Ein ambitionierter Abend

Trier · Es hat eine lange Tradition, dass sich der Friedrich-Spee-Chor in der Fastenzeit konzertant zu Wort meldet. Diesmal in der Basilika St. Paulin, wo der Chor vor 46 Jahren seinen ersten Auftritt hatte.

Es war das zweite Konzert des Speechores unter der Leitung seines neuen Dirigenten Sebastian Glas. Nach dem sehr erfolgreichen Weihnachtskonzert (der TV berichtete) mit seinem gemischten Programm sollte es diesmal ein Abend werden, der sich fast ausschließlich der Musik von Johann Sebastian Bach widmete. Vier der sechs Motetten des Thomaskantors hatte Glas ausgewählt, unterbrochen von vier Sätzen aus der Violinpartita d-Moll, BWV 1004, und dem ersten Satz aus der Sonate für Violine solo des polnischen Komponisten Roman Padlewski. Dazu war aus Weimar der Geiger Gernot Süßmuth angereist.

Die Solopartiten kennt man gemeinhin nur aus Konzertsälen, die meist eine sehr trockene Akustik aufweisen. Der Nachhall der Basilika verlieh dem technisch wie musikalisch souveränen Spiel Süßmuths einen ganz eigenen, feierlichen Charakter. Mit Padlewskis weitgehend unbekannter Sonate hatte Glas einen Edelstein der Kammermusik aus dem vergangenen Jahrhundert mitgebracht.

Die Bach'sche Chormusik ist für ein Vokalensemble immer ein Prüfstein. Dies gilt nicht zuletzt für die Motetten, bei denen ein Chor nur durch Violoncello (Ursula Heckmann) und Orgel (Julia Glas) helfende Unterstützung erfährt. Ob Glas seinem Chor einen Gefallen getan hat, gleich vier dieser Werke (BWV 225 - 228) ins Programm zu nehmen, muss man bezweifeln. Trotz etlicher schöner und beeindruckender Momente wurden die Schwächen doch deutlich. Intonationsprobleme, die man besonders bei "Jesu, meine Freude" schon eklatant nennen muss, waren eine Sache. Aber auch die Spannung, etwa bei "Fürchte Dich nicht" und "Singet dem Herrn", konnte nicht dauerhaft gehalten werden. Insgesamt ein sehr ambitionierter Abend, der trotz Schwächen Respekt verdiente.

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