Intelligentes Kabarett vor kleinem Publikum

Trier · Es gibt viele Comedians und Kabarettisten. Einer von ihnen ist Christoph Sieber. Trotz eines intelligenten Programms blieb in der Europahalle ein großer Teil der Plätze leer. Die 150 Zuschauer, die gekommen waren, hatten aber viel zu lachen.

 Als wollte er fragen: „Warum sind so viele Stühle leer geblieben?“ – Christoph Sieber in Trier. TV-Foto: Hans Krämer

Als wollte er fragen: „Warum sind so viele Stühle leer geblieben?“ – Christoph Sieber in Trier. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Das Bühnenbild ist sparsam. Ein Barhocker, ein Stuhl mit darüber hängendem Jackett und ein Mikrofon. Und ein Kabarettist, der nicht versucht, durch besonders auffallende Kleidung noch witziger zu sein. Christoph Sieber wirkt mit Jeans, Hemd, Weste und dunkler Brille auf den ersten Blick wie der ganz normale Typ von nebenan. Aber er hat Talent. Vor allem seine Seitenhiebe auf die Politik und das allgemeine Tagesgeschehen sind treffend, bissig und komisch. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich Christian Wulff und Karl-Theodor zu Guttenberg.
Sieber spricht von einem Jahr des Scheiterns und meint damit auch die gesunkene Fähre in Italien und den Kapitän Schettino, der laut Sieber bemitleidenswert ist, wie er so aus Versehen ins Beiboot geplumpst ist. Ein weiteres Thema sind die Bankenkrise und die Zusammenhänge zur Hungersnot in Afrika. Hier wird Sieber moralisierend. "Den Tätern hilft man, die Opfer werden vergessen." Die Stimmung des Publikums sinkt.
Überhaupt tut sich der 42-Jährige Schwabe schwer, die Menschen so richtig mitzureißen. Das ist vor so vielen leeren Plätzen eben auch nicht ganz einfach. Doch immer wieder schafft er es, die kleine Zuschauergruppe herzhaft zum Lachen zu bringen. Dazu tragen vor allem seine Wortakrobatik und seine Parodien bei. Sieber spielt die Sonntagabend-Talk-Runde bei Günter Jauch nach. Dabei schlüpft er erst nacheinander und schließlich fast gleichzeitig in die Rollen von Don Testosteron Gerhard Schröder, Angela Merkel mit typischer Handhaltung und ebenso typischen heruntergezogenen Mundwinkeln, Claudia Roth mit vier Meter langem Schal um den Hals und anderen typischen Talkshowgästen. Dabei wird das gespielte Gespräch immer schneller, so dass es ein Wunder ist, dass sich Sieber nicht dabei verhaspelt.
Terminator auf Rollen


Ein weiteres Thema, dem sich der Kabarettist widmet, ist der Sport. Mit Protektoren geschützte Inlineskater fortgeschrittenen Alters bezeichnet er als Terminator auf Rollen. Formel 1 hält er für eine rein männliche Sportart, denn Frauen hätten ein Ziel und würden nicht nur im Kreis fahren. Noch blöder als das sei nur noch, dabei zuzusehen.
Viel Spaß hatte das Publikum bei den Ausführungen über das Personal in Baumärkten, das wieselflink entschwindet, sobald ein Kunde auftaucht.
In der Zugabe, die Sieber ohne langes Bitten gibt, erzählt er noch etwas aus seiner schwäbischen Jugend. Auch das ist intelligent und witzig und hebt ihn wohltuend von vielen Kollegen ab. Schade, dass er in Trier nicht das Publikum findet, das er verdient. noj

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