Den Moment im Visier

GUSENBURG. (kat) Immer auf Fotopirsch: Seit 16 Jahren veröffentlicht Günther Dellwo jährlich den beliebten "Gusenburger Rückblick", ein Spiegel in Wort und Bild eines vergangenen Jahres.

Heute, wenn Hermann-Josef und Anneliese Giebel Goldene Hochzeit feiern, ist Günther Dellwo mit dabei. Natürlich mit Kamera. Kein Ereignis in Gusenburg entgeht dem 59-Jährigen. Unter der Rubrik "Juni" wird sich das Jubelpaar Anfang nächsten Jahres im Gusenburger Rückblick wiederfinden. Alle Ereignisse im Dorf hält Günther Dellwo mit Kamera und ein paar Zeilen fest. Geburten, Jubiläen, besondere Gemeinderatssitzungen, Hausbauten. . . Sogar, wie das Wetter in den vergangenen 365 Tagen war, können die Gusenburg dann nachlesen. Der Auslöser, durch den der zweifache Familienvater aufs "Festhalten" kam, war das Schreiben der Vereinschronik des Musikvereins, dessen Erster Vorsitzender, Ausbilder und Dirigent er 15 Jahre war. Beim Stöbern nach alten Fotos und in unzähligen Gesprächen mit Dorfbewohnern entdeckte der Dachdecker seine Leidenschaft für die Geschichte und das Fotografieren. "Bilder sind Nachrichten", sagt Gusenburgs Haus- und Hoffotograf. Dem Trompetespieler wurde bewusst, wie wichtig Geschriebenes und Fotos für die nachfolgenden Generationen sind. Als der erste "Gusenburger Rückblick" in Druck gehen sollte, war Günther Dellwo noch skeptisch. "Am Ende werde ich darauf sitzen bleiben, weil kein Mensch so etwas haben will", habe er gedacht. Fehleinschätzung. Alle Gusenburger fiebern seitdem jedes Jahr der neuen Ausgabe entgegen. Das Team rund um die SWR-4-Sendung "Hierzuland" nahm den Rückblick 2003 als Leitfaden für seine Aufnahmen. Senioren freuen sich mehrmals im Jahr über den Mitbürger, der alles dokumentiert. Seine Dia- und mittlerweile Filmvorträge über lang Vergangenes oder kürzlich erst Geschehens, wie die Renovierung der Kirche, faszinieren die alten Menschen. Wenn Vereine feiern oder eine Chronik brauchen, greift der Handwerker, dessen Sohn sein Chef ist, zu Fotoapparat und Stift. Auch die drei Enkel profitieren von Opas Leidenschaft: Für jedes Enkelkind hat er eine Videokassette angelegt. "Über Lukas, meinen ältesten Enkel, habe ich schon acht Stunden Film zusammen", sagt Dellwo. "Beim ersten Enkel ist man immer noch ein bisschen narrisch." Auch die Entwicklungsschritte von Lara (4) und Felix (6 Monate) werden mit der Kamera eingefangen. "Ich halte die Vergangenheit für die Jugend fest, damit sie das Heute besser verstehen."

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