Frankreich im Alltag erleben

Saarburg · Das alltägliche Leben von Franzosen kennenlernen und dabei die Sprachkompetenz zu verbessern ist das Ziel des Schuman-Programms des Mainzer Kultusministeriums. Sieben Schülerinnen des Saarburger Gymnasiums haben sich der Herausforderung gestellt.

Saarburg. Den Alltag in Lothringen erleben, sich in Gastfamilien integrieren, in der Schule und in der Freizeit klarkommen: Beim Schuman-Programm des Kultusministeriums erleben Austausch- Schüler die andere Kultur und die Menschen mit der fremden Sprache hautnah.
Sieben Schülerinnen des Saarburger Gymnasiums sind jetzt von ihrem vierwöchigen Aufenthalt in Lothringen zurück und haben viel zu erzählen. Französischlehrerin Carolin Afflerbach hatte sie bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier empfohlen: "Da reichen nicht nur gute Noten in der Fremdsprache. Die Leute müssen auch bereit sein, sich dieser Herausforderung zu stellen, nicht in der Gruppe, sondern einzeln und jede woanders."
"Wenn die Gasteltern ein bisschen Deutsch können, hilft das schon", verrät Hannah Persch (16) aus Kanzem. Das Schulsystem der beiden Länder vergleicht Lena Krista (15) aus Kirf: "Die Schule dauert bis in den späten Nachmittag, und die Schüler bekommen unheimlich viele Hausaufgaben auf." Da bleibe wenig Zeit für Hobbys. Das deutsche Schulsystem, findet Lena, sei doch besser, auch wenn die Ferien nicht so lang sind wie in Frankreich.
"Die Franzosen sind viel offener gegenüber ihren Gästen", hat Christine Bittner (16) aus Tawern festgestellt. Man begrüße sich mit Küsschen und frage andauernd "Ça va?" (Wie geht\'s?).
Viel Hilfsbereitschaft fand Christina Maas (16) beispielsweise beim Einkaufen: "Die Leute versuchen sogar, mit ein bisschen Deutsch zu helfen."
Eine weniger gute Erinnerung bringt Theresa Sauerwein (15) aus Kirf-Meurich aus dem Geschichtsunterricht mit: "Als der Zweite Weltkrieg behandelt wurde, bin ich irgendwie angeschaut worden, als sei ich als Deutsche dran schuld." Einmal habe ein Lehrer die Deutschen sogar als dumm bezeichnet. Aber sie wolle dem Pädagogen kein Unrecht tun: Manchmal seien Lehrer einfach nur schlecht zu verstehen gewesen ...
Lea Sanwald (15) aus Freudenburg hatte den Eindruck, dass die französischen Lehrer nur teilweise auf die Austauschschüler vorbereitet waren. "Das Programm passt nicht immer zum Unterrichtsstoff", erklärt dazu Französischlehrerin Afflerbach.
Unter sich waren die Saarburger bei einem Treffen mit anderen Austauschschülern aus weiteren Nationen. "Da konnten wir unsere Erfahrungen austauschen", sagt Theresa Sauerwein. Jeder sei immer gezwungen gewesen zu reden, egal ob das nun grammatikalisch richtig oder falsch war.
In bester Erinnerung bleibt den Schülerinnen das französische Essen. "Es gibt immer viel, und die Franzosen nehmen sich auch viel Zeit dafür", sagt Lena Krista.
Es gab aber auch Kuriositäten im Land jenseits der Grenze. "Öffentliche Toiletten haben keine Klodeckel", staunte Christina Maas. Und Lea Sanwald wunderte sich: "Während des Unterrichts war die Schule abgeschlossen." Wer zu spät kam, hatte eben Pech.
Extra

Das Schuman-Programm des Bildungsministeriums bietet zwei- oder vierwöchige individuelle Schüleraustauschprogramme für Französisch-Schüler der 8., 9. und 10. Klassen an. Organisiert wird die Aktion von den Schulbehörden in der Großregion Saar-Lor-Lux und Trier/Westpfalz-Wallonien gemeinsam. Benannt ist das Programm nach Robert Schuman (1886-1963). Er bereitete als französischer Außenminister den Weg zur Schaffung der Montanunion (Schuman-Plan) vor. Später war Schuman Präsident des Europäischen Parlaments. Er gilt, zusammen mit Jean Monnet, als Gründervater der Europäischen Union. Quelle: wikipedia/doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort