Dieseldiebe lieben Kipplader & Co.

Schweich/Trier/Wittlich · Zigtausende Liter Diesel werden in der Region jährlich gestohlen. Die Täter schlagen besonders entlang der Autobahnen häufig zu, an Großbaustellen wie der B 50 neu oder in entlegenen Winkeln der Eifel.

Schweich/Trier/Wittlich. Mehr als 1000 Liter Diesel hat er in Luxemburg getankt. Weit gekommen ist sein LKW damit allerdings nicht. Nicht einmal bis Prüm. Denn an einem der Parkplätze entlang der A 60 musste der Fahrer die vorgeschriebene Ruhepause einlegen. Er schlief. Und als er aufwachte, war der frisch gefüllte Tank wieder leer. Dieseldiebe hatten heimlich seinen Tankdeckel geknackt und mit Hilfe eines kleinen Schlauches fette Beute gemacht.
Solche Diebe scheinen ihr Unwesen immer öfter in der Region Trier zu treiben. Die Zahl ihrer Missetaten ist konstant gestiegen: 2010 waren es laut Polizeipräsidium noch 168, 2011 genau 174, 2012 waren es 196 - so viele gab es auch 2013 - und das Jahr ist noch nicht rum. Die Polizei geht davon aus, dass die hohen Kraftstoffpreise Ursache sind.Brennpunkt Autobahnparkplatz


Da die Diebe möglichst viel Sprit erbeuten wollen, haben sie es meist auf Fahrzeuge mit großen Tanks abgesehen. Bauern, Spediteure und Bauunternehmer können ein Lied davon singen. "Wir sind schon froh, wenn sie nur den Diesel mitnehmen", sagt Oswald Menschen von der Bitburger Firma Köppen. Denn oft stehlen die Diebe gleich noch Werkzeug, brechen Baucontainer auf, zerschlitzen Reifen oder zerstören Maschinen. Die Trierer Firma Schnorpfeil überwacht ihre Baustellen inzwischen mit Kameras.
So mancher schließt seine Tanks schon gar nicht mehr ab - in der Hoffnung, dass dann wenigstens das Fahrzeug heil bleibt. "Der größte Schaden entsteht, wenn die Täter die Tankwanne aufbohren", sagt Peter Teusch von der Dauner Polizei. Dann nämlich muss der ganze Tank teuer ausgetauscht werden. So wie im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind auch in anderen Kreisen die Autobahnparkplätze besonders beliebte Tatorte. Die Autobahnpolizei Schweich verzeichnet 2013 schon 37 Fälle von Spritdiebstahl.
Zwischen Wittlich und der Mosel wird die Großbaustelle B 50 neu besonders oft heimgesucht - sind dort doch viele große Baufahrzeuge im Einsatz. In der Vulkaneifel lässt sich kein räumliches Muster erkennen. "Besonders abgelegene Bereiche sind betroffen", sagt Peter Teusch von der Dauner Polizei. Die Diebe bedienen sich dort, wo sie am ungestörtesten sind: in versteckten Steinbrüchen, auf einsamen Parkplätzen und entlegenen Baustellen.
Zu einer mehrwöchigen Serie von Diebstählen kam es vergangenes Jahr bei den Klinikparkplätzen auf dem Plateau bei Bernkastel-Kues. Hier hatten es die Täter auf das Benzin aus abgestellten Autos abgesehen: Zig Tanks wurden ausgeräubert. Die Polizei reagierte mit verstärkten Kontrollen. Gefasst wurden die Diebe allerdings nicht.Siebe helfen gegen Diebe


Mehr Glück hatten die Beamten mit Tätern, die in Mülheim an der Mosel zuschlugen. Diese hatten ihre Fingerabdrücke hinterlassen - und siehe da, sie passten zu jenen von Dieseldieben, die im Kreis Alzey-Worms auf frischer Tat ertappt worden waren. "Wir gehen davon aus, dass das gewerbsmäßig gemacht wird", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg.
So manche Spedition wie Elsen in Wittlich hat auf das Problem reagiert. Sie hat Siebe in die Tankstutzen ihrer LKW einbauen lassen, die zu feinmaschig sind, um einen Schlauch hindurchzustecken. So ersparen sie ihren Fahrern ein böses Erwachen.Extra

Dass Diesel- und Benzinpreise seit dem Höchststand im September 2012 (laut ADAC im Schnitt: Super 1,67 Euro, Diesel: 1,52 Euro, heute: 1,59 und 1,49 Euro) wieder leicht gesunken sind, wirkt sich nicht auf die Gier der Spritdiebe aus. Die Zahl der Taten ist seit 2010 (168) konstant gestiegen und liegt 2013 aktuell bei 196. Die erbeutete Menge ist erstaunlicherweise geringer als in den Vorjahren. 2011 wurden mehr als 56 000 Liter erbeutet. Aktuell sind es "nur" 25 000. Über die Ursache lässt sich nur spekulieren. Der Hunsrück, Trier, Konz oder Saarburg bleiben weitgehend verschont. Am aktivsten sind die Diebe in der Eifel und entlang der Autobahnen der Region. kah

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