Authentisch und konsequent: Lotte Jekély in Springiersbach

Bengel · Die Konzerte im Karmelitenkloster Springiersbach sind für viele Musikfreunde eine feste Größe. Zum Spielzeitauftakt mit der Pianistin Lotte Jekély gab es wieder einmal ein volles Haus.

 Lotte Jekély. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Lotte Jekély. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bengel. 15 Mal lädt der Springiersbacher Musikkreis in dieser Spielzeit als Konzertveranstalter ins Karmelitenkloster, davon alleine noch acht Mal in diesem Jahr. Beim Auftaktkonzert, einem Klavierrezital, war der romanische Saal des Klosters wieder einmal dicht gefüllt, und eine besondere Freude war es für Nikolai Tchotchev vom Musikkreis, dass auch diesmal etliche Kinder unter den Besuchern waren. Und auch bei den erwachsenen Zuhörern konnte man etliche junge Gesichter entdecken und hatte den Eindruck, dass die Tendenz, bei klassischen Konzerten vergreise das Publikum, in Springiersbach keine Gültigkeit hat.
Mit Lotte Jekély gastierte eine große Dame des Klavierspiels im Kloster, über die der italienische Tastenvirtuose Arturo Benedetti Michelangeli gesagt hat, sie sei "eine Pianistin mit seltener, außerordentlich musikalischer Sensibilität". Dem konnte man nach Franz Schuberts monumentaler Sonate in B-Dur, D 960, nur zustimmen. Außerdem konnte man feststellen, dass Jekély eine Pianistin der alten Schule ist, die sich von Zeitströmungen nicht beeinflussen lässt. Schwer und breit, mit viel Pathos erklangen Johann Sebastian Bachs Chromatische Fantasie und Fuge, BWV 903. Eigentlich für ein perlendes Cembalo komponiert, machte die Künstlerin erst gar nicht den Versuch einer Imitation, sondern verlieh dem Meisterwerk einen durch und durch romantischen Zungenschlag, ebenso wie Wolfgang Amadeus Mozarts Duport-Variationen, KV 573. Das mag man in Zeiten der historischen Aufführungspraxis bemängeln. Für Jekély war es eine authentische und konsequente Art, sich dieser Musik zu nähern. Es war ihre Sprache, und das ist ehrlicher als der Versuch, sich nach dem Mainstream zu richten. gkl

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