Einmal unsterblich sein

BERLIN. In den vergangenen Jahren machte Oscar-Preisträger Robin Williams ("Good Will Hunting") vor allem mit ernsten Rollen von sich reden. Mit der turbulenten Road-Komödie "Die Chaoscamper" kehrt der 53-Jährige nun ins komische Fach zurück.

Wenn Sie sich zwischen Stand-Up-Comedy und dem Filmemachen entscheiden müssten, welchen Weg würden Sie wählen? Williams: Möglicherweise würde ich das Schauspielen an den Nagel hängen, wenn ich eine Entscheidung treffen müsste. Beim Stand Up erfährt man nach wie vor diese wunderbare, unmittelbare Reaktion. Aber ich hoffe, ich werde nie vor diese Wahl gestellt, denn beide Dinge machen mir immer noch großen Spaß. Beim Stand Up ist man auf sich allein gestellt, beim Film arbeitest du mit tollen Leuten zusammen. Wie hat sich Ihr Gefühl für den Beruf über die Jahre hinweg verändert?Williams: Es ist heute einfacher, ich fühle mich wohler. Heute liebe ich diesen Job wirklich. Früher habe ich manchmal Filme gemacht, weil ich mich dazu gezwungen fühlte. Heute mache ich Filme, wenn ich sie machen will. Ich habe keine Angst mehr davor, auf den richtigen Stoff zu warten. Ich nehme mir Zeit und habe keinen Grund zur Eile. Sie sind immer öfter auch in ernsten Filmen wie "One Hour Photo" oder "Insomnia - Schlaflos" zu sehen. War es schwierig, diese untypischen Rollen zu bekommen? Williams: Man muss erst einmal signalisieren, dass man für eine solche Art Film offen ist. Es gab eine Menge interessanter Stoffe, und es war für mich an der Zeit, mich mal in anderen Bereichen umzusehen. Anstatt darauf zu warten, was dir die Studios anbieten, musst du selbst die Initiative ergreifen und das viel versprechende Stück eines jungen Regisseurs ausfindig machen. Man muss ein wenig Geheimdienstarbeit leisten, um dieses Material zu finden, aber es lohnt sich. Zu Beginn von "Insomnia" meint das Publikum, es mit einem netten Typen zu tun zu haben. Dann merkt es, nein, er ist ein Soziopath. Und schließlich entdeckt es den Psychopathen in ihm. Das gibt dem Film einen gewissen Überraschungseffekt, wenn ich so eine Rolle spiele. Sie haben die amerikanischen Truppen im Auslandseinsatz besucht. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Williams: Es war großartig. In Afghanistan trägt die alte Idee von einer Koalition Früchte, bei der auch andere Nationen beteiligt sind. Man hat die Jungs dort lange Zeit nicht besucht und sie beinahe vergessen. Der Fokus lag immer auf dem Irak, während man in Afghanistan erfolgreich eine Infrastruktur aufbaute. Das Hauptproblem dort sind die Minen, mit ihrer Räumung wird man wohl noch zwanzig Jahre lang beschäftigt sein. Werden Schauspieler vom Wunsch nach Unsterblichkeit getrieben?Williams: Ich glaube nicht, dass das ihr Antrieb ist. Schauspieler möchten Charaktere erschaffen. Vielleicht möchten sie, dass man sich an sie erinnert, durch eine Arbeit, die die Zeit überdauert. Man möchte, dass ein Film noch in zwanzig Jahren gesehen und nicht nur für den Augenblick gedreht wird. Ich glaube, ich habe ein paar Filme gemacht - wenn auch nicht sehr viele - die später für sich selbst stehen. Wenn man das als Unsterblichkeit bezeichnen will, dann strebt ein Schauspieler danach. j Das Gespräch führte unser Mitarbeiter André Wesche

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