"Wo bleibt Ihr denn?"

BITBURG. Das Personal der Freiwilligen Feuerwehen wird immer knapper. Auch in Bitburg rechnet die Feuerwehr in den kommenden Jahrzehnten mit einem spürbaren Rückgang.

Wenn bei der Feuerwache in Bitburg ein Brand gemeldet wird, werden die Helfer alarmiert. Und dann gehts zum Einsatz. Noch. Denn der Rückgang der ehrenamtlich Tätigen macht sich überall bemerkbar - auch bei der Feuerwehr. "Wir haben in der Stadt 50 aktive Freiwillige", sagt Stephan Garçon, Pressesprecher der Bitburger Feuerwehr. "Im Vergleich zur Einwohnerzahl müssten es aber in der Innenstadt 80 sein." Kompensiert werde dieser Fehlbedarf durch die freiwilligen Brandbekämpfer aus den Stadtteilen Stahl und Mötsch, fügt er hinzu. "Die Mötscher sind teilweise schneller als die Bitburger Feuerwehr." Eine wesentliche Verbesserung der Situation erwartet er nicht. In den kommenden Jahren "wird sich allein die Zahl der 30- bis 45-Jährigen um ein Drittel verringern" - eine Entwicklung, die nach Garçons Überzeugung auch die Feuerwehren spüren werden. Doch abgesehen von der demografischen Entwicklung spielen auch Änderungen im Lebenslauf (bei Ausbildung, Beruf oder Familie) eine immer wichtigere Rolle. In den zum Teil starken Jugendfeuererwehren werde zwar der Nachwuchs ausgebildet, sagt Garçon. Doch spätestens dann, wenn die Mitglieder Mitte 20 seien, verlagerten sich die Interessen. Außerdem gebe es einen weiteren Umstand, der dass Engagement nicht unbedingt fördere. Denn obwohl das Gesetz regele, dass ehrenamtliche Feuerwehrtätigkeit im Berufsleben keine Benachteiligung nach sich ziehen darf, gebe es Betriebe in denen sozialer Einsatz ein Grund sein kann, jemanden nicht einzustellen. Dass einer seiner Bitburger Kollegen deshalb seine Rechte schon einklagen musste, ist Garçon nicht bekannt. "Aber wir werden damit sicher noch Probleme bekommen. Der Beruf wird für viele immer wichtiger, so dass sie dann einfach nicht mehr zum Einsatz kommen. Und außerdem: Wer geht gern schon soweit und klagt gegen seinen Arbeitgeber?"Wehrleute sitzen nicht wartend auf der Wache

"Es kommt natürlich auf den Einsatz an", sagt Peter Götz, Wehrleiter der Bitburger Feuerwehr. Dem entsprechend würden die Helfer dann auch angefordert werden. Im Großen und Ganzen seien die Arbeitgeber in Bitburg und Umgebung sehr entgegenkommend und letztlich "können die Wehrleute auch bei der Stadt Lohnfortzahlung beantragen, dann bekommen sie ihr Geld". Es gibt sogar auch Arbeitgeber, die die dem freiwilligen Einsatz aufgeschlossen gegenüberstehen. "Wir begrüßen ehrenamtliches Engagement, und das betrifft nicht nur die Feuerwehren", sagt Dietmar Henle von der Bitburger Brauerei. "Und hier gibt es mit Sicherheit einen Doppelnutzen." Denn im Falle eines Brandes auf dem Brauereigelände könnte das Unternehmen davon profitieren, ausgebildete Helfer vor Ort zu haben, bis die Feuerwehr kommt. Das kann unter Umständen 15 Minuten dauern, sagt Götz. "Viele vergessen, dass wir hier in Bitburg nur mit zwei hauptberuflichen Feuerwehrmännern arbeiten, die restlichen sind ehrenamtlich." "Wo bleibt Ihr denn?", ist eine Frage, die Götz schon oft gehört hat - "weil die Leute denken, wir sitzen alle auf der Feuerwache und warten auf Einsätze". Tun sie aber nicht, weshalb der nächste geplante Einsatz vom kommenden Freitag bis Sonntag im Handwerkerzelt des Beda-Marktes sein wird. Dort soll für die ehrenamtliche Tätigkeit geworben und darüber informiert werden. Keine leichte Aufgabe, wie Götz weiß: "Wir verlangen viel von unseren Leuten."

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