Zehn Partner für mehr Tourismus

Bitburg · Die Region will sich besser und effektiver auf dem Tourismusmarkt positionieren. Um dieses Ziel zu erreichen, prüfen die Verbandsgemeinden (VG) des Eifelkreises, die benachbarten Kommunen Trier-Land, Wittlich-Land und Wittlich sowie die Naturparks Süd- und Nordeifel Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen.

 Die Teufelsschlucht ist eine der Attraktionen im Felsenland Südeifel.Foto: Naturpark Südeifel

Die Teufelsschlucht ist eine der Attraktionen im Felsenland Südeifel.Foto: Naturpark Südeifel

Bitburg. Wer sich der Informati-onsflut des Alltags entziehen möchte, kann entweder durch die Natur wandern. Oder aber er fragt die Teilnehmer des Projekts "Untersuchung und Entwicklung von Kooperationsmöglichkeiten der lokalen Tourismusorganisationen im Eifelkreis Bitburg-Prüm", was sie sich denn konkret von diesem Projekt erhoffen. Wer letzteres macht, erlebt das Schweigen im Walde. Denn die Projektpartner sind sehr zurückhaltend. Zu groß ist anscheinend die Gefahr, dass das ehrgeizige Projekt durch verfrühte Äußerungen in der Öffentlichkeit gefährdet werden könnte.
Ideen von Kooperation bis Fusion


"Wir sind sehr froh, dass wir überhaupt die zehn Partner zusammenbekommen haben", sagt Christian Calonec-Rauchfuß von der VG-Verwaltung Neuerburg, die die Leitung des mit EU-Mitteln finanzierten sogenannten Leader-Projekts (siehe Extra) übernommen hat. Die zehn Partner sind die Tourist-Information (TI) Bitburger und Speicherer Land, die Verbandsgemeinden Neuerburg, Arzfeld, Irrel, Prüm und Kyllburg, die Ferienregion Trierer Land, die Moseleifel Touristik (VG Wittlich-Land und Stadt Wittlich) sowie die beiden Naturparks Nord- und Südeifel, die derzeit in gemeinsamen Arbeitsgruppen über sämtliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit beraten.
Von losen oder projektbezogenen Kooperationen in einzelnen Bereichen wie beispielsweise Werbung, Internetauftritt und touristischen Angeboten bis hin zur Fusion ist dabei jedes Gemeinschaftsprodukt denkbar. Es gehe in letzter Konsequenz darum, dass jeder Beteiligte seine Karten offen auf den Tisch lege, "damit wir in Augenhöhe miteinander kommunizieren kön-nen", sagt Calonec-Rauchfuß, der jedoch weder etwas zum derzeitigen Stand der Gespräche noch zu den Vorstellungen seiner VG sagen möchte.
"Wir haben wie jeder andere Teilnehmer das Interesse, die Abläufe noch effizienter zu gestalten", sagt Maria Arvanitis, Geschäftsführerin der Tourist-Information Bitburger und Speicherer Land.
Ein Thema, viele Standpunkte


Wie genau diese Effizienz aussehen könnte, dazu möchte auch sie zum derzeitigen Stand der Verhandlungen nichts sagen. Und ähnlich zurückhaltend ist auch Moritz Petry, Bürgermeister der VG Irrel.
"Es geht unter anderem darum, dass wir all das ausla-gern, was eine gemeinsame, freie Organisation besser leisten kann", sagt Petry, der damit aber immerhin mehr preisgibt als beispielsweise die Verbandsge-meinden Kyllburg und Arzfeld, wo auf Anfrage lediglich von der Suche nach möglichen Synergieeffekten die Rede ist.
Von "Optimierungsmöglichkeiten", denen er "immer offen" gegenüberstehe, spricht auch Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm und zudem auch zweiter Vorsitzender des Naturparks Nordeifel. "Die Eifel hat aus meiner Sicht seit der Gründung der Eifeltourismus GmbH einen großen Schritt nach vorne gemacht", meint Söhngen. "Auf dem so eingeschlagenen Weg sollten wir weitergehen." Die allgemeine Verschwiegenheit lässt darauf schließen, dass die Gespräche nicht einfach sind. Was nicht zuletzt auch daran liegen könnte, dass die Beteiligten unterschiedliche Vorstellungen haben.
Denn während die Bitburger TI nach der Aufnahme von Speicher auch eine Bereitschaft zur Fusion mit den Verbandsgemeinden Kyllburg, Irrel und Neuerburg signalisiert hat, ist beispielsweise die VG Kyllburg nach einer anfänglichen Bereitschaft nun eher zurückhaltend, weil sie mittlerweile davon ausgeht, dass eine Fusion für sie unter dem Strich teurer wäre.
Und auch Irrels Verwaltungs-Chef Petry, dessen VG touristisch ohnehin stärker zur benachbarten VG Trier-Land sowie der luxemburgischen Sauerseite ausgerichtet ist, hat im Frühjahr anlässlich eines Tourismusforums in Bitburg erklärt, dass er eine Fusion mit der Bitburger Einrichtung für nicht sinnvoll halte.
Extra: Investitionen in Tourismusförderung


Allein im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in den aktuellen Haushalten der am Projekt beteiligten Partner mehr als eine Million Euro veranschlagt. So beträgt die Umlage der Mitglieder des Zweckverbands TI Bitburger und Speicherer Land insgesamt 324 640 Euro, die zu je 48 Prozent (155 827 Euro) von der VG Bitburg-Land sowie der Stadt Bitburg getragen werden. Mit 12 986 Euro (vier Prozent) ist die VG Speicher beteiligt. Die VG Irrel investiert 176 108 Euro und die VG Prüm rund 200 000 Euro. Bei der VG Arzfeld sind im laufenden Haus-halt 226 890 Euro eingeplant, und die VG Neuerburg rechnet in diesem Jahr mit rund 100 000 Euro. Nur bei der VG Kyllburg sind aktuell keine Ausgaben für den Tourismus eingeplant. Nach dem jahrelangen Streit um die Finanzierung und Zuständigkeit der Tourismusförderung wird diese Aufgabe derzeit vom Verkehrsverein Kyllburger Wald eifel wahrgenommen. uhe
Extra: Übernachtungszahlen


Laut Statistischem Landesamt wurden 2010 im Eifelkreis in den gemeldeten Beherbergungsbetrieben insgesamt 829 558 Übernachtungen registriert. Diese verteilen sich wie folgt: Bitburg (57 193 Gäste, 132 624 Übernachtungen), VG Bitburg-Land (62 252 Gäste, 164 390 Übernachtungen), VG Prüm (48 215 Gäste, 164 282 Übernachtungen), VG Neuerburg (33 096 Gäste, 101 779 Übernachtungen), VG Irrel (59 956 Gäste, 152 336 Übernachtungen), VG Kyllburg (Gästezahl nicht erfasst, 4740 Übernachtungen), VG Speicher (Gäste nicht erfasst, 4740 Übernachtungen), VG Arzfeld (Gäste nicht erfasst, 40 090 Übernachtungen).uheDas Wort Leader ist eine Abkürzung der französischen Bezeichnung Liaison entre actions de développement de l\\'économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Ent-wicklung der ländlichen Wirtschaft) und steht für ein Förderprogramm der Europäischen Union, mit dem seit 1991 innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Eine dieser Aktionen ist das Leader-Projekt "Untersuchung und Entwicklung von Kooperationsmöglichkeiten von lokalen Tourismusorganisationen im Eifelkreis Bitburg-Prüm", für das insgesamt 29 900 Euro aus Landeszuschüssen und EU-Mitteln zur Verfügung stehen. uhe

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