Ein Rest von Würde in den Kriegswirren

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde die Eifel von vernichtenden Gefechten heimgesucht. Zahlreiche gefallene Soldaten wurden in mehreren Dörfern auf eigenen Friedhöfen bestattet, bevor in der Nachkriegszeit eine zentrale Gedenkstätte entstand.

 So sahen die frisch angelegten Soldatengräber in Irrhausen aus. Foto: Archiv Alois Mayer

So sahen die frisch angelegten Soldatengräber in Irrhausen aus. Foto: Archiv Alois Mayer

Irrhausen. Der Zweite Weltkrieg forderte unsäglich viele Opfer unter dem Militär und der Zivilbevölkerung. Gerade gegen Ende des Krieges, in der sogenannten Rundstedt- oder Westwall-Offensive, starben auf alliierter und deutscher Seite sehr viele junge Soldaten. Sie alle wurden rasch auf eiligst angelegten Friedhöfen bestattet.

Fast in jedem Ort der Amtsbürgermeisterei Daleiden-Leidenborn gab es einen Soldatenfriedhof. Auch in Irrhausen.

109 Soldaten waren in den wenigen Monaten von September 1944 bis März 1945 rund um Irrhausen gefallen oder an ihren Verwundungen gestorben. Diese wurden unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung von dem damaligen Irrhauser Pfarrer - teils auch von zufällig anwesenden Militärgeistlichen - beerdigt. Die Gemeinde Irrhausen hatte extra für die Toten einen eigenen Soldatenfriedhof angelegt. Dieser lag ausgangs des Dorfes in Richtung Daleiden auf der rechten Straßenseite in einer Parzelle mit dem Flurnamen "An der Hoar". Mit seinen 107 Einzelgräbern zählte jener "Irrhauser Heldenfriedhof" zu dem zweitgrößten innerhalb der damaligen Bürgermeisterei Daleiden-Leidenborn. Die größte Begräbnisstätte mit 132 Einzel-Soldatengräbern befand sich in Daleiden.

Aber noch war dieser Ehrenfriedhof provisorisch. Erst nach Kriegsende begann Irrhausen - zu Beginn des Jahres 1946 - sowohl mit gründlichen Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten innerhalb des Ortes als auch mit der Ausgestaltung jenes Soldatenfriedhofes. Bereits nach wenigen Wochen war er eine würdige und ehrende Begräbnisstätte für die Gefallenen, umgeben von einem Lattenzaun, mit abgesandeten Wegen und einem Rondell mit einem Ehrengrab. Irrhauser Familien übernahmen eine "Patenschaft" über mehrere Soldatengräber, pflegten sie, schmückten sie mit Blumen und beteten für das Seelenheil der meist sehr jungen gefallenen Soldaten.

1952 begann im Namen des Volksbundes Deutscher Kriegsgräber die Suche nach einem großen Sammelfriedhof: Die vielen Hundert Gefallenen aus zahlreichen Orten im Altkreis Prüm sollten auf einen großen Soldatenfriedhof umgebettet werden. Nahezu alle betroffenen Gemeinden stimmten diesem Ansinnen zu und wünschten sich eine solche Gedenkstätte auf Daleidener Gemarkung. Es dauerte aber noch bis August 1954, bis nach allen Überwindungen bürokratischer Hindernisse mit dem Bau in Daleiden begonnen werden konnte. Die Umbettungsarbeiten in Irrhausen schritten am zügigsten voran. Bereits am 21. Dezember 1954 waren alle Toten von Irrhausen nach Daleiden umgebettet. Heute stehen hübsche Wohnhäuser auf der Gemarkung "An der Hoar", und nichts kündet mehr von der ehemaligen Anlage des Soldatenfriedhofes.

Am 3. Februar 1955 waren alle Kriegstoten des Amtsbezirks Daleiden-Leidenborn umgebettet, außer jenen aus den bis heute bestehenden und gut gepflegten orts- und kircheneigenen Soldatengräbern in Dahnen (eigens angelegter Ehrenfriedhof bei der Kapelle mit 62 Einzelgräbern), Eschfeld (98 Einzelgräber auf kircheneigenem Friedhof) und Lützkampen (68 Einzelgräber auf eigenem Heldenfriedhof).

Der große Daleidener Soldatenfriedhof wurde am 12. Juli 1959 feierlich seiner Bestimmung übergeben. Er ist der größte Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkriegs in Rheinland-Pfalz. Mehr als 3200 gefallene Soldaten, die vorher auf 72 kleineren Anlagen bestattet waren, ruhen nun dort.

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