Vom Ursprung der gelben Pracht

Schleiden/Daun/Prüm · Allerorts erstrahlen gerade die Blüten des sogenannten Eifelgoldes - des Ginsters. In Schleiden-Dreiborn wird am Samstag, 24. Mai, sogar eine eigene Ginsterwanderung angeboten. Eine Sage berichtet davon, dass einst ein römische Soldat die Samen an seinen Schuhen über die Alpen trug.

 Sagen suchen nach der Herkunft des Eifelgoldes. TV-Foto: Alois Mayer

Sagen suchen nach der Herkunft des Eifelgoldes. TV-Foto: Alois Mayer

Schleiden/Daun/Prüm. Die Eifel erstrahlt derzeit wieder in einer goldgelben und herb-duftenden Pracht. Nicht nur zahlreiche Insekten, Schmetterlinge und Hummeln lockt das sogenannte Eifelgold an, sondern auch Wanderer und Naturfreunde greifen angesichts des überall blühenden Ginsters begeistert zum Fotoapparat.
Eifelgold - ein romantischer Name für den bis zu zwei Meter hohen, stark verzweigten Strauch, der von Botanikern sehr viel nüchterner schlicht "Besenginster" genannt wird. Wieviel poesievoller hört sich da "Eifelgold" an. Ein Markenzeichen für unsere Heimat! Oder hat schon mal jemand gehört oder gelesen, dass er "Hunsrück-, Schwarzwald- oder Taunusgold" genannt wird? Dieses breitwachsende Gehölz mit seinen goldgelben Schmetterlingsblüten wird in unserem Dialekt allerdings nicht Ginster, abgeleitet vom Althochdeutschen "genester", sondern "Jimst" genannt. Und Eltern warnen ihre Kinder: "Geht nicht in den Jimst, da wimmelt es von Zecken!"
Dorf geschichte(n)


Wer dem Strauch den Ehrentitel "Eifelgold" verlieh, wird wohl stets ein Geheimnis bleiben. Aber Sagen und Legenden geben Hinweise. Nach einer hat der Herrgott persönlich eine Unzahl von goldenen Sternen vom Himmelszelt genommen und sie als Ginstersamen auf die Eifel ausgestreut, um sein Meisterwerk mit goldiger Blütenpracht zu krönen.
Eine zweite Sage fasste der Dauner Victor Baur in Gedichtform. Demnach musste vor rund zweitausend Jahren der römische Soldat Flavus aus dem warmen, sonnigen Italien hinauf in die germanische Kaserne. Kurz vorher nahm er Abschied von seiner geliebten Claudia. "Er nahm sie aus der Mutter Haus und ging in Toskaniens Heide hinaus." Dort liebte er sie noch einmal, innig, heiß und leidenschaftlich. "Man drückt sich, man küsst sich, man armt sich um, und als er ein paarmal mit seinen Fuß ringsum an die Ginstersträucher stieß, da sind ein paar Schötelein aufgeflutscht, und der Same ist ihm in die Stiefel gerutscht." Wochenlang marschiert er dann über die Alpen, bis er endlich im Lande Germanien die Eifel erreichte.
"Dort machten sie dann endlich halt auf der Heide hoch, vor dem Eifelwald. In einigen Tagen war Kleiderappell, sie wuschen und sie bürsteten hell die Hemden, die Hosen, die Röcke, die Socken, die Luft war erfüllt von der Staubwolken Flocken." Und als Flavus dann nach seinen Stiefeln griff, um sie vom Alpendreck zu reinigen, sah er auch, was ihm bei diesem Marsch so große, blutige Blasen bereitet hatte.
"Er sah auch, woher seine Fußschmerzen kamen: Von dem harten verfluchten Ginstersamen, den er getreulich - war er denn verdeppt! - hatt\' über die Alpen mitgeschleppt. Und er schüttet - und stülpet die Stiefel beide - den ganzen Dreck auf die Eifelheide."
Und es kam, wie es kommen musste. Der Ginstersamen fand an der Eifelerde Gefallen und Kraft. Er keimte, und es dauerte nicht lange, dann "wuchsen dort, zunächst nur ein paar Ginstersträuchlein im nächsten Jahr. Da kam just im Herbst der Eifelwind, der blies in seine Backen geschwind, und trieb den Samen fort und fort und jagte ihn hin nach Süd und Nord, nach Ost und West in die Eifel hinein. Und überall fand der Same Gedeih\'n."
Wanderung über die Ebene


Die volle Schönheit des Naturspektakels der Ginsterblüte lässt sich am Samstag, 24. Mai, auf der Dreiborner Hochfläche genießen. Ranger des Nationalparks Eifel führen dann nämlich ab 10 Uhr Wanderer über die weiten Ebenen der Graslandschaft. Bei der Exkursion ab Parkplatz Burg Dreiborn erfahren Besucher dann nicht nur vieles über das Eifelgold sondern auch Wissenswertes über den Nationalpark, seine Ziele und Entwicklungen.
Die Wanderung dauert etwa drei bis vier Stunden und startet am Parkplatz Burg Dreiborn. Die leichte Wanderung ist auch für geländegängige Kinderwagen geeignet. avi/aff

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