Serriger warten weiter auf schnelle Leitung

Serrig · Viele Serriger fühlen sich abgehängt - von der Datenautobahn, denn sie warten weiter auf ihren schnellen DSL-Anschluss. Ihr Anbieter kündigte erneut Verzögerungen an, obwohl es noch vor zwei Monaten hieß, es sei Ende des Jahres so weit. Sie fordern nun die Politik auf zu handeln.

Serrig. Hedwig Fischer ist sauer. Vor einigen Tagen haben ihr Mann und sie eine E-Mail ihres Internetanbieters erhalten. Der Anbieter Inexio teilt darin mit, dass das Unternehmen damit rechnet, die Verbindung zum schnellen Internet für Serrig im zweiten Quartal 2012 herzustellen.
Die Serrigerin ist deshalb empört, weil die Firma bereits mehrfach den Anschlusstermin verschoben habe und es noch vor einigen Wochen hieß, dass die Leitung bis Ende des Jahres steht. Dies bestätigte Inexio-Geschäftsführer Thorsten Klein noch im September, als die Firma Verzögerungen für Irsch ankündigte (siehe Extra).
Durchs Warten benachteiligt


Familie Fischer sieht sich durch das Warten deutlich benachteiligt. "Ein schnelles Internet ist heutzutage keine Frage des Wollens, sondern des Müssens", heißt es in einem Brief der Familie an den Anbieter. "Es geht ja nicht nur ums private Vergnügen", sagt Hedwig Fischer. Auch Schüler und Unternehmer seien betroffen.
Michael Konz zum Beispiel. Er verschickt die Produkte seines Werbeunternehmens auch gerne über das Internet - theoretisch. Denn bisher ist mit DSL 1000 da nicht viel zu machen. Einen Vertrag bei Inexio hat er noch nicht abgeschlossen, über die Verzögerungen regt er sich aber auf. Seiner Meinung nach hat der Anbieter die Gemeinde über den Tisch gezogen. Er sieht - wie Familie Fischer - die Gemeindevertreter am Zug, die sich konsequent für die Belange ihrer Bürger einsetzen sollten. "Ich möchte schon gerne meinen Kindern irgendwann ermöglichen, das Internet zu Hause im vollen Umfang zu nutzen", sagt Konz.
Ortsbürgermeister Franz-Josef Neises bestätigt, dass Inexio laut Vertrag zugesagt habe, innerhalb dieses Jahres den Anschluss zu ermöglichen. 25 000 Euro hat die Gemeinde in den Ausbau gesteckt. "Wenn wir aber nun aus dem Vertrag aussteigen, haben wir nichts davon. Es gibt keine Alternative", sagt Neises. Angesprochen auf die Kritik aus dem Ort sagt er: "Wenn wir hier 200-300 Verträge hätten, könnten wir auch anders auf das Unternehmen zugehen." Bisher haben 74 Haushalte einen Vertrag abgeschlossen.
Inexio-Sprecher Thomas Schommer bestätigt gegenüber dem TV die Verzögerung. "Die Genehmigung der Deutschen Bahn zur Unterquerung der Bahntrasse steht noch aus." Das könne, so die Erfahrung, innerhalb von Tagen funktionieren. Oder aber - wie im Fall Serrig - durchaus länger dauern. Für den Ärger der Serriger habe er vollstes Verständnis.
"Wir machen das ja nicht, um die Leute zu ärgern", sagt Schommer. "Wir können die Unzufriedenheit nachvollziehen, aber den Verlauf leider nicht immer so beeinflussen, wie wir es gerne möchten." Er betont, dass Inexio erst Geld mit den Serrigern verdiene, wenn die Anschlüsse stehen.
Die vermeintlich geringe Zahl der Verträge sei kein Grund, die Gemeinde warten zu lassen. "Wir bauen im ländlichen Raum immer in Orten, in denen wir zwei- bis dreistellige Vertragszahlen haben." In der Erfahrung habe sich zwischenzeitlich gezeigt, dass es rund zwei Jahre dauere, bis die Leitung steht.Meinung

Eine Frage der Kommunikation
Die Situation in Serrig ist verfahren: Einige warten ungeduldig auf ihren schnellen Anschluss und sehen sich von ihren Gemeindevertretern nicht genug unterstützt. Der Gemeindechef wirkt eher resigniert, wenn er hinnimmt, dass das Unternehmen Zugesagtes nicht einhält. Das sind keine guten Voraussetzungen für ein gelungenes Miteinander zwischen Gemeindeverwaltung und Bürgern. Am problematischsten an der Sache ist aber das Verhalten des Unternehmens. Zwar ist Transparenz grundsätzlich richtig und zu begrüßen. Schließlich meldet sich Inexio bei den Kunden, wenn es anders läuft als geplant. Andererseits führt aber gerade das ständige Vertrösten dann zu Frust und Unmut bei den Kunden. Zudem stellt sich die Frage, warum eine Genehmigung für die Bahnunterquerung nicht schon am Anfang der Ausbaupläne angefordert wurde. Schließlich hätte das Unternehmen wissen können, wo die Glasfasertrasse bereits verläuft und wohin weitere Kabel verlegt werden müssen. Nun den Schwarzen Peter erneut an andere abzuschieben, trägt wenig dazu bei, das Vertrauen der Kunden zu sichern. j.kalck@volksfreund.deExtra

Auch die Gemeinde Irsch ist noch nicht flächendeckend mit schnellem DSL versorgt. Mehr als 100 Inexio-Kunden warten dort auf ihren Anschluss. Auch dort lässt das Unternehmen Glasfaserkabel verlegen. Im September hatte Inexio Verzögerungen beim Ausbau bis ins erste Halbjahr 2012 angekündigt. Als Grund für die Verzögerungen in Irsch nannte Inexio Engpässe im Tiefbau: Energieversorger und Telekommunikationsanbieter beanspruchten Baufirmen derzeit stark. Laut Unternehmenssprecher Thomas Schommer bleibt es zurzeit bei der Zeitangabe: "Das erste Halbjahr ist weiter realistisch." jka

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