Ewige Ruhe unter Bäumen

Der Begräbniswald in Niederweiler ist die erste Einrichtung im Eifelkreis, die Beisetzungen von Urnen in freier Natur ermöglicht. Was für die Gemeinde bis vor kurzem noch Neuland war, erweist sich bereits nach wenigen Wochen als verlässliche Einnahmequelle.

 Sonnenblumen und Rosen liegen am Fuß einer Buche, zwischen deren Wurzeln eine Urne beigesetzt wurde. TV-Foto: Uwe Hentschel

Sonnenblumen und Rosen liegen am Fuß einer Buche, zwischen deren Wurzeln eine Urne beigesetzt wurde. TV-Foto: Uwe Hentschel

Niederweiler. Für die Gemeinde ist die Entwicklung erfreulich - so weit man bei einer hohen Zahl an Bestattungen von einer erfreulichen Entwicklung sprechen kann. Seit der Eröffnung des Begräbniswalds Niederweiler sind bereits 20 Urnen zwischen den Bäumen beigesetzt worden.

"Damit haben wir nicht gerechnet", sagt Ortsbürgermeister Günter Weber. Er ist es, der die Löcher in den Waldboden bohrt, und dass das eigens dafür angeschaffte Bohrgerät bereits so oft zum Einsatz kam, kann Weber nur recht sein. Denn die Gemeinde ist prozentual am Umsatz beteiligt. Wie viel Geld pro Bestattung in die Gemeindekasse fließt, möchte er nicht sagen. Aber es scheint sich zu lohnen.

"Natürlich sind wir am Anfang etwas belächelt worden", sagt er, doch das habe sich gelegt. In Zeiten kommunaler Geldnot müsse man schauen, wie man zu Geld kommt, fügt er hinzu. Und dass die 100-Seelen-Gemeinde ihre Kasse aufbessert, in dem sie schwarze Dosen mit den sterblichen Überresten fremder Menschen beisetzt, ist für Weber völlig in Ordnung. Ansonsten wäre die Gemeinde schließlich vor einem Jahr auch nicht auf den Vorschlag des Mannes aus Grevenbroich eingegangen.

Dieser Mann heißt Dietmar Kapelle. Er ist Geschäftsführer der "Oase der Ewigkeit GmbH", die bereits seit einigen Jahren in der Schweiz und auch bei Bonn ähnliche Einrichtungen betreibt. Eher zufällig war Kapelle im Internet auf ein bei Niederweiler zur Verfügung stehendes Waldstück gestoßen. Es folgte ein Gespräch mit der Gemeinde, ein einstimmiger Beschluss im Gemeinderat, die Genehmigung der Kreisverwaltung und nur wenige Tage nach Erteilung dieser Genehmigung die erste Beisetzung.

Das war Ende Juni, und seit dieser Zeit sind nicht nur 20 Urnen bestattet, sondern zusätzlich auch einige Gemeinschafts- und Familienbäume reserviert worden. Zu erkennen sind sie an den kleinen Messingschildern, die in der Buchenrinde hängen und auf denen entweder "Gemeinschaftsbaum" oder eben der Name der Familie steht.

Aus Niederweiler hat sich bislang noch keiner einen Grabplatz unter Buchen gekauft. Warum auch? "Hier haben ja fast alle ihre Familiengräber auf dem Friedhof", sagt Weber. Die meisten Urnen, die von Grevenbroich mit der Post nach Niederweiler geschickt und dort dann von einem Gemeinderatsmitglied in einem der vorgebohrten Löcher beigesetzt werden, kommen von weiter weg.

Doch es gebe durchaus auch Interesse von Menschen aus dem Eifelkreis, sagt er und zeigt auf einen Baum, zwischen dessen Wurzeln vor kurzem ein Mann aus der Eifel bestattet wurde. In solchen Fällen sei dann in der Regel auch der örtliche Bestatter anwesend.

Was dem Begräbniswald jetzt noch fehlt, ist eine Beschilderung. "Damit die Leute wissen, wo sie parken können und wie sie die Bäume finden", erklärt der Gemeindechef. Zwar wird bei jeder Urnenbeisetzung mit Hilfe des satellitengestützten Navigationssystems GPS die genaue Position ermittelt, doch hat längst nicht jeder Grabbesucher ein GPS-Gerät. Noch nicht.

Die Gemeinde bietet am Samstag, 4. September, mit einem Bestattungsunternehmen aus Bitburg eine Besichtigung des Begräbniswalds an. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Gemeindehaus. Nähere Infos dazu gibt es beim Ortsbürgermeister Günter Weber, Telefon 06569/1566.

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