Schlossherr gesucht

Ayl · Eines der markantesten Gebäude in Ayl steht zum Verkauf: das Schloss. Der Wert wird auf 1,09 Millionen Euro geschätzt. Schlossherr Albert Faas aus Ockfen wünscht sich für das Anwesen einen Investor, der betreutes Wohnen anbietet. Aber auch andere gute Ideen könnten umgesetzt werden.

 Im Schlossteich spiegelt sich das repräsentative Anwesen, das auf einen neuen Eigentümer wartet. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Im Schlossteich spiegelt sich das repräsentative Anwesen, das auf einen neuen Eigentümer wartet. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Der erhabene Bau aus dem 19. Jahrhundert liegt im Ortskern von Ayl. Das im Barockstil errichtete Schloss an der Trierer Straße hat einen weitläufigen Park. Jetzt steht es zum Verkauf. "Ich schaffe es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, das Schloss so zu verwalten, wie ich es mir vorstelle", sagt Albert Faas aus Ockfen, Eigentümer des Schlosses.

Der Schätzwert liegt bei 1,09 Millionen Euro. Der 57-Jährige wünscht sich, was er seit dem Kauf im Jahr 1999 schon umsetzen wollte: "Ein Investor könnte betreutes Wohnen anbieten."

15 Wohneinheiten stünden dafür zur Verfügung, zehn davon im ehemaligen Kelterhaus. Dort seien einst edle Tropfen der Ayler Kupp in Fässer abgefüllt worden. Acht Wohnungen seien vermietet. An junge Leute, die älteren Bewohnern in vielen Situationen helfen könnten - so die Idee von Faas.

Mit gewerblichen Mietern hat der Schlossherr nach eigenen Angaben bisher leidvolle Erfahrungen gemacht: Mal seien Unternehmensberater pleitegegangen, mal habe sich eine sogenannte Unternehmensgruppe als Angehörige der Scientology-Sekte entpuppt. Der Plan eines Ärztepaares aus Bad Godesberg, Anti-Burn-out-Seminare abzuhalten, sei gescheitert. Die Bank habe nicht mitgespielt. "Ein Mieter brachte hier Hartz-IV-Empfänger unter und wollte so von den staatlichen Zuschüssen leben", denkt Faas mit Unbehagen an eine schwer durchsetzbare Räumung zurück. Auch die Reihe Kunst im Schloss, die zwischen 2006 und 2009 stattfand, sei nach Organisationsproblemen wieder eingeschlafen.

Ein Anreiz für Investoren könnten Steuervorteile sein. Das Schloss liegt in einem Sanierungsgebiet. Solche Gebiete weisen derzeit viele Ortsgemeinden aus (der TV berichtete). Zuschüsse könnten außerdem aus der Ortskerninitiative der Verbandsgemeinde fließen.

Insgesamt 1000 Quadratmeter Fläche stehen im Bestand zur Verfügung. Hinzu kommt ein Park von 5000 Quadratmetern mit Teich. "Vielleicht sind auch Eigentumswohnungen möglich", sagt Faas. Verwirrung stiftete zunächst eine Annonce im Internet. Dort wurden 865 000 Euro als Kaufpreis genannt. Außerdem listete ein Immobilien-Portal weitere Vorschläge für das Schloss auf: Es könnte eine Privatklinik werden. Edelgastronomie sei denkbar, ein Schulungszentrum oder ein Landschulheim. Ein Teil des Grundstücks könne als Bauland dienen.

Die Anzeige ist inzwischen verschwunden. "Der Maklervertrag ist ausgelaufen", teilt die Immobilienfirma aus Trier-Zewen, welche das Angebot ins Netz gestellt hat, auf TV-Anfrage mit. Der Preis sei im Rahmen dessen gewesen, was der Schlossherr angegeben hätte. Albert Haas bestätigt einen Maklervertrag, fühlt sich aber überrumpelt. "1,09 Millionen Euro sind der korrekte Kaufpreis", sagt er.

"Das Schloss ist neben der Ayler Kupp das Aushängeschild des Dorfes und sollte deshalb unbedingt, so wie es hier steht, erhalten bleiben", fordert Ortschef Büdinger. Jeder Investor, der eine gute Idee für eine neue Nutzung hat, sei willkommen. Schlossherr und Ortschef legen nach eigenen Angaben Wert darauf, dass das historische Gemäuer in gute Hände kommt. Fragen rund um das Schloss beantwortet Albert Faas unter Telefon 0176/ 34186965.Extra

Erbaut wurde das Ayler Schloss 1823 vom Trierer Justizrat Soertz. 1897 wurde der Bau um einen Halbstock und einen Anbau erweitert. Weingutsbesitzer Carl Graff aus Ürzig erwarb das Anwesen 1921. Nächster Besitzer wurde 1927 das Bischöfliche Konvikt in Trier. Zu dieser Zeit wurden auch die Trauben der Ayler Kupp hier gekeltert. Bis 1975 hat ein Verwalter mit seiner Familie hier gewohnt. Danach stand es leer, bis Albert Faas das Schloss 1999 erwarb und teilweise vermietete. Das Schloss ist original, bis auf die Ausnahme von Portal und Tor, die Mitte der 90er Jahre "entführt" wurden, und heute am Seminarhof an der Jesuitenstraße in Trier zu sehen sind. doth

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