Für das, was Schule nicht leisten kann

Bitburg/Neuerburg/Speicher/Arzfeld/Prüm · Anfang 2018 sollen an allen Grundschulen im Eifelkreis Sozialarbeiter tätig werden. An den Kosten will sich der Kreis beteiligen. Wo werden welche Stellen geschaffen und wie teuer wird das eigentlich? Ein Überblick.

Bitburg/Neuerburg/Speicher/Arzfeld/Prüm Die Eltern trennen sich, der beste Freund hat auf einmal neue Freunde. Mobbing, Streit, Überforderung - das alles sind Probleme von Grundschülern. Und meistens können Lehrer nicht helfen. Müssten sie doch erziehen statt unterrichten. Was man bräuchte, wären Sozialarbeiter, neutrale Personen, die vermitteln zwischen Kindern, Eltern und Kollegium. Das sieht auch die Verwaltung des Eifelkreises Bitburg Prüm so. 2018 will man daher kreisweit Stellen an Grundschulen schaffen - oder sich zumindest finanziell beteiligen. Dass Sozialarbeiter helfen können, hat der Eifelkreis bei einem Modellprojekt an der Bertrada-Grundschule in Prüm sowie an der Grundschule Bitburg-Süd herausgefunden. Dort gab es jeweils eine halbe Stelle. Die Testphase ging 2016 zuende. Die Bilanz ist laut Verwaltung positiv. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen soll nun ab Anfang 2018 an allen Grundschulen des Kreisgebiets ein solches Angebot geschaffen werden. In der Verbandsgemeinde Speicher ist schon seit 2015 eine Schulsozialarbeiterin tätig. Als der VG-Rat beschloss, sie einzustellen, war der Kreis noch nicht bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Also wurden erstmal keine halben, sondern Viertelsachen gemacht. 25-Prozent sollte Kristina Jücker bekommen.Ende 2016 strich der VG-Rat das Projekt dann wieder aus dem Budget. Danach zahlte der Förderverein der Grundschule Speicher mit Hilfe von Spendern und Stiftungen das Gehalt der Sozialarbeiterin. Die war dann allerdings nur noch in der Stadt tätig. Orenhofen, Spangdahlem und Preist mussten ohne sie auskommen. Jetzt will der Kreis die Schulsozialarbeit doch mit 18 890 Euro fördern. Es bleiben aber noch Restkosten von 9 445 Euro. Die soll die strukturschwache VG selbst aufbringen - zumindest theoretisch. Denn offenbar will man die Fördervereine fragen, ob sie sich beteiligen wollen. Die Weiterführung der Schulsozialarbeit wurde trotz ungeklärter Finanzierung beschlossen - mit einer Änderung: Jücker erhält fünf Prozent mehr, wird also zwei Stunden mehr arbeiten. Außerdem soll sie wieder an allen vier Grundschulen in der VG zur Verfügung stehen. Der VG-Rat Bitburger Land hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, eine zunächst auf zwei Jahre befristete Vollzeitstelle einzurichten. Der Sozialarbeiter wird dann an allen zehn Grundschulen in der Verbandsgemeinde tätig sein. Die dafür veranschlagten 60 000 Euro sollen zu gleichen Teilen von der VG und vom Kreis getragen werden. Nach zwei Jahren wird dann bewertet, ob die Maßnahme erfolgreich war. Nur dann wird sie fortgeführt. Davor gab es im Bitburger Land noch keine Sozialarbeiter an Grundschulen.Anders war die Lage in der Stadt Bitburg. Hier gab es schon seit 2012 eine halbe Stelle - zunächst wurde sie vom Bund finanziert. Seit 2014 teilen sich der Eifelkreis und die Stadt die Kosten von 30 000 Euro im Jahr. In der jüngsten Stadtratssitzung einigte man sich darauf, eine Vollzeitstelle für Cornelia Fuchs zu schaffen (der TV berichtete). Wer die Kosten von insgesamt 60 000 Euro im Jahr übernimmt, wird derzeit noch verhandelt. Denkbar wären Kooperationen vom Kreis, dem Roten Kreuz, den Fördervereinen und der Nikolaus-Koch-Stiftung. In der Südeifel gab es bis dato keine Sozialarbeit an Grundschulen. Mit Unterstützung des Kreises wurde jetzt eine 30-Prozent-Stelle geschaffen. Je einen Vormittag in der Woche wird eine Fachkraft in einer der Grundschulen Mettendorf, Karlshausen, Bollendorf und Körperich tätig sein. An den Grundschulen in Irrel und Neuerburg werden die Sozialarbeiter der benachbarten Realschulen plus zur Verfügung stehen. Ähnlich sieht es in der Verbandsgemeinde Arzfeld aus. Zwar gab es auch dort anscheinend schon länger Bedarf an Sozialarbeit. Denn die vier Grundschulen in Arzfeld, Waxweiler, Daleiden und Lützkampen fragten immer wieder nach Unterstützung. Die konnte allerdings ohne Fördergeld nicht finanziert werden. Jetzt sieht es - mit dem Zuschuss des Kreises - anders aus. Der VG-Rat hat beschlossen, die Schulsozialarbeit 2018 einzuführen. Ab Januar werden die Kinder an allen vier Standorten von einer Sozialarbeiterin mit 30-Prozent-Stelle betreut. Dafür stehen 13 Wochenstunden zur Verfügung. Und wie halten es die Prümer? Die finanzieren die Arbeit der Sozialarbeiterin, die dort schon seit fünf Jahren tätig ist, nicht nur weiter. Sie legen sogar noch 25 Prozent drauf. Anette Schürmann bekommt ab 2018 eine Dreiviertelstelle. So hat es der VG-Rat beschlossen. Kosten lässt sich die Verbandsgemeinde das ingesamt 24 270 Euro.Die andere Hälfte zahlt der Kreis. Schürmann bietet ihre Dienste an den Grundschulen in der Abteistadt, in Bleialf, Auw, Schönecken, Pronsfeld und Wallersheim an. KommentarMeinung

Keine halben SachenEine Rechenaufgabe: Man nehme zwölf Wochenstunden. Das entspricht einer Drittelstelle für eine Sozialarbeiterin. Dann teile man dieses Pensum durch vier Grundschulen. Heraus kommen drei Stunden pro Schule - also nicht mal ein ganzer Vormittag in der Woche. Das ist nicht viel Zeit für ein Kind, das ein Problem hat. Und was, wenn gleich mehrere an die Tür der Sozialarbeiterin klopfen? So wird die Situation ab 2018 in den Verbandsgemeinden Südeifel, Speicher und Arzfeld aussehen. Klar: Ein abgespecktes Angebot ist immer noch besser als gar keins. Und woher sollen die strukturschwachen VGs das Geld nehmen? Aber dreißig Prozent sind einfach zu wenig. Dann muss eben mehr Fördergeld fließen. Wo wäre es besser angelegt? c.altmayer@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort