Lauter Ruf nach dem großen Wurf

Dass der "Spittel" sich laut Moderator Rudolf Scheuvens vom Stadtplanungs-Büro Scheuvens & Partner nicht als Standort für ein Fachmarktzentrum eigne, blieb beim Bürger-Forum unwidersprochen. Heiß diskutiert wurde der Erhalt oder Abriss des Postgebäudes und ein Gesamt-Konzept.

Bitburg. Die Diskussion beim Bürger-Forum zur Umgestaltung des "Spittels" konzentrierte sich auf die Varianten 1 und 2 (siehe Extra) und kreiste um folgende Punkte: Zum Postgebäude: Unter großem Applaus fragte Heiner Gillen (SPD): "Darf man dieses klar strukturierte Gebäude abreißen?" Auch Berthold Klein (Grüne) machte sich für einen Erhalt stark. Zwei ältere Herren hingegen, die noch den Hospitalbau kannten, erzählten, wie unzufrieden die Bitburger in den 50er Jahren mit "dem Klotz auf dem schönen Platz" waren. Jürgen Weiler (CDU) sprach sich für einen größeren Platz aus. Auch Stadt-Chef Joachim Streit betonte die große Bedeutung eines zentralen Platzes, etwa für Folklore-Festival und mehr. Stefan Kutscheid (Faco) gab zu bedenken, dass je weiter die Gebäudekante nach hinten rutsche, desto unattraktiver werde das Erdgeschoss für Händler und umso wahrscheinlicher sei eine gastronomische Nutzung. Wolfgang Fandel schlug vor, den Platz unabhängig von der Investoren-Suche für Biergarten-Gastro zu nutzen, also selbst aktiv zu werden. Impulse für den Handel: "Impulse können doch nicht von einer reinen Kleinteiligkeit kommen, wo die meisten Läden einfach nur ihren Standort an den Spittel verlagern", gab ein Bürger zu bedenken. Gillen (SPD) fürchtet zu viel Konkurrenz für die Innenstadt und forderte auch deshalb, das Postgebäude zu lassen - ohne jegliche Anbauten. Hermann-Josef Jutz (FBL) sprach die Einzelhandels-Studie an, nach der Bitburg bereits einen sehr hohen Standard habe und alle Segmente abgedeckt seien. Stadt-Chef Streit berichtete von weiteren Groß-Händlern, die auf der Suche nach Flächen in Bitburg seien: "Die Innenstadt könnte noch etwas Großflächigkeit vertragen und hochwertige kleinere Geschäfte kann eine Stadt nie genug haben." Deshalb der Mix aus Gastronomie, Wohnen sowie groß- und kleinteiligem Einzelhandel, zu dem Rudolf Scheuvens vom Planungs-Büro rät: "Wir bauen ein Stück Innenstadt weiter und nicht ein reines Einkaufs-Center." Heiko Jakobs wies auf den Wachstums-Motor "Gesundheitsmarkt hin". Gesamt-Konzept: Michael Ludwig (CDU) vermisst, dass Südschule, Krankenhaus und Kirchweg nicht in die Rahmenbedingungen miteinbezogen werden, denn Parkplatz-Optionen gäbe es bei der Südschule, was das Projekt für Investoren wegen dem Wegfall einer teuren Tiefgarage interessanter mache. Dem stimmte auch Hubert Weiss (CDU) zu, während Weiler (CDU) sagte: "Man muss zunächst mal an einer Stelle beginnen." Klein (Grüne) forderte ein Gesamt-Konzept bis zum Parkplatz "Altes Gymnasium", das in Teilschritten realisiert werden könnte. Meinung Eins nach dem anderen Mit dem Kauf des Post-Areals hat die Stadt vor einigen Jahren weise gehandelt. So sitzt sie - anders als beim Beda-Markt - selbst am Ruder und ist bei der Entwicklung des Geländes nicht auf einen Grundstücks-Besitzer angewiesen. Aber auf einen Investor. Ein kompletter Umgestaltungs-Auftrag für das gesamte angrenzende Gelände dürfte die heikle Investoren-Suche noch erschweren. Schließlich stellt der "Spittel" schon so eine Herausforderung dar. Denn wer dort investiert, kann nicht einfach großflächig dicht planen, sondern muss ein Händchen für den Mix haben, von dem die Idee lebt. Zwar ist die Forderung nach mehr Berücksichtigung und Einbeziehung des kompletten Umfelds berechtigt - schließlich birgt das auch weitere Chancen. Aber am ehesten umsetzbar ist wohl eins nach dem anderen, ohne dabei das Ganze aus den Augen zu verlieren. d.schommer@volksfreund.deDrei Varianten: Zur Umgestaltung des rund 4400 Quadrat meter großen Bitburger Post-Areals "Am Spittel" sind grob drei Varianten zu unterscheiden 1: Großflächiger Einzelhandel mit 1600 Quadratmetern Verkaufsfläche (Abriss Postgebäude, eingeschossige Bebauung mit Parkdecks, hohe Magnetwirkung, fehlende Atmosphäre auf dem Veranstaltungs-Platz); 2: Mix aus kleinteiligem Einzelhandel, Wohnen und Dienstleistung mit Erhalt des Postgebäudes (Verkaufsfläche von 1200 bis 1600 Quadratmeter, geringere Magnet-Wirkung, größere Konkurrenz zu bestehendem Handel); 3: Mix aus klein- und großflächigem Einzelhandel mit Abriss des Postgebäudes (1200 Quadratmeter Verkaufsfläche, höhere Magnet-Wirkung für Innenstadt und ein mit 1700 Quadratmeter um 600 Quadratmeter größerer Platz für Veranstaltungen). Großflächiger Einzelhandel müsste sich auch im Mix von Variante 2 unter Erhalt des Postgebäudes realisieren lassen.

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