"Christsein ist ein Erlebnis"

An Palmsonntag auf dem Esel durchs Dorf reiten oder Kerzenschein in der Osternacht: Pfarrer Jörg Dunsbach will in seinen Gemeinden an Ostern besondere Akzente setzen. Abseits von Festtagen kämpft er indes zusammen mit den Ortsgemeinden um die Integration von Neubürgern.

Konz. Hasen, Eier und Pastellfarben: Seit Wochen werben Geschäftstreibende mit Geschenken und Dekorationsartikeln zur Osterzeit. Auch singende Osterhasen auf Handy-Displays und Ostereier-Computerspiele gehören zur Vorfreude auf die arbeitsfreien Festtage. Doch: Was feiern die Christen überhaupt an Ostern? Welche Rolle spielten am vergangenen Sonntag die Palmwedel? Und warum ist die Osternacht etwas Besonderes? Dass es dabei um den Tod und die Auferstehung Jesu geht, weiß nicht jeder. Oft kommen bei Umfragen abenteuerliche Erklärungen zusammen. Den Grund dafür kennt Pfarrer Jörg Dunsbach, der die Pfarreiengemeinschaft Könen-Oberbillig-Tawern-Temmels-Wasserliesch mit rund 8000 Gläubigen betreut. Er bezeichnet die Osterbräuche als "schmückendes Beiwerk zum christlichen Fundament". Und wenn das Fundament bröckele, entstünden solche Fragen, warum denn an Ostern Eier gefärbt werden.

Er selbst ist darum bemüht, alle Zeichen und die Symbolik der Osterzeit mit den Gläubigen intensiv zu feiern. Beispielsweise gehört es bereits zur Tradition in Temmels, dass er bei der Prozession an Palmsonntag auf Esel "Ralf" reitet, um die Ankunft Jesu zu symbolisieren. Mit bunt geschmückten Palmwedeln zogen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gläubige mit ihm durchs Dorf. "Christ sein ist immer noch ein Erlebnis", ist sein Motto. Auch die dunkle Kirche, nur in Kerzenschein getaucht, gehöre zur Osternacht dazu. "Es geht um Leben und Tod und das ganz eigene Verhältnis zu Gott", sagt er. Und das will er spürbar machen.

Dass in Zeiten abseits der Feste die Kirchenbänke nicht so sehr gefüllt sind, ist keine Überraschung. Aber: "Ich bin mit dem Zulauf zufrieden", sagt Dunsbach, obwohl auch er den Wandel auf den Dörfern spüre. Die Neubaugebiete in seinen Gemeinden bringen vor allem Luxemburger Neubürger mit sich, die in Deutschland relativ günstiges Bauland erworben und ein Haus gebaut haben, aber in Luxemburg arbeiten. "Da muss man den Spagat schaffen, sie zu integrieren. Das ist nicht immer einfach", weiß Dunsbach. Tawern habe auf das Angebot eines gemeinsamen Treffens mit den neu Hinzugezogenen zuletzt nur noch wenig Resonanz erhalten. Jetzt setzt Dunsbach auf kleine Aufmerksamkeiten beispielsweise zu Taufen. Inwieweit die Neubürger die Geste annehmen und sich in die Pfarrgemeinde einbringen, bleibt abzuwarten.

Vermutungen, die Finanzkrise könne momentan für einen verstärkten Zulauf Gläubiger in die Kirchen sorgen, bestätigen sich nach Angaben Dunsbachs nicht. "Dazu ist die Finanzkrise nicht weit genug fortgeschritten", sagt er. Einen Zulauf im Zusammenhang mit einer Krise habe er zuletzt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 erlebt. Da sei es um Grenzerfahrungen gegangen. Soweit sei die Situation derzeit nicht.

Dieser Tage braucht sich Dunsbach indes kaum Gedanken um Zuläufe oder Abgänge zu machen. Das gemeinsame Feiern eines der höchsten Feste im Jahr steht im Mittelpunkt. Frohe Ostern!

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