner Kühne glaubt nicht, dass Maxim Beck bewusst eine Straftat vorgetäuscht hat oder von Unbekannten entführt worden ist. Vielmehr sieht er die Gründe für das Verschwinden des Studenten in dessen Umfeld. "Vielleicht hat er falsche Freunde gehabt", vermutet Kühne. Oder er habe psychologische Probleme.

Extra

Vorgetäuschte Entführung

14 Monate Gefängnis - so lautete im vergangenen Jahr das Urteil des Trierer Amtsgerichtes gegen eine 28-Jährige aus Konz. Sie hatte im Februar 2008 im Trierer Frauenhaus angerufen und vorgegaukelt, im Kofferraum eines Wagens in Trier gefangen gehalten zu werden. Die Polizei löste daraufhin Großalarm aus, an die 100 Beamte suchten stundenlang nach der Frau. Ein paar Tage später stellte sich heraus, dass die Frau zusammen mit ihrem 44-jährigen Bekannten die Geschichte nur erfunden hatte. Während die Polizei in Trier nach ihr suchte, saß sie mit dem Mann in dessen Wohnung in Frankfurt. Nach Paragraf 145 des Strafgesetzbuches kann jemand, der eine Straftat vortäuscht, mit einer Freiheits- oder Geldstrafe bestraft werden. (wie)

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