Mit Bussen und Lastwagen zum eintägigen Gastspiel nach Trier

Trier · Das klassische Ballett Giselle gehört zum Standardrepertoire fast aller bedeutenden Ballettkompanien. Vor einem Jahr feierte das Koblenzer Ensemble damit einen Erfolg im eigenen Haus. Am 4. Juli sind die Tänzer in Trier zu Gast. Ihr Ballettchef verspricht einen künstlerischen Genuss, stellt die Kosten-Nutzen-Rechnung dieser Kooperation jedoch infrage.

Trier. In Koblenz lief Giselle zehn Mal sehr erfolgreich. Das war in der Spielzeit 2011/2012. Ein Jahr später, am kommenden 4. Juli, kommt die Kompanie für einen einmaligen Gastauftritt ins Trie rer Stadttheater.
Der Aufwand ist immens. Mit Bussen und Lastwagen reisen drei Tage vor dem Auftritt rund 30 Mitarbeiter des Koblenzer Hauses an. Im Gepäck haben sie die komplette Ausstattung vom Kostüm bis zum Bühnenbild. Im Gegenzug ist Trier mit der aktuellen Produktion "Falco" am 13. Juni nach Koblenz gereist. Die Koblenzer haben es schwerer. Sie müssen ein Stück auf die Bühne bringen, das ein Jahr geruht hat.
Vier Wochen wird geprobt


Vier Wochen lang bereitet das Ballettensemble diese eine Vorstellung vor. "Wir proben jeden Tag acht Stunden, zu 80 Prozent an Giselle", sagt Ballettchef Steffen Fuchs. Manche der 16 Tänzer sind erst nach der Produktion zur Kompanie gekommen und studieren ihren Part ganz neu ein.
Fuchs findet klare Worte: "Für eine Vorstellung lohnt sich die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht. Der Aufwand ist absurd hoch." Die Kooperation sei politisch gewollt. "Dem gehen wir natürlich gerne nach", sagt Fuchs.
Aber der Ballettchef glaubt nicht an einen langfristigen, spürbaren Effekt, also steigende Besucherzahlen in den beiden Häusern. Er sieht nur wenige künftige Pendler zwischen den Kulturstätten.
Nicht nur deshalb brauche niemand eine Abwerbung von Zuschauern durch die Kooperation zu befürchten. Die Ausrichtungen im Bereich Tanz sei an den beiden Theatern so verschieden, dass von Konkurrenz keine Rede sein könne. Trier hat ein Tanztheater, Koblenz dagegen eine Kompanie, die auf dem klassischen Ballett aufbaut.
Wenn der wirtschaftliche Nutzen für die beiden Theater auch fragwürdig ist, eins ist klar: Das künstlerische Erlebnis für den Zuschauer steht an einem Abend wie mit Giselle, getanzt von Iskra Stoyanova, außer Frage. sys
Giselle, Romantisches Ballett in zwei Akten von Adolphe Adam, Donnerstag, 4. Juli, 20 Uhr, Großes Haus. Karten an der Theaterkasse, unter 0651/7181818, per E-Mail an theaterkasse@trier.de sowie unter www.theater-trier.de

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