Weniger Milch, mehr Markt

Sternfahrt zum Europagipfel: In Winterspelt starten heute viele Milchbauern aus der Eifel und anderen Regionen mit ihren Traktoren nach Brüssel, um sich im Rahmen des EU-Gipfeltreffens für faire Marktbedingungen stark zu machen.

 Die bunten Kühe fahren wahrscheinlich mit: Bauern aus ganz Europa sind auf dem Weg nach Brüssel, um beim EU-Gipfel für bessere Marktbedinungen einzutreten. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Die bunten Kühe fahren wahrscheinlich mit: Bauern aus ganz Europa sind auf dem Weg nach Brüssel, um beim EU-Gipfel für bessere Marktbedinungen einzutreten. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Winterspelt. Bereits am Wochenende rollten in ganz Europa die ersten Bauern mit ihren Schleppern los, um in Brüssel für eine andere Milchmarkt-Politik zu demonstrieren. Auch in Deutschland starteten Trecker-Konvois in fast allen Bundesländern.

Viele von ihnen, darunter Landwirte aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden heute in Winterspelt eintreffen, wo sich ihnen die Kollegen aus der Eifel, aus Luxemburg und aus Belgien anschließen sollen. Sie versammeln sich gegen 13.30 Uhr am Ortseingang, dann ist eine Kundgebung geplant. Die Abfahrt soll gegen 15.30 Uhr sein. Ihr Ziel: Das Treffen der EU-Regierungschefs in Brüssel am Donnerstag und Freitag (18. und 19. Juni). Dort wollen sie für bessere Marktbedingungen eintreten: "Wir brauchen keine Almosen, sondern Problemlösungen", sagt Kurt Kootz aus Obergeckler, der neue Landesvorsitzende im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM).

So wollen die Landwirte unter anderem eine an der tatsächlichen Nachfrage orientierte Milchmengen-Regelung durchsetzen. "Und zwar europaweit", sagt Kootz. "So lange zu viel von einem Produkt am Markt ist, kann man auch keine vernünftigen Preise erzielen."

Stattdessen jedoch sei die Milchmenge immer noch zu groß - ein Versäumnis der Politik. "Wir fordern deshalb eine Regulierung in der Hand der Milcherzeuger - analog zu Kanada", sagt Kootz. "Das funktioniert dort seit 20 Jahren hervorragend. Dazu brauchen wir aber einen gesetzlichen Rahmen. Und den fordern wir ein."

Den deutschen Milchbauern, sagt Kootz, wäre außerdem schon geholfen, wenn der Umrechnungsfaktor vom Liter zum Kilogramm wie in den anderen EU-Staaten von 1,02 auf 1,03 gesetzt würde. "Ein Liter wiegt 1,03 Kilogramm. Wir bekommen aber nur 1,02 Kilo bezahlt." Die Änderung des Umrechnungsfaktors würde bedeuten, dass die Bauern weniger Milch liefern müssten, um die ebenfalls in Kilogramm gerechnete Quote zu erfüllen.

Am Donnerstag und am Freitag treffen sich die EU-Regierungschefs in Brüssel - allerdings steht das Thema Milch dort nicht auf der Tagesordnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat jedoch den Bauern zugesagt, am Rande des Gipfels mit ihren Kollegen Gespräche darüber zu führen. Kurt Kootz: "Daher haben wir uns dazu entschlossen, sie zu unterstützen und ein bisschen Druck auszuüben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort