Viele Eltern hängen in der Warteschleife

Bitburg/Prüm · Der Rechtsanspruch ist da, die Realität hinkt hinterher: Die 56 Kindertagesstätten im Eifelkreis Bitburg-Prüm arbeiten mit Hochdruck daran, die Einrichtungen für die Betreuung von unter Dreijährigen fit zu machen. Dennoch fehlen vielerorts noch Kita-Plätze. Ein Lichtblick: Ende 2014 soll laut Kreisverwaltung der Bedarf gedeckt werden können.

Bitburg/Prüm. In wenigen Tagen wird Yannik (Name von der Redaktion geändert) ein Jahr alt. Bereits am Tag seiner Geburt meldeten seine Eltern, die namentlich nicht genannt werden möchten, ihn für einen Platz zum August dieses Jahres in der Kita St. Vinzenzhaus in Speicher an. Beide Eltern sind berufstätig, die Mutter nahm ein Jahr Elternzeit. Jetzt möchte sie aber wieder in ihren Beruf als Krankenschwester einsteigen. Ein Job mit wechselnden Schichtdiensten. "Ich bin auf diesen Kita-Platz angewiesen", sagt sie. Den allerdings bekommt sie wohl frühestens im Oktober 2014. "Dann ist mein Sohn zwei Jahre und zwei Monate alt", sagt sie, "dabei sollte er eigentlich mit einem Jahr in die Kita gehen."
Die Situation von Yannik ist kein Einzelfall: Allein in der Stadt Speicher stehen für die beiden Kitas - eine in kommunaler, eine in kirchlicher Trägerschaft - etwa 60 Kinder auf der Warteliste für einen U 3-Platz. Zieht man die Kinder ab, die das erste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind es immer noch 26 Zweijährige und acht Einjährige auf der Warteliste. Das zumindest ergab eine Befragung des Jugendamts von Anfang Juli. Die Zahlen können mittlerweile aufgrund von An- und Abmeldungen überholt sein und werden sich wohl auch verbessern, da in Speicher noch im Spätsommer 14 neue U 3-Plätze geschaffen werden sollen. Nichtsdestotrotz ist die Stadt Spitzenreiter: Insgesamt standen Anfang Juli in den 56 Kitas des Eifelkreises 117 Zwei- und 73 Einjährige auf der Warteliste für einen Kita-Platz.
Dabei hat sich im Kreis in den vergangenen Jahren bei der Betreuung von Kleinkindern schon einiges getan: Gab es 2005 gerade einmal 21 genehmigte U 3-Plätze, sind es heute knapp 700, Tendenz steigend. "Damit sind wir für einen Flächenkreis sehr gut aufgestellt", sagt Michael Billen, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Eifelkreises, der für die Kita-Bedarfsplanung zuständig ist. Eine theoretische Größe, die sich nicht an Wartelisten, sondern an vom Jugendhilfeausschuss vorgegebenen Quoten orientiert: Demnach müssen für 35 Prozent der Einjährigen eines Jahrgangs sowie 85 Prozent der Zweijährigen Betreuungsplätze bereitgehalten werden.
Um diese Vorgabe zu erfüllen, fehlen zurzeit 77 Zweijährigen- und 212 Einjährigenplätze. Und so werden im Eifelkreis für Millionen-Beträge derzeit die Kitas erweitert (siehe auch Artikel Seite 8).
Laut Kreisverwaltung wird der Rechtsanspruch aller Eltern auf Betreuung ihrer Kleinkinder Ende 2014 erfüllt werden können: Bis dahin werden die derzeit rund 700 U 3-Plätze auf 903 aufgestockt. Zudem können 115 Kleinkinder unter drei Jahren von insgesamt 113 sogenannten Tagespflegepersonen betreut werden.
Auf diese Möglichkeit wies das Jugendamt übrigens auch die Eltern von Yannik aus Speicher hin. Yanniks Mutter besorgte sich daraufhin eine Liste von Tagesmüttern in der Umgebung. Fündig wurde sie nicht.
"Da waren Telefonnummern dabei von Frauen, die gar nicht mehr als Tagesmütter arbeiten", sagt die Krankenschwester. Sie steigt dennoch bald wieder in ihren Beruf ein, allerdings nur mit 50 Prozent. Sie wird viele Nachtschichten und Wochenenddienste übernehmen - in Zeiten also, in denen ihr Mann den Sohn betreuen kann. Zusätzlich helfen Yanniks Großeltern. Die Speicherin weiß, dass eine harte Zeit auf sie wartet: "Ich muss mich Monat für Monat organisieren und schauen, wie das funktioniert."Extra

Auch die Träger der Kindertagesstätten im Eifelkreis stellt der Kita-Ausbau vor Herausforderungen: Denn für die Betreuung von unter Dreijährigen gelten andere Vorgaben ans Personal. Für eine Krippengruppe mit acht bis zwölf Plätzen, in denen Kinder unter drei Jahren betreut werden, sind zwei Erzieher vorgeschrieben. Werden U 3-Kinder in eine sogenannte Regelgruppe mit 15 bis 20 Plätzen integriert, in der eigentlich Kinder ab drei Jahren betreut werden, muss Zusatzpersonal eingestellt werden: Bei drei bis vier U 3-Kindern gibt es eine Viertelstelle mehr, bei fünf bis sechs eine halbe Stelle. "Es wird immer schwieriger, Personal zu finden", sagt etwa Roswitha Meyer von der bistumseigenen Kita gGmbH Bitburg, die 16 Einrichtungen im Eifelkreis führt. Zwar habe man dort derzeit alle Stellen besetzt, dennoch werde die Situation durch den Fachkräftemangel und den U 3-Ausbau, durch den viele neue Stellen gebraucht werden, verschärft. "Früher hatte man auf eine Stelle zehn bis zwölf Bewerber", sagt Meyer, "heute ist man froh, wenn man zwei oder drei bekommt." neb

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