Ein Weltverbesserer und die Angst vor Trier

Trier · Das Trierer Land und seine Aufarbeitung in Liedern und Romanen: Im zweiten Teil geht es darum, wie Trier, Mosel und Eifel literarisch verewigt worden sind. Von Goethe über Stefan George bis zu Thomas Bernhard. Eine Reise durch Zeilen, Orte und Jahrhunderte - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

"Man geht nicht ungestraft nach Trier. Man geht nach Trier und macht sich lächerlich." Das lässt Thomas Bernhard (1931 - 1989) seinen "Weltverbesserer" mitteilen. Nun hatte der österreichische Dramatiker und Chefgrantler nicht den Ruf, sich gleich Hals über Kopf in jede Stadt zu verlieben, die ihm unter die Füße kam. Trier ist in guter Gesellschaft: Augsburg bezeichnete Bernhard als "Lechkloake", Hamburg als "Provinz" und "Bremen verabscheute ich vom ersten Moment an, es ist eine kleinbürgerliche unzumutbare sterile Stadt". Aus Bernhards Sicht ist das vermutlich alles noch erträglicher als sein Österreich.

Goethe wäre fast in der Mosel ertrunken



Da mag man es als Lokalpatriot lieber mit Johann Wolfgang von Goethe halten, der bei seiner Reise nach Frankreich 1792 die Region bestens kennenlernte. Während eines Sturms bei Trarbach wäre er zwar fast in der Mosel ertrunken. Goethe bezeichnete Trier auch bedingt schmeichelhaft als "altes Pfaffennest". Dafür gebe es aber einen Standortvorteil, der vielleicht auch noch 218 Jahre nach dem Goethe-Besuch Gültigkeit haben kann. Trier liege in einer "angenehmen Gegend". Angetan war Goethe auch moselaufwärts von der Igeler Säule. Über die römischen Denkmäler in der Region haben viele geschrieben. Zu den wichtigsten zählt Lyriker Stefan George (1868-1933), der im gleichnamigen Gedicht über die Porta Nigra schrieb:

"(...) Kaum kenn ich diese trümmer - an den resten / Der kaiserlichen mauern leckt der nebel - / Entweiht in särgen liegen heilige bilder - / Daneben hingewühlt barbarenhöhlen... / Nur aufrecht steht noch mein geliebtes tor! (...)"

Kriegsverarbeitung in der Eifel



Weiter in die Eifel: Das steht für raue landschaftliche Schönheit, für Eifelkrimis wie die von Michael Preute, der unter dem Namen Jacques Berndorf noch besser bekannt ist. Das Pseudonym des Bestsellerautors geht auf seinen früheren Wohnort bei Hillesheim zurück. Bei Eifel und Literatur denkt mancher auch an Kriegsverarbeitungen. Wie etwa im Falle von Alfred Anderschs "Winterspelt" (1974). Der Kriegsroman ist nach dem Grenzort benannt, die Topographie beschreibt jedoch Rommersheim bei Prüm, wo Anderschs zweite Frau Gisela wohnte.

Ernest Hemingway erwähnt den Schneifelwald, "wo die Drachen hausen", in seiner Reportage "Krieg an der Siegfried-Linie". In Buchet bei Bleialf soll der Amerikaner die Idee zum Roman "Über den Fluss und in die Wälder" gehabt haben. Im Roman "Das Weiberdorf" von Clara Viebig dient der Eifel-Ort Eisenschmitt (Kreis Bernkastel-Wittlich) als Vorlage. Viebig schrieb, wie das Leben in der Region im späten 19. Jahrhundert ausgesehen hatte. Für die Kirche war es damals ein "sittenverderbendes Machwerk". Auch im Dorf kam der Roman nicht gut an. Aber das ist längst Vergangenheit.

Beim vor allem in den 1950ern sehr erfolgreichen Autor Stefan Andres spielt die Mosel eine Rolle, insbesondere beim in Schweich spielenden "Der Knabe im Brunnen" (1953). Andres wurde in Dhrönchen (Trittenheim) geboren und wuchs in Schweich auf.

EXTRA

Noch mehr Literatur: Trier spielt auch eine Rolle im historischen Roman "Die Safranhändlerin" von Helga Glaesener. Manuel Andrack - bekannt geworden als "Sidekick" von Harald Schmidt - pries die landschaftlichen Reize der Region (u.a. in "Du musst wandern"). Schriftsteller Robert Gernhardt (1937-2006) schrieb über Trier, Florian Illies in "Generation Golf" über die Aktion Autofasten des Bistums. Dazu gibt's viele Autoren, die aus der Region stammen und in deren Büchern Trier, Konz oder die Eifel ebenfalls eine Rolle spielen. Etwa bei Edwin Klein (bereits im Debüt "Deckname Bilog", 1990), Mischa Martini (Michael Weyand) oder Ilse Goergen. Auch der berühmteste Trierer, Karl Marx, hatte sich immer wieder mit seiner Heimatstadt befasst. (AF)

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