Kommunen geraten in Salznot

Die Streudienste sind im Dauereinsatz. Doch reichen die Salzvorräte angesichts der Mengen, die auf die Straßen gebracht werden, überhaupt aus? Hier bietet sich ein sehr unterschiedliches Bild.

Kreis Euskirchen. "Zurzeit können wir uns kein Päuschen erlauben", beschreibt Herbert Kranz, Leiter der Straßenmeisterei Lommersum, das Arbeitspensum, das seine 21 Mitarbeiter zu bewältigen haben. Ebenfalls Hochbetrieb verzeichnen die Straßenmeistereien Gemünd und Blankenheimerdorf und alle, die in Sachen Winterdienst im Kreis unterwegs sind. Alleine die drei Straßenmeistereien sorgen auf 1000 Kilometern Bundes- und Landstraßen sowie Rad- und Gehwegen für rutschfreies Fahren.

Ein Ende der Einsätze ist nicht in Sicht: Fürs Wochenende hat der Deutsche Wetterdienst wieder heftige Schneefälle vorausgesagt. Hinzu kommen böige Winde. "Das bedeutet, dass wir zusätzlich mit Schneeverwehungen rechnen müssen", so Kranz.

Es kommt zu Engpässen beim Streusalz. "Normalerweise funktioniert die Lieferung von einem Tag auf den anderen, zurzeit müssen wir zwei, drei Tage Wartezeit in Kauf nehmen", bestätigt Kerstin Janitz, stellvertretende Leiterin der Autobahnmeisterei Weilerswist. Sechs Fahrzeuge sind permanent auf den Autobahnen 1, 61 und 553 unterwegs, wo alleine über Weihnachten und Neujahr rund 700 Tonnen Salz gestreut wurden.

Enorme Mengen hat auch die Straßenmeisterei Blankenheimerdorf ausgebracht. Seit dem Saisonbeginn am 15. Dezember wurden 1500 Tonnen Salz, vermischt mit 30 000 Litern einer dreißigprozentigen Solelauge, auf dem rund 250 Kilometer umfassenden Streckennetz im Südkreis ausgebracht. Auch hier hat Leiter Hans-Jürgen Harms 500 Tonnen nachbestellt. Ähnliche Mengen verteilten die 25 Kollegen der Straßenmeisterei Gemünd auf 260 Kilometern (Schleiden, Kall, Mechernich, Zülpich). Doch nicht nur die Straßenmeistereien sorgen für rutschfreies Fahren. Auch die Kreise und Kommunen sind im Winterdienst aktiv. Hier ist manchenorts Salznot ausgebrochen: In Hellenthal etwa, wo im Höhengebiet viele kleine Straßen freizuhalten sind. "Wir sind knapp dran", sagt Bauamtschefin Marion Duisberg.

"Wir haben noch 20 Tonnen. Wenn wir morgens und abends voll streuen, reicht das für einen Tag." Damit die Gemeinde übers Wochenende kommt, werden nur Steil- und Busstrecken gestreut.

170 Tonnen in Dahlem schon verbraucht



"Bei uns sieht's ähnlich aus", sagt ihr Amtskollege Horst Kirfel in Schleiden. Auch hier werde zurückgefahren, ebene Straßen nicht gestreut. Die noch vorhandenen 80 bis 85 Tonnen reichten übers Wochenende, wenn normal gestreut werde. Wo der Schulbus fahre - etwa am Hähnchen in Schleiden - und in Steigungen wie hinauf zum Salzberg in Gemünd werde weiter gestreut. Im August habe er 170 Tonnen geordert. Diese Menge sei in den vergangenen Wintern nicht verbraucht worden. Lothar Bieder, der in Dahlem die Bauhofeinsätze leitet, hat ähnliche Probleme: "Wir kommen noch mit dem Krückstock übers Wochenende." Zum Glück hat er vor anderthalb Wochen Salz bestellt. Vom Lieferanten hat er erfahren, dass dieser selbst beikaufen musste. Es sei einfach nicht genug Salz vorhanden, das auf die Schnelle geliefert werden könne. Ernst Lambertz, Fachbereichsleiter in Nettersheim, und Erwin Nelles (Blankenheim) erwarten ihre Salz-Lieferungen nächste Woche - bis dahin reichen die Vorräte. Mechernichs Bauhofleiter Günter Schmitz hat noch einige Tonnen in der Salzhalle. Am Dienstag hat er neues Salz bestellt, das Mitte kommender Woche geliefert werden soll: "Bis dahin können wir normal weiterstreuen." Laut Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt Euskirchen, reichen dort die Vorräte aus.

Der Kreis Euskirchen hat laut Heinz-Peter Witt, Abteilungsleiter Tiefbau, seit zwei Wochen Probleme mit der Nachlieferung. Es sei viel telefoniert worden, dann sei vor Weihnachten eine Lieferung eingetroffen, die noch etwa eine Woche reiche. Vom Vertragspartner sei ihm gesagt worden, dass bei Engpässen Autobahnmeistereien mit ihren "höher qualifizierten Straßen" vorrangig versorgt würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort