Ein Land voller Widersprüche

Trier · Der kanadische Comiczeichner Guy lebt mit seiner Frau Nadège für ein Jahr in Jerusalem. Sie arbeitet dort für Ärzte ohne Grenzen und kümmert sich um alle organisatorischen Abläufe für die humanitären Einsätze im Gaza-Streifen.

Guy versorgt die zwei kleinen Kinder der Familie und taucht auf seinen Streifzügen in die Widersprüche des israelischen Alltags ein. Guy Delisle schafft es in seiner Graphic Novel - ein Comic in Romanform - den manchmal grotesken Alltag im heiligen Land zu beschreiben; etwa die endlosen Frage-Antwort-Spielchen des Bodenpersonals der israelischen Fluggesellschaft El Al und deren Folgen. Oder: Guy zeichnet die Mauer, die Israel, das Westjordanland und den Gazastreifen voneinander trennen. Mit jeder neuen Perspektive findet er eine Geschichte: Mal wird er von Soldaten verscheucht, die ihm sagen, dass es verboten sei, die Mauer zu zeichnen. Mal muss er lange Umwege in Kauf nehmen, um zur Al-Quds-Universität in Ostjerusalem zu fahren. Der Roman thematisiert die Vielzahl der Konflikte in Israel. Delisle bezieht Position, ohne zu moralisieren oder anzuklagen. Mit spitzer Feder verfolgt er den Alltag. Im Mittelpunkt von Delisles Graphic Novel stehen die Menschen und ihre Probleme, ausgelöst durch die ungelösten Konflikte in Israel. Unbedingt lesenswert für alle, die einen Blick auf den israelischen Alltag werfen wollen, aber auch für jene etwas zum Schmunzeln, die schon länger in Israel gelebt haben. Alexander Schumitz Guy Delisle: Aufzeichnungen aus Jerusalem, Reprodukt, 2012, 334 Seiten, 29 Euro.

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