Besuch bei Magritte

Künstler, Kreative: Der Herbst bietet viele Anreize, sich auf eine kleine Kulturreise in die Hauptstadt unseres Nachbarlands Belgien aufzumachen. Einer der Höhepunkte: das Magritte-Museum.

 Den Stadtplan und den Ausstellungsflyer einpacken, dann kann die Musuemstour starten. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Den Stadtplan und den Ausstellungsflyer einpacken, dann kann die Musuemstour starten. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Brüssel. Magritte-Museum, Eingangshalle, Warteschlange. An der Wand: ein Foto des belgischen Königs Albert. Wie der denn jetzt nochmal heiße, will eine Dame aus Deutschland ("Ist das der Baudouin?") vom Herrn an der Kasse wissen. Der blickt ihr mit trappistenbier ernster Miene in die Augen und sagt: "Jeff." Ein echter Magritte-Moment.

Natürlich löst der freundliche Kartenverkäufer das Rätsel einige Sekunden später auf, aber für diese Antwort hätte man ihm doch gern ein hochprozentiges Belgen-Bräu spendiert. Weil sie viel über den Humor des Künstlers, des Kassenmanns und des Belgiers überhaupt erzählt. Und weil sie surrealistisch ist wie Magrittes Gemälde von der Pfeife, die bekanntlich keine ist.

So rätselhaft wie Magrittes Bilder, die man in seinem Museum auf drei Etagen betrachten kann, so rätselhaft ist dieses Land. Dementsprechend weiß auch niemand, wie lange Flamen und Wallonen diesmal brauchen werden, bis sie sich auf eine tragfähige Regierung geeinigt haben. Oder überhaupt auf eine Regierung.

Auch bei Magritte hat es ein wenig gedauert, bis man dem großen, 1967 gestorbenen Surrealisten ein eigenes Museum schenkte: Im vorigen Jahr erst wurde es auf dem Brüsseler Kunstberg eröffnet und ist eine unbedingte Empfehlung, auch wenn man sich das Erlebnis mit vielen anderen Besuchern teilen muss. Dafür entschädigen die Sammlung und spätestens der letzte Raum mit Magrittes Großwerken: Zwei Fassungen vom "Reich der Lichter" und "Die Domäne von Arnheim" - tausendmal gesehen zwar, aber wenn man dann endlich vor den Originalen steht, geht von ihnen dennoch wieder diese Magritte-typische, anheimelnde Bedrohung aus.

Wer Kunst sucht und bereit ist, den Begriff auch aufs Design zu erweitern, kommt im Brüsseler Herbst auf seine Kosten und ist per Zug rund eine halbe Stunde schneller dort als bisher: Seit die Hochgeschwindigkeitsstrecke fertig ist, schafft es der soeben renovierte Thalys - sieben Mal täglich vom Hauptbahnhof Köln - in Eindreiviertelstunden, von Aachen aus geht es noch flotter. ( www.thalys.com). Der schnelle Hüpfer lohnt sich, denn der ganze Brüsseler September steht im Zeichen der Gestalter: Zahlreiche Museen, Galerien und andere Einrichtungen präsentieren vor allem belgische Kreative sowie einige Kollegen aus anderen Ländern. Mehr darüber im Internet unter: www.designseptember.be.

Zum Beispiel auch das Atomium: Wer es in diesem Monat nicht schafft, kann dort noch bis in den November eine aufschlussreiche Ausstellung erleben. Sie zeigt Arbeiten von drei Designern aus Flandern, der Wallonie und aus Brüssel, entsprechend den drei Regionen des Landes. Nicolas Destino, Jean-François D'Or und Linde Herman zeigen in beispielhafter Harmonie Entwürfe und fertige Produkte - als wollten die Gestalter ihren Politikern zeigen, wie man das gemeinsam hinbekommt. Wer das Wahrzeichen der Weltausstellung von 1958 besucht, sollte sich unbedingt eine deutschsprachige Führung mit Yvonne Boodts gönnen: Wie sie vom Bau des Atomiums erzählt, von der Liebe der Belgier zu ihrem vor zwei Jahren zum 50. Jubiläum restaurierten Mega-Moleküls mit Edelstahlmantel - das ist ein schönes und lehrreiches Erlebnis.

Vor kurzem, sagt die Führerin, sei übrigens noch eine Grundschulklasse aus Trier dagewesen: Zum Übernachten in der speziell dafür eingerichteten Kinderkugel.

Nebenbei erfährt man, dass die Expo 58 fast 42 Millionen Besucher hatte - mehr als doppelt so viele wie die Ausstellung 2000 in Hannover. An die erinnert man sich hier ja höchstens noch wegen der Affäre um den Pinkelprinzen. Aber auch da hat Brüssel besseres zu bieten: das deutlich sympathischere Manneken.

Extra

Weitere Infos:Tipps, Hotelinformationen und vieles mehr erhält man beim Kölner Büro von Tourismus Flandern-Brüssel, Telefon 0221/2709770, www.flandern.com, www.atomium.be

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