Mensch, Musik und Maschine

Mit der Filmmusik zu Stummfilm-Zeiten hat das "Orchestre Philharmonique du Luxembourg" unter der Leitung von Carl Davis am Samstagabend sein Publikum begeistert.

Luxemburg. (ves) Der Mensch unterwirft sich der Maschine. Die Maschine lenkt den Menschen. Das Individuum geht durch die Industrialisierung verloren. Es gibt keine individuelle Freiheit mehr.

Dies beschreibt Charlie Chaplins Film "Modern Times" (1936), der am Samstagabend in der Philharmonie Luxemburg präsentiert wurde. Statt eines normalen Konzertes bekamen die Zuschauer der gut besetzten Philharmonie einen Kinoabend beschert. Für das "Orchestre Philharmonique du Luxembourg" (OPL) unter der Leitung von Carl Davis stand etwas Besonderes auf dem Programm: die Original-Filmmusik zu Stummfilmen, also Filmmusik in ihren reinen Anfängen.

Ein Experiment mit drei Ebenen



Schwerpunkt des Abends war Chaplins "Modern Times". Das Experiment mit drei Ebenen gelang vollends: der Film auf der Leinwand mit teilweise Original-Geräuschen ergänzt durch die Live-Musik des OPL. Die von Chaplin selbst kreierte musikalische Untermalung seines Films umfasst zahlreiche wiederkehrende Motive, wie zum Beispiel die Fanfaren, wenn die Polizei kommt, oder Walzer-Sequenzen zu den Tanzszenen. In ihren Spielpausen riskierten selbst einige Orchestermusiker den Blick auf die Leinwand. Und das Konzept ging auf: Das Publikum versank im Film, so viele Lacher hat ein OPL-Konzert wohl selten bewirkt, die Musik trat schnell in den Hintergrund. Doch so soll es ja auch sein: die Musik als Ergänzung zu den Bildern. Gleichzeitig duldet die Form der Filmmusik jedoch keine Verzögerung. Der Film läuft weiter, die Musik muss sich daran orientieren. Diese Form lässt keine musikalische Freiheit zu. So unterwarfen sich die Musiker an diesem Abend der Maschinerie des Films - ebenso wie Chaplin sich in "Modern Times" der Maschine.

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