Ohne Reden begegnen

BITBURG. Scharenweise Gratulanten, zwanglose Plaudereien und Operettenklänge als Überraschung: Der Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef feierte in der Galerie des Hauses Beda seinen 60. Geburtstag.

 300 Gäste machten Landrat Roger Graef (rechts) und seiner Gattin ihre Aufwartung.Foto: Manuel W. Schmitt

300 Gäste machten Landrat Roger Graef (rechts) und seiner Gattin ihre Aufwartung.Foto: Manuel W. Schmitt

"Wir sehen es mit viel Verdruss, was alles man erleben muss; und doch ist jeder darauf scharf, dass er noch viel erleben darf" - so lautet das Eugen-Roth-Zitat, das Roger Graef für seine Einladungskarten ausgewählt hatte. Mit rund 300 Freunden, Kollegen und Wegbegleitern feierte der Landrat des Kreises Bitburg-Prüm am Samstag im Bitburger Haus Beda seinen 60. Geburtstag. "Bitteschön, hier geht's noch durch", ruft Beate Läsch-Weber - Graefs Amtskollegin aus Bernkastel-Wittlich - und macht einigen Herren Platz am Rand der dichten Menschenansammlung in der Galerie. Diese füllt sich allmählich mit den Gratulanten, die der Landrat reihenweise im Foyer begrüßt. "Schön, dass du kommst", sagt er immer wieder und lächelt erfreut, wenn der nächste Gast auf ihn zusteuert. Auch Ehefrau Leli Graef schüttelt fleißig Hände und verteilt Küsschen an gute Freunde. Ist das ihre Welt? "Ich liebe Menschen - aber einzeln", sagt die "First Lady" des Landkreises und gesteht: "Das öffentliche Leben ist für mich eigentlich ein Drama." Sie habe sich zwar immer schon für Politik interessiert, jedoch nie vorgehabt, so in der Öffentlichkeit zu stehen. Die gebürtige Argentinierin war 1973 nach Deutschland gekommen, um als Chemikerin zu promovieren. Bei der Wohnungssuche in Bonn lernte sie Roger Graef kennen, der gerade sein Jurastudium abgeschlossen hatte. Zwei Monate später heirateten die beiden. "Ich habe dann zwei Kinder bekommen und meine Doktorarbeit gewissermaßen in ,Philosophie des Lebens' gemacht", scherzt Leli Graef. Die Gesprächsthemen unter den Gästen des Stehempfangs sind breit gefächert: Bitburgs Altbürgermeister Horst Büttner erzählt von seinem Jagdhund; Joachim Streit fachsimpelt mit dem Kyllburger VG-Chef Bernd Spindler über Brillen. Ständchen mit Stücken von Lehár und Gershwin

Währenddessen kündigt Moderatorin Agnes Peters - Graefs ehemalige Sekretärin - eine musikalische Überraschung an: Die Sopranistin Ursula Dimmer und ihr Klavierbegleiter, Joachim Oehm, haben Stücke von Lehár und Gershwin als anspruchsvolle Ständchen für den Landrat mitgebracht. Die Sängerin steht schon bereit, doch es will nicht so recht ruhig werden. Da greift Geburtstagskind Graef kurzerhand zum Kugelschreiber eines Pressevertreters. Und mit einigen Schlägen gegen sein Wasserglas sorgt er auch bei den letzten noch in Gespräche vertieften Gästen für Aufmerksamkeit. Anerkennender Applaus belohnt schließlich Ursula Dimmers Interpretation von "Fascinatin‘ Rythm" und einem Titel aus der "Lustigen Witwe". Ein Klarinetten-Quintett der Kreismusikschule unter Leitung von Dany Heuschen gestaltet die Feier ebenfalls mit. Auf langatmige Grußworte wartet der geneigte Gast indes vergeblich: Graef - sonst selbst als Autor etwas anhaltender Ansprachen bekannt - hat seine Gäste gebeten, darauf zu verzichten. "Wie sollte man sich begegnen, wenn man vielen Reden zuhören muss - seien sie auch noch so bewegend und schmeichelhaft", begründet der Jubilar seine Bitte, als er selbst das Wort ergreift. "Ich danke Ihnen dafür, dass Sie hier sind, um mir das Älterwerden zu erleichtern", fasst der Landrat zusammen und bringt die Zuhörer zum Schmunzeln. Wenn er sich zum Geburtstag etwas wünschen dürfe, sagt Graef, sei es "dass der Flugplatz Spangdahlem uns noch lange erhalten bleibt".

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