Lavaströme des Gefühls

TRIER. (er) Eins ihrer bewährten Mitglieder zeigt derzeit die Gesellschaft für Bildende Kunst. "Der Erde nah" ist Irmgard Weber in Palais Walderdorff.

Erdenschwer wirkt sie nun gar nicht. Der Erde nah - wie ihr neuer Ausstellungstitel verheißt - ist ihre Malerei seit eh und je. Naturnah: Das wäre vielleicht eine noch treffendere Bezeichnung für Irmgard Webers Bilder. Malt die Künstlerin, was auch immer ihr Thema sei, am Ende doch stets die eigene Natur. "Der Erde nah" sind denn auch malerisch verschlüsselte Botschaften aus der Provinz ihres eigenen menschlichen Soseins. Wie Lavaströme des Gefühls ergießen sich Webers Farben seit jeher über die Leinwand. Was sich dabei als kompositorische Grundstruktur ergibt, scheint keine andere Aufgabe zu haben, als die Künstlerin selbst vor den unkontrolliert nach außen drängenden Gefühlen zu schützen. Ganz früher war es die Erfahrung blühender Lebensgärten, deren leuchtende Farbklänge Irmgard Webers Bilder beherrschten. Später wurde die Leinwand von wilden Farbgesten zerrissen und heimgesucht. Inzwischen haben sich die Farben der Malerin beruhigt. Die Geste ist gereift. Das unbekümmert klingende Farbspiel sommerlicher Pracht ist in ihren besten Bildern jetzt einer großen Innerlichkeit gewichen. Was früher farblich laut miteinander stritt, hat sich gerade bei den drei Großformaten im ersten Stock der Galerie (den gelungensten Bildern der Ausstellung) zum eindringlichen Kammerspiel verdichtet. Wobei beim mittleren der drei Bilder die Farbe einem leichten Pathos nicht widerstehen kann. Hart ringt die Malerin mit Leinwand und Farbe und ebenso hart mit dem, was aus ihrem Innern kommt. Immer wieder versucht sie sich dabei an neuen Formen und Zeichen. Manches, was auch diesmal ausgestellt ist, bleibt offensichtlich Experiment, so wie die kleinen Arbeiten an der Stirnwand der Galerie. Das Zeichen in der Farbfläche ist dort thematisiert. Reichen Diskussionsstoff bietet dagegen eine größere Arbeit im Parterre der Galerie, bei der ein korbartiges Gebilde in den unteren Bildraum ragt. Solche Arbeiten gehören ganz offensichtlich zu neuen Vorstößen in Bildraum und Form, die hier zunächst allerdings noch unausgereifter Versuch bleiben. Sogleich ins Auge fällt die schöne Hängung dieser Ausstellung. Spannungsreich ergänzen sich Groß- und Kleinformate. Ein echtes Kabinett-Stück ist Irmgard Weber mit dieser Schau gelungen, ganz den Räumlichkeiten angemessen. Bis 28. September, di-fr 11 bis 13 u. 14 bis 17 Uhr, Sa, So 10 bis 13 Uhr.

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