18 Millionen Euro für behinderte Menschen

Wie werden künftig ältere Menschen mit Behinderung versorgt? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, möchte das Sozialamt des Eifelkreises 200 000 Euro mehr ausgeben. Der Kreistag wird sich heute in seiner Sitzung mit dem Thema befassen.

Bitburg. "Sozialraum- und Teilhabeplanung im Eifelkreis Bitburg Prüm" - hinter diesem komplizierten Begriff verbirgt sich eine Menge Arbeit. Anderthalb Jahre lang haben das Sozialamt des Eifelkreises, der Sozialausschuss, der Behindertenbeauftragte des Kreises, Karl-Heinz Thommes, und Träger von Einrichtungen für Behinderte daran gearbeitet, Menschen mit Behinderung eine individuellere Betreuung zu ermöglichen, die finanziell vertretbar ist.
Mit Erfolg: In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (FOGS) in Köln wurde eine Prioritätenliste erarbeitet, auf der alles steht, was noch zu tun ist.
"Wir müssen uns in Zukunft verstärkt um ältere Menschen mit Behinderung kümmern", sagt Monika Schuster, Leiterin des Sozialamts. Menschen, die in einem Wohnheim leben und in einer Behindertenwerkstatt arbeiten, brauchen auch Betreuung, wenn sie ins Rentenalter kommen und tagsüber nicht mehr in der Werkstatt sind. Das Thema sei deshalb so wichtig, weil in den kommenden Jahren besonders viele der Behinderten altersbedingt nicht mehr arbeiten würden.
"Ein weiteres wichtiges Thema ist die Mobilität", sagt Monika Fink (SPD), die im Sozialausschuss sitzt. Für Menschen mit Behinderung gebe es derzeit nur das Taxi als Möglichkeit, zu einem Ort zu kommen, den sie nicht fußläufig erreichen können. "Da müssen wir uns was einfallen lassen", sagt Fink.
Weitere wichtige Stichpunkte auf der Prioritätenliste betreffen das Feld Arbeit und Kultur. Das Sozialamt möchte alternative Angebote zum Arbeiten in den Werkstätten schaffen und behinderte Menschen stärker in das gesellschaftliche Leben einbinden - zum Beispiel mit passenden Kursen an der Vokshochschule oder durch bessere Zusammenarbeit mit Vereinen. "Warum soll ein Behinderter nicht in den Schachclub?", nennt Monika Fink ein Beispiel.
Neben einer angemessenen Betreuung der Behinderten ist es Ziel der Teilhabeplanung, dass die ohnehin hohen Kosten im Sozialwesen nicht mehr steigen als nötig. Monika Schuster und ihre Mitarbeiter haben darum ihr Amt umstrukturiert. Nun betreuen sie jeweils einen Klienten komplett, befassen sich mit seiner Wohnsituation und Arbeitsstelle. Anders als bisher, als die Aufgaben der Sachbearbeiter beispielsweise nach den Feldern Wohnen und Arbeiten unterteilt waren.
Das Ergebnis: "Das ist eine enorme Erleichterung für die Behinderten, die jetzt jeweils nur noch einen Ansprechpartner aufsuchen müssen", sagt Monika Schuster. Außerdem spart die neue Arbeitsmethode Geld. Während die Kosten im Bereich der Eingliederungshilfe nun bei 18 Millionen Euro liegen (siehe Extra), wären sie nach der alten Arbeitsweise um eine Dreiviertelmillion Euro höher gewesen.
Um die Prioritätenliste umsetzen zu können, rechnet das Sozialamt mit weiteren Kosten in Höhe von 200 000 Euro. Diese soll der Kreistag in seiner heutigen Sitzung genehmigen.
Der Kreistag spricht heute nicht nur über die Eingliederung von Behinderten, sondern auch über die Pläne für eine Umstrukturierung im Bereich der Altenpflege. Denn auch hier sieht das Sozialamt die Notwendigkeit für flächendeckend dezentrale Angebote. Zu den wichtigen Themen der Sitzung gehören auch die Gespräche über den Flugplatz Bitburg, die Umsetzung der Breitbandinitiative im Eifelkreis und die Überprüfung der Notwendigkeit der Beteiligung an Zweckverbänden.
Extra

Im Kreis Bitburg-Prüm leben nach Angaben des Kreissozialamts rund 730 Menschen mit Behinderung. Im Dezember haben 655 von ihnen Leistungen des Kreises in Anspruch genommen. 225 behinderte Menschen sind in einem Eifeler Wohnheim untergebracht, der Rest lebt privat. Insgesamt fließen jährlich etwa 18 Millionen Euro pro Jahr in die Eingliederungshilfe. Davon zahlt die Hälfte der Eifelkreis, die andere Hälfte zahlt das Land Rheinland-Pfalz. slg

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