Mehr Halle für weniger Lärm

Viele Male hat der Prümer Schlachthof bereits den Stadtrat beschäftigt und hohe Wellen in der Abteistadt geschlagen. Nach zwei Jahren der Planung haben nun die Arbeiten begonnen. Dennoch bleiben einige Anwohner bei ihrer ablehnenden Haltung.

Prüm. Nach jahrelangen Genehmigungsverfahren hat der Prümer Schlachthof grünes Licht für die geplante Erweiterung bekommen. Vor einigen Tagen haben nun die Arbeiten begonnen. Das Gelände wird erweitert, damit ein Wendehammer für die Lastwagen angelegt werden kann. "Uns geht es vor allem darum, unsere Produktionsabläufe zu optimieren", sagt Klaus-Dieter Fuchs, der Leiter des Schlachthofs. Bislang müssten die LKW auf dem Gelände rangieren und zurücksetzen, was mit zusätzlichem Lärm verbunden sei.

Außerdem werden der komplette Be- und Entladebereich sowie der Viehtrieb in einer geschlossenen Halle untergebracht. "Es kommt alles unter Dach, wo Lärm entstehen kann", sagt Fuchs.

Bauarbeiten bis November, Investition für Jahrzehnte



Zusätzlich wird eine sogenannte Abwasser-Vorreinigungsanlage gebaut. Diese besteht aus einem großen Tank, in der das hauptsächlich mit Blut verunreinigte Wasser aufgefangen und vorgereinigt wird. Dann kann es dosiert in den Kanal geleitet werden, sodass die Kläranlage in Watzerath nicht wie früher an den Schlachttagen besonders stark belastet wird, weil das ganze verunreinigte Wasser auf einmal ankommt.

"Wenn wir hier fertig sind, erfüllen wir die neuesten EU-Vorschriften", sagt Fuchs. Damit sei man auf jeden Fall in der Region und vermutlich sogar deutschlandweit der erste Betrieb, der diese hohen Standards besitze. Im November sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, die bei laufender Produktion erfolgen.

Die Gesamtinvestitionen gehen laut Fuchs in Richtung einer Million Euro. "Aber das ist eine Investition für die nächsten Jahrzehnte", sagt Fuchs. Schließlich sei der Altkreis Prüm die viehstärkste Region in Rheinland-Pfalz.

Dennoch sind die Nachbarn nicht alle glücklich mit dem Vorhaben des Schlachthofs. Vor allem Heribert Haack wehrt sich seit langem gegen den Ausbau. "Es heißt immer, mit der Erweiterung wird alles besser", sagt Haack. Das könne aber gar nicht sein, weil es vorher gar nicht schlecht war. "Wir wohnen jetzt 23 Jahre hier und haben uns nie beschwert."

Aber die Erweiterung bedeute auch, dass der Schlachthof seine Kapazität steigere und mehr schlachte, das gehe aus der beantragten Betriebsgenehmigung hervor, berichtet Haack.

Fuchs unterdessen betont ausdrücklich, dass nicht mehr Tiere geschlachtet werden sollen.

Sein Haus sei allerdings wegen der Erweiterung deutlich weniger wert, sagt Haack. Ein gerichtlich bestellter Gutachter schätze den Wertverlust auf 25 000 Euro. Zukünftig sei er ein direkter Nachbar des Schlachthofs, der dann sechs Meter von seinem Haus entfernt stehe.

Wegen der neuen Mauer bekomme man nun morgens keine Sonne mehr. Aber der Stadtrat habe nun einmal die Änderung des Bebauungsplans genehmigt. So habe er kaum noch eine Möglichkeit, gegen die Erweiterung vorzugehen. "Aber wenn ein Ratsmitglied oder die Stadtbürgermeisterin hier wohnen würden", sagt Haack, "dann hätte die Entscheidung sicherlich anders ausgesehen." EXTRA Der Prümer Schlachthof besteht seit fast hundert Jahren. Anfang der 1920er Jahre wurde er errichtet. Klaus-Dieter Fuchs leitet den Betrieb seit 1988. Mittlerweile ist der Betrieb der zweitgrößte Rinderschlachtbetrieb in Rheinland-Pfalz, er hat 34 Mitarbeiter. Jährlich werden rund 18 000 Rinder und 16 000 Schweine geschlachtet.

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