Wenn in der Eifel die Räder brennen

"Radscheewen? oder Radschibbelen": An diesem Sonntag ist es wieder so weit, ein uralter Eifeler Brauch wird gepflegt, und viele Vereine oder Organisationen laden dazu ein.

Prüm/Bitburg/Daun. Der erste Fastensonntag wird in der Eifel auch "Scheewe-Sunndech" genannt.

Den verbringt man mit einer Fackelwanderung zum "Radscheijwen" (Radschieben), zum "Radschiwwele" mit Eierschmaus oder zum traditionellen "Radscheewen".

So liebenswert, unterstützungswürdig und erhaltenswert dieser Brauch auch ist, seine Wortdeutung ist nicht korrekt und leitet hin zu einer falschen Sinngebung eines Eifeler Dialektwortes.

Der "Scheewe"-Sonntag hat nichts mit schief, schieben, schibbeln oder Scheibe zu tun. Brennende Feuerräder brauchen nicht den Berg hinuntergeschoben oder -geschibbelt zu werden. Zudem nennt sich dieser Sonntag auch in der Westeifel, wo keine brennenden Strohräder die kommende Frühlingssonne ankünden, sondern mächtige Holzstöße lodern, "Scheefsonntag" (Burg-Sonntag).

Der Ausdruck Scheef-, Scheif-, Schöf-, Schoofsonntag mit seinen Feuerbräuchen, vielfältig in der Hoch- und Vulkaneifel vertreten, stammt ab von dem bereits im Althochdeutschen nachweisbaren Wort "Schaub". Damit gemeint ist hier ein Bündel Stroh. Und aus "Schaub" wurde sowohl im Niederdeutschen, im Holländischen als auch in unserer Mundart "Schoof", "Schööf", "Scheew".

Die einstigen Heischelieder der Jugend, wenn sie Bauern um Stroh baten, beweisen es: "Wäen (wer) die meeste Schoof (Bausch, Bund Stroh) jett (gibt), kregt et Koren on den Äwen (Hafer) et ierscht rip (reif)" oder "....Tröllerlöllerlöttche, jett os jet (etwas) e Schöfchen" oder "Bifle, bifle, Böfchen (Bübchen, Knabe), get oos e kle Schöfchen!" (Fleringer Raum). Mit "er liegt op Schoof" bezeichnete man einen Sterbenden auf seinem Strohlager. Wenn es "op Schoof läutet" weiß man, dass ein(e) Bürger(in) verstorben ist.

"Jeff ees e Schouf" (Gib mal eine Schaub), sagte der Bauer und meinte damit eine Schicht Stroh, soviel, wie einer mit beiden Armen ergreifen konnte. "Wir decken das Dach mit Schöf" bedeutete sauber gebündelte Strohgarben. Und manche einladenden Orte beweisen es - wie die Nerother: Bei diesem jahrhundertealten Brauch wird ein eisernes Rad mit Stroh gestopft und brennend einen Berg heruntergerollt. Anschließend sind alle Zuschauer zum Eieressen ins Feuerwehrgerätehaus eingeladen.

Ein schöner Brauch. Hoffentlich bleibt er noch lange erhalten, zur Freude aller.

Aber das Dialektwort Scheef-, Schoofsonntag sollte ebenfalls in seiner korrekten Deutung als "Strohsonntag" erhalten bleiben.

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