Angst vor dem Schornstein auf Augenhöhe

Neuerburg · Seit Anfang 2012 gibt es in Neuerburg Pläne zum Bau ein Nahwärmenetzes, über das sowohl die Schulen als auch der Kindergarten, die Verbandsgemeindeverwaltung, das Krankenhaus und weitere Gebäude mit Energie versorgt werden sollen. Die zentrale Heizungsanlage soll nach dem Willen des Stadtrats unterhalb der Schulen errichtet werden - womit man im Umfeld allerdings nicht einverstanden ist.

Neuerburg. Das Vorhaben an sich ist begrüßenswert. Und es wird auch befürwortet. Selbst von denjenigen, die ein Problem damit haben. Wie beispielsweise Günter Scheiding. "Natürlich begrüße auch ich, dass man sich für regegenerative Energien entscheidet", sagt Scheidung. Doch dann folgt ein "aber!" Und ein Kopfschütteln, weil Scheiding nicht versteht, warum sich die Stadt ausgerechnet für diesen Standort entschieden hat.
So ist in Neuerburg die Errichtung einer großen Hackschnitzel-Heizung mit Nahwärmenetz geplant. An dieses Netz angeschlossen werden sollen unter anderem die Grund- und Realschule plus, das Gymnasium, die VG-Verwaltung, der Kindergarten, das Krankenhaus, das Euvea-Hotel und weitere privat und gewerblich genutzte Gebäude. Mit der Planung beauftragt wurde das Unternehmen "H2 Erneuerbar Versorgt" aus Niederweiler, das derzeit auch ein ähnliches Projekt in Irrel begleitet (der TV berichtete).
Rund 130 000 Euro Heizkosten könnten die angeschlossenen Teilnehmer des Neuerburger Nahwärmenetzes laut Planung insgesamt jährlich einsparen. Hochgerechnet auf 20 Jahre wären das 2,6 Millionen Euro. Ein gutes Dutzend Schornsteine würde so durch einen ersetzt. Nämlich durch den Schornstein der gemeinsamen Hackschnitzel-Heizanlage. Das Problem ist nur, dass dieser Schornstein samt Anlage genau dort geplant ist, wo der Kindergarten, das Sportzentrum und die Schulen sind. Und darüber hinaus liegt die auserwählte Fläche auch noch tiefer als die Schulen (siehe Extra).
"Wer in Neuerburg lebt, der weiß, dass wir gerade im Winter des Öfteren eine sogenannte Inversionswetterlage haben, was bedeutet, dass die Abgase nicht nach oben in die Luft abziehen, sondern nach unten gedrückt werden", sagt Scheiding, der Mitglied des VG-Rats Neuerburg ist und sich darüber ärgert, dass sich der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung ausgerechnet für diesen Standort entschieden hat. Als Vorsitzender des Sportvereins und ehemaliger Rektor des Neuerburger Gymnasiums findet Scheiding es unverantwortlich, dass die Heizanlage ausgerechnet am tiefsten Punkt des Schulgeländes errichtet wird. Dem schließen sich auch die Schulelternsprecher Andreas Pick (Gymnasium) und Klaus Rechin (Realschule plus) an.
Der erste Beigeordnete der Stadt, Lothar Fallis (Stadtbürgermeisterin Anna Kling ist derzeit in Mutterschutz), kennt die Bedenken, verweist aber auf ein Emissionsgutachten, mit dem die Umweltverträglichkeit am geplanten Standort geprüft werde. "Wenn das Gutachten nicht unsere Anforderungen erfüllt, dann ist der Standort ohnehin hinfällig", sagt der Beigeordnete.
Wie Fallis erklärt, hätten mehrere Standorte zur Auswahl gestanden. So sei ursprünglich ein Umbau der derzeitigen Heizanlage an der Realschule plus in Abstimmung mit dem Eifelkreis als Schulträger ins Auge gefasst worden. "Doch das kam bei den Nachbarn nicht gut an", sagt er, weshalb alternativ ein Grundstück zwischen der neuen Rettungswache und der Kläranlage am Ortausgang anvisiert worden sei. Aufgrund der dezentralen Lage würde sich dabei jedoch die Trasse um mehr als 500 Meter verlängern, was zu einem größeren Wärmeverlust des Nahwärmenetzes führe und wodurch das Projekt insgesamt unwirtschaftlicher werde. Es gibt allerdings auch noch einen weiteren Standort, für den jedoch der Bebauungsplan geändert werden müsste. Und zwar ein Wiesengrundstück oberhalb der Schulen.
Für Scheiding und die beiden Schulelternsprecher Pick und Rechin wäre dieser Standort ideal, da er deutlich höher liegt. Auch der Stadt ist das Gelände bekannt, doch kommt es für sie anscheinend nicht infrage. Denn wie der Gründstückseigentümer auf TV-Anfrage erklärt, habe sich bislang seitens der Stadt noch keiner bei ihm deswegen gemeldet.Extra

Nach Auskunft der Stadt hat der Rat mit großer Mehrheit für das Projekt "Nahwärme Neuerburg" gestimmt und dem Verkauf der städtischen Fläche an der Grüngutannahmestelle zugestimmt. Laut Stadt wird diese Entscheidung auch vom Land als Träger des Gymnasiums unterstützt. Für Januar ist eine Bürgerversammlung geplant. Errichtet und betrieben werden soll das mit 1,8 Millionen veranschlagte Projekt von einer dafür zu gründenden Betreibergesellschaft. An dieser sollen sich laut Planungsunternehmens H2 Erneuerbar Versorgt Privatpersonen, Energiegenossenschaften und öffentliche Einrichtungen beteiligen können. uhe

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