Gewerbe Flugplatz Bitburg: Verkauf von Gewerbeflächen liegt nicht mehr auf Eis

Bitburg · Nach Jahren des Stillstands geht es auf dem Flugplatz Bitburg weiter mit der Vermarktung von Gewerbeflächen. Für das Altlastenproblem haben Bund, Land und Zweckverband eine Lösung gefunden, die nicht jedem gefällt.

 Noch geht's hier nicht weiter: Aber bald könnten auch die Gewerbeflächen im sogenannten B-Shelter verkauft werden.

Noch geht's hier nicht weiter: Aber bald könnten auch die Gewerbeflächen im sogenannten B-Shelter verkauft werden.

Foto: TV/Christian Altmayer

Die Schneedecke hinter dem Zaun ist unberührt. Weiß schlängelt sich die Straße durch das Gelände, vorbei an verfallenen Bunkern und Hallen. Autos sind keine zu sehen, nicht mal Reifenspuren. Das Tor ist seit Jahren zu. „Betreten verboten!“, steht auf dem Schild vor der Absperrung.

Es wirkt, als wäre der B-Shelter noch immer ein militärisches Schutzgebiet, als hätten die Amerikaner das Areal nicht vor Jahren an den Bund zurückgegeben. Dabei ist das Gebiet nordwestlich der Startbahn längst erschlossen. Rund zwei Millionen Euro flossen in Zuwege für Firmen, die sich niemals ansiedelten. Bis jetzt. Denn mit dem strengen Verkaufsstopp auf dem Flugplatz ist Schluss. Aber immer der Reihe nach:

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat die Vermarktung der Gewerbeflächen 2016 ausgesetzt. Der Grund waren gefährliche Altlasten, die von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord beauftragte Gutachter auf dem ehemaligen US-Stützpunkt gefunden haben. Bekannt sind sie unter dem Namen Perfluorierte Tenside oder kurz: PFT. Wissenschaftler bringen die Chemikalien unter anderem mit Krebserkrankungen, Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie Störungen des Stoffwechsels und Immunsystems in Verbindung.Wo sie herkamen, ist belegt: Sie stammen aus Löschschäumen, die die Feuerwehren der US-Truppen bei Bränden und Übungen versprühten. Nur wie man sie loswird, war lange unklar. Denn die Stoffe sind langlebig.

Solange es kein Sanierungskonzept für die Belastung gab, durfte die Bima nicht verkaufen. Auch heute existiert keines – zumindest kein umfangreiches Dokument. Und trotzdem hat das erste Grundstück auf dem Flugplatz Ende vergangenen Jahres den Besitzer gewechselt.

Möglich gemacht hat das eine Vereinbarung zwischen der Bima und der SGD Nord. Die Landesumweltbehörde hat mit dem Bund ausgehandelt, dass der Flugplatz auch nach und nach saniert werden kann. Statt ein Gesamtkonzept aufzustellen, betrachten die Behörden künftig Einzelfälle. Erst wenn es eine Anfrage für ein Grundstück gibt, werden die Schadstoffe auf Kosten des Bundes abgebaggert und entsorgt – so der Plan. „Wir sind trotzdem daran interessiert, dass die Bundesanstalt ein Sanierungskonzept für den gesamten Flugplatz erstellt“, sagt Helmut Berscheid vom Zweckverband Flugplatz. Die gefundene Lösung sei aber eine „Blaupause“ für weitere Vermarktungen.

Zum ersten Mal zum Zug kam diese „bedarfsgerechte Erschließung“ bei der Planung einer Müllumladestation in der Hans-Bongers-Straße. Der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier, kurz A.R.T., hat Ende Dezember ein 2,2 Hektar großes Grundstück erworben, das nachweislich mit PFT belastet ist. Rund 500 000 Euro hat sich der kommunale Entsorgungsbetrieb das Areal kosten lassen.

Die Bauarbeiten sollen laut Geschäftsführer Maximilian Monzel noch 2019 beginnen. Das Ziel: Das Verladen und Transportieren von Müll in kommunale Hände nehmen. Bislang übernimmt dies im Eifelkreis der Branchenriese Remondis. In allen anderen Landkreisen der Region hat der A.R.T. aber einen eigenen Umschlagplatz. Und bald wohl auch in Bitburg. Zuvor muss der Bund nur noch die Schadstoffe abbaggern und der Zweckverband Flugplatz das Gelände herrichten.

Doch nicht nur in Sachen Abfall tut sich etwas in Bitburgs größtem Gewerbegebiet. Auch ein weiteres Grundstück steht offenbar kurz vor dem Verkauf, wie ein Sprecher des Zweckverbandes auf TV-Anfrage bestätigt. Die Nattenheimer Firma „‚Faszination aus Holz – Bauservice“ will ein Grundstück erwerben, das zuvor vermietet wurde. Der Zweckverband hat bereits eingewilligt. Bevor der Kaufvertrag geschlossen werde, schreibt ein Sprecher der Behörde, müssten aber zunächst „Altlastenfragen geklärt“ werden. Auch hier wird wohl das neue Verfahren, auf das sich Bima und SGD Nord geeinigt haben, zum Einsatz kommen.

Und das ist sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange. Laut dem Zweckverband Flugplatz laufen bereits Gespräche mit Unternehmen, die sich auf dem B-Shelter oder anderen belasteten Flächen ansiedeln wollen. Für ein rund 150 Hektar großes Areal südwestlich des Flugplatzes hat die Bima auf der Expo Real in München Werbung gemacht, der größten Messe für Immobilien und Grundstücke in Deutschland. Und das, bevor diese Flächen überhaupt saniert wurden.

Es bewegt sich also wieder was in Bitburgs größtem Gewerbegebiet. Und das freut nicht jeden. Der Umweltaktivist Joachim Spang etwa hält das Vorantreiben der Vermarktung im Augenblick für falsch. Der Mann aus Welschbillig (Kreis Trier-Saarburg), der sich seit Jahren mit der PFT-Problematik auseinandersetzt, sagt: Es reiche nicht, verunreinigte Erde abzubaggern.

Die PFT hätten sich schon viel zu weit ausgebreitet. Helfen würde es höchstens, das Grundwasser unter dem Flugplatz zu reinigen und die stark belasteten Stellen in Beton einzukapseln, damit nichts mehr austreten kann. Erst dann sollten Bima und Zweckverband über den Verkauf der Flächen nachdenken, findet Spang: „Wir dürfen uns nicht mehr länger selbst belügen. Sonst werden die nächsten Generationen uns irgendwann verfluchen.“

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