Obstanbau: Gute Qualität bei geringem Ertrag

Merzkirchen · Die extrem niedrigen Temperaturen im Februar und April haben die Obstblüte beeinträchtigt. Bauern müssen erneut mit Ernteeinbußen rechnen. Der Bauern-Verband fordert unterdessen einheitliche EU-Richtlinien zur Schädlingsbekämpfung.

Merzkirchen. Aufmerksam betrachtet Franz-Josef Scheuer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) einen frisch gepflückten Gala-Apfel auf der Apfelplantage Stefan Samsons. Mit geübter Hand schneidet er einen Spalt in das Obst und deutet in die Mitte des saftigen Fruchtfleisches: "Hier erkennt man gut den Frost vom Anfang des Jahres. Es gibt zwar ein Kerngehäuse, aber keine Kerne. Das beeinträchtigt aber nicht die Qualität des Apfels", betont er. Noch seien die Früchte etwas stärkelastig, in einer Woche könnten sie aber geerntet werden. Obstbauer Samson nickt zufrieden.
Er lässt seinen Blick über die etwa 8,9 Hektar große Anbaufläche am Rande des Örtchens Rommelfangen schweifen: "Ich kann mich dieses Jahr glücklicherweise nicht beschweren. Die Bäume sind voller Früchte, ich denke unsere Ernte wird recht gut ausfallen." Damit hat Samson Glück - nicht jeder Obstbauer wird mit der Ernte in diesem Jahr zufrieden sein. Die teils erheblich niedrigen Temperaturen im Februar und April haben vielerorts die sehr empfindlichen Obstblüten so stark beschädigt, dass viele sich nicht zu Früchten entwickeln konnten.
Deutliche Worte an Ministerin


Zur laufenden Apfelernte haben sich am Montag etwa 30 Obstbauern aus der Obstregion im Betrieb Samsons getroffen. Sie tauschen sich mit ihren Verbandsvertretern über die Jahresproduktion aus und wenden sich mit mancher Sorge an Ulrike Höfken, Landesministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten.
"In normalen Jahren rechnen wir in Rheinland-Pfalz mit einer Gesamtproduktion von etwa 50 000 Tonnen Tafeläpfeln. Wenn es gutläuft, werden wir in diesem Jahr wohl nur mit 30 000 Tonnen rechnen dürfen. Zumindest ist die Qualität trotz allem hervorragend", sagt Norbert Schäfer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Obstbau im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau.
Mitunter werden deutliche Worte an die Ministerin gerichtet. "Unsere Wettbewerbsfähigkeit muss ein Ziel der Landesregierung sein", sagt der Verbandsvorsitzende Leo Blum. Uneinheitliche EU-Regelungen würden zudem in der Grenzregion Probleme bereiten.
Unterschiede bei Dieselpreisen und die Förderung von Ernteversicherungen in den Nachbarländern seien ein Problem. Versicherungen würden dort teils sogar finanziell unterstützt: "Das hat mit Wettbewerbsgerechtigkeit nichts zu tun." Unbedingt geschaffen werden müssten länderweite Pflanzenschutzmittel-Regeln: "In einem vereinten Europa muss es einheitliche Zulassungskriterien geben."Extra

Der Saargau gehört zur Obstregion Trier. Mittlerweile werden in der Region von rund 70 Bauern 100 Hektar Fläche für den Obstbau genutzt. Das entspricht etwa 100 Fußballfeldern. Dazu kommen etwa 60 Hektar Fläche für Wirtschaftsobst, das vorwiegend zu Viez, Most oder Bränden verarbeitet wird. Das DLR betreut in einer grenzübergreifenden Vermarktungskooperation auch Betriebe in Luxemburg. Sie bewirtschaften etwa 40 Hektar Tafelobstfläche. Schwerpunkt der Produktion sind mit 90 Prozent Äpfel. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort