Vereine Musizieren kommt nie aus der Mode

Waxweiler · Vor 120 Jahren wurde im Prümtal der Musikverein Lyra Waxweiler gegründet. Am Wochenende wird das Jubiläum groß gefeiert

 120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler noch immer aktiv.

120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler noch immer aktiv.

Foto: Hans-Peter Gasper

Das Kaiserreich stand in voller Blüte, der erste Weltkrieg war noch in weiter Ferne, da fand sich 1898 in Waxweiler eine Gruppe motivierter Freizeitmusiker zusammen die beschloss, ihrer gemeinsame Leidenschaft in Zukunft offiziell als Verein zu pflegen: Die Geburtsstunde des Musikvereins Lyra Waxweiler 1898 war gekommen. 120 Jahre später wird nun am Wochenende deswegen groß gefeiert: mit einem Kommersabend am Samstag, 15. September, und einem Musikfest am Sonntag, 16. September.

„Ob die Gründer wohl ahnten, dass wir 120 Jahre später immer noch bestehen? Gut, sie werden nicht daran gedacht haben, dass auch Frauen mitspielen“, sagt Karin Junghölter und lacht. Und nicht nur das, die Damen haben mittlerweile sogar die Oberhand gewonnen: 27 aktive Mitglieder zählt der Verein aktuell, davon sind 20 weiblich. „Wie in wohl allen Musikvereinen spielten erst mal nur Männer mit. Frauen kamen erst spät dazu. So richtig vorstellen kann man sich das kaum noch“, sagt Junghölter.

Dabei war man in Waxweiler früh dabei. Als einer der ersten Musikvereine in der Region spielte man gemeinsam. „Das ganze lockerte in den frühen 1970ern auf. Nach und nach setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch Frauen gute Musiker sein können“, sagt Klemens Kockelmann und lacht. Als Vorsitzender leitete er über 20 Jahre den Verein. Die Öffnung für Frauen sei damals heiß diskutiert worden und habe für einigen Trubel gesorgt, erinnert sich der langjährige Dirigent Rudolf Irsch. Das sei aber letztlich dann aus heutiger Sicht alles Schnee von gestern.

Wie sich – abgesehen von der Geschlechtermischung – die Arbeit noch unterscheidet? „Wohl wie bei allen Vereinen in der Region: Grundsätzlich sind wir musikalisch besser geworden, auch weil die Ausbildung heute deutlich professioneller ist“, sagt Kockelmann. „Und es werden nicht mehr nur Polkas oder Märsche gespielt“, fügt Irsch keck hinzu.

Die Strukturen der musikalischen Ausbildung aber auch des Vereinswesens seien heute ganz anders, als noch vor 50 Jahren, erläutert Karin Junghölter. „Vieles was in Sachen Ausbildung einst kaum zu stemmen war, wird heute von der Kreismusikschule hervorragend geleistet“, sagt die Vorsitzende. Kindern und Anfängern sei einst die Ausbildung schon nicht so einfach gemacht worden. „Da musste man sich, wenn man mit den Erwachsenen spielte, schon mal aufraffen.“

„Das ist mit heute wirklich nicht mehr vergleichbar“, sagt Claudia Steffes-Maus, Leiterin der Jugendkapelle, die seit knapp 40 Jahren besteht. Aktuell spielen zwölf Kinder und Jugendliche zwischen neun und zwanzig Jahren in der Kapelle.

Im Grundschulalter würden die meisten Kinder mit dem musizieren beginnen, sagt Claudia Steffes-Maus. Je nach Alter des Kindes, Instrument und Begabung seien die Kleinen dann nach ein bis zwei Jahren fit, um in der Nachwuchskapelle richtig mitspielen zu können, wieder drei bis vier Jahre später habe man ein Niveau erreicht, mit dem man bei den Kursen und Lehrgängen des Kreismusikverbands mithalten kann, die schließlich den Feinschliff zum Spiel im großen Orchester brächten.

Wann man bei den „Großen“ mitspielen kann, sei dabei wiederum sehr individuell, sagt Alessandro Heinzen (20). Als Jugendwart bringt er sich mittlerweile seit drei Jahren in die Vorstandsarbeit mit ein. „Ein Glücksfall für uns, ist er doch noch nah am Nachwuchs dran und kennt dessen Bedürfnisse“, sagt Junghölter. Anders als andere Vereine habe man keine Altersgrenzen gesetzt.

„Wenn es passt, dann spielt man mal mit und dann kommt irgendwann halt der Wechsel. Das geht ganz nebenbei bemerkt übrigens auch in die andere Richtung. Fehlt mal jemand an einem Instrument, das unbedingt gebraucht wird, kann auch mal ein alter Hase bei den Jungen spielen“, sagt Karin Junghölter.

Übrigens sind die Grenzen zwischen dem Orchester des Musikvereins und der Jugendkapelle jüngst erst wieder noch ein Stück durchlässiger geworden. „Bei einem Auftritt in Klüsserath gingen wir zum ersten Mal gemeinsam auf die Bühne. Ein schönes Ereignis für alle, besonders weil das echt gut geklappt hat.“

Der Kommersabend beginnt am Samstag, 15. September, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus mit Auftritten der Jugendkapelle sowie der Musikvereine Prüm und Mettendorf und den Büdesheimer Musikanten – dann übernimmt DJ Möschi.

Der Festsonntag, 16. September, wird mit einem Gottesdienst unter musikalischer Gestaltung des MV Biersdorf um 11 Uhr eröffnet. Anschließend treten der Prümtalchor, der MV Arzfeld, die Feuerwehrmusikkapelle Malbergweich, Die Feuerwehrkapelle Klüsserath, der MV Plütscheid-Lambertsberg und die Schneeeifel Musikanten auf.

 Auch 120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler aktiv wie  bei einem Auftritt in Klüsserath. Foto: Alfred Berweiler

Auch 120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler aktiv wie bei einem Auftritt in Klüsserath. Foto: Alfred Berweiler

Foto: Alfred Berweiler
 Auch 120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler aktiv. Foto: Karin Junghölter

Auch 120 Jahre nach seiner Gründung ist der Musikverein Waxweiler aktiv. Foto: Karin Junghölter

Foto: Karin Junghölter

Weitere Informationen im Internet auf: www.mvwaxweiler.de

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