Der Mensch will betrogen sein

Opern von Joseph Haydn gelten als musikalische Leckerbissen, denen zur Popularität des Zeitgenossen Mozart weniger die Noten fehlen als das pfiffige Libretto. Die Luxemburger Aufführung von "Il Mondo della Luna" war geeignet, das Vorurteil zu bestätigen.

 Seinerzeit noch unerreichbar: der Mond. Foto: Grand Théâtre

Seinerzeit noch unerreichbar: der Mond. Foto: Grand Théâtre

 Seinerzeit noch unerreichbar: der Mond. Foto: Grand Théâtre

Seinerzeit noch unerreichbar: der Mond. Foto: Grand Théâtre

Luxemburg. Ein reicher alter Geck, der genasführt wird, jugendliche Pärchen, die trotz aller Widerstände zusammenfinden, ein raffinierter Gaukler, exotisches Ambiente, reichlich Versteckspiel und ein bisschen Moral von der Geschicht, dazu himmlische Melodien und fili grane Orchestrierungskunst: Das sollte eigentlich genug sein, um eine populäre Oper zu ergeben. Und doch kennt kaum jemand Haydns "Reise zum Mond", die in Wirklichkeit nur in einem skurril ausgestatteten Hinterhof-Garten stattfindet und dem Zweck dient, einem wohlhabenden, aber arg mond-süchtigen Vater die Töchter und den Geldsack zu entlocken.

Regisseur Yoshi Oida setzt das im Grand Théâtre mit mildem Humor und einem Schuss Altersweisheit in romantisch-originellen Bildern (Bühne: Tom Schenk, Kostüme: Antoine Kruk) um. Das ist sorgfältig und liebevoll gearbeitet - und optisch ein Genuss. Aber es bleibt doch alles recht betulich und brav - durchaus passend zur Hof-Oper Haydns, aber eben auch unter gänzlichem Verzicht darauf, zu überprüfen, ob da nicht doch etwas mehr Biss und Kraft hinter der herrschenden Devise "Der Mensch will betrogen sein" steckt.

Orchester und Ensemble dieser Inszenierung hat das koproduzierende Opernhaus Rennes von der Aufführungsserie in der Bretagne mitgebracht, und sie zeigen einen mehr als respektablen Standard im Umgang mit der Oper des späten 18. Jahrhunderts. Es wird kultiviert musiziert, wenn es auch im von Mark Tatlow dirigierten Orchester ab und an hakt. Unter den Solisten bleiben der kraftvolle Bariton von Nigel Smith, der schön timbrierte Mezzo von Delphine Galou und der (nach belegtem Beginn) gewandte Tenor von Simon Edwards am stärksten in Erinnerung. Freundlicher Beifall.

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