Turbulenzen um die Windkraft im Unteren Saartal

Saarburg/Irsch · Ungewöhnliche Allianz: CDU und Grüne im Verbandsgemeinderat Saarburg wollen weniger Flächen für die Windkraft freigeben. Nach einer turbulenten Sitzung stimmten 22 von 34 Ratsmitgliedern dem vorgelegten Entwurf des Flächennutzungsplans zu.

Saarburg/Irsch. Die Verbandsgemeinde (VG) Saarburg sieht nur noch 614 Hektar für den möglichen Bau von Windrädern vor. Zum Vergleich: Das entspricht nicht ganz der Fläche der Ortsgemeinde Fisch.
Das ist das Ergebnis einer raumplanerischen Untersuchung, die von Landschaftsplanerin Anke Uhlig am Dienstag im VG-Rat vorgestellt und von den Fraktionen der CDU, der Grünen sowie einigen SPD-Ratsmitgliedern gebilligt wurde.
Vor einem Jahr hatte der VG-Rat zur Vorbereitung einer Änderung des Flächennutzungsplans den Auftrag erteilt, eine Gesamtfläche von 945 Hektar - das entspricht knapp der doppelten Fläche der Ortsgemeinde Schoden - daraufhin zu untersuchen, wo der Bau von Windanlagen künftig erlaubt sein soll (der TV berichtete mehrfach).
Der Abendsteg, eine Anhöhe zwischen der Hunsrückhöhenstraße bei Irsch und dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Saarburg, spielt dabei künftig keine Rolle mehr. Die Ratsmehrheit hält die dort untersuchte Fläche mit der Bezeichnung 17a mit einer Größe von 50 Hektar - das entspricht der Größe von 80 Fußballplätzen - für landschaftlich zu bedeutend, um dort die Errichtung von Windanlagen zu erlauben. "Dieser Bereich ist von besonderer kulturhistorischer Bedeutung für das Untere Saartal, dem die Regionalplanung für die Region Trier eine höher bewertete kulturhistorische Bedeutung zumisst", sagt Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg.
Eine Argumentation, der FWG-Fraktionsmitglied Jürgen Haag nicht folgen kann. "Es gibt keinen objektiven Beleg dafür, dass dieser Bereich landschaftlich so bedeutend ist, dass man hier bereits in diesem Planstadium Windkraft ausschließen sollte", sagt der Ortbürgermeister von Irsch. Er fordert zu diesem Punkt weitere Gutachten. Eine Forderung, die auch SPD-Ratsmitglied Hans Steuer aufgreift: "Wir setzen mit diesen Vorgaben zum Teil höhere Maßstäbe als die Regionalplanung. Die Begründung dafür liefert aber das bisherige Verfahren nicht."
Dem widerspricht Stephanie Nabinger. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen hält die strittige Fläche aus ökonomischen Gründen für verzichtbar. "Die Fläche 17a liegt zu dicht unterhalb eines Bergkamms. Ein Windrad würde sich hier finanziell niemals rechnen. Von solchen defizitär wirtschaftenden Anlagen haben wir im Land schon jetzt zu viele", sagt die Landtagsabgeordnete.Vorkommen der Mopsfledermaus


Simone Thiel, stellvertretende Sprecherin der CDU-Fraktion, hält weitere Gutachten zur Herausnahme der Fläche 17a aus dem weiteren Planverfahren nicht für nötig: "Wir als Ratsmitglieder müssen abwägen, was für die Menschen, die Landschaft und die Natur verträglich ist. Diese Entscheidung nimmt uns kein Gutachter ab." Der zu treffende Beschluss entspreche insoweit auch den Vorgaben der Landesplanung und sei auch aus diesem Grund nicht willkürlich.
Auch in anderen Bereichen der Verbandsgemeinde wurden Teilflächen aus der weiteren Untersuchung herausgenommen, etwa aus Naturschutzgründen oder zur Erhaltung von Altholzbeständen.
In Teilen der VG müssen auch noch Mopsfledermausvorkommen genauer analysiert werden. Flächen, in denen ihr Vorkommen eine hohe Wahrscheinlichkeit ausweist, wurden ebenfalls aus der Planung herausgenommen.
Die von dem Landschaftsbüro BHM Trier vorgelegte Planung wurde mit 22 Stimmen bei neun Gegenstimmen und drei Enthaltungen angenommen. In einem nächsten Schritt werden die Behörden, die Träger öffentlicher Belange und die Ortsgemeinden zum Plankonzept angehört.Meinung

Neue Chance für den Energiepool
Das Thema Windkraft weckt Emotionen. Das ist angesichts der widerstreitenden Interessen, die diese Form der Energiegewinnung mit sich bringt, nicht weiter verwunderlich. Auf der einen Seite stehen finanzielle Interessen - auch der Ortsgemeinden - auf der anderen Seite die Erhaltung eines kulturhistorisch bedeutenden Landschaftsbildes. Dass sich hier die Ratsmitglieder ihrer eigenen Verantwortung bewusst werden, ist gut so. Denn nicht alle Themen lassen sich mithilfe von Gutachten abarbeiten. Wichtiger ist es stattdessen, Farbe zu bekennen und klar zu sagen, für welche Position man steht. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Kommunen in der VG jetzt aufeinander zugehen und den Energiepool-Gedanken wieder aufgreifen. Vom Ausbau der erneuerbaren Energien können am Ende alle Gemeinden profitieren. Die Chancen für diese Lösung dürften sich nach dieser Entscheidung des VG-Rats wieder erhöht haben. saarburg@volksfreund.deExtra

Einwohnerfragestunde: Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, hat in der Sitzung eine Frage zum Ergebnis mehrerer Brückenüberprüfungen in der VG beantwortet. 2014 wurden bislang vier Bahnbrücken (Schoden: St.-Brix-Brücke; Serrig: Martinusbrücke; Saarburg: Kruter- und Wiesenwegbrücke) technisch untersucht. Sie wurden mit Noten zwischen 2,2 und 3,4 bewertet. Innerhalb von zwei Jahren müsse die Gemeinde Serrig entscheiden, wie sie mit der Martinusbrücke weiter verfahre. In der Stadt Saarburg wurden auch die übrigen Brückenbauwerke technisch überprüft und mit Noten zwischen 2,3 und 3,2 bewertet. Für das Jahr 2015 ist vorgesehen, alle weiteren an Straßen liegenden Ingenieurbauwerke zu untersuchen und die Ergebnisse digital zu erfassen. itz

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