Mit der "Boygroup" in den Frühling

Wie immer man die Absage der diesjährigen Antikenfestspiele bewerten mag, sie hatte auch ihr Gutes: Das Theater bietet im Juni und Juli ein Sommerprogramm, das weit mehr ist als ein Notnagel.

 Die „Comedian Harmonists – ein neuer Frühling“ kommen ins Trierer Theater. Foto: Theater

Die „Comedian Harmonists – ein neuer Frühling“ kommen ins Trierer Theater. Foto: Theater

Trier. Intendant Gerhard Weber und sein ganzes Haus haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Festspiel-Scharte auszuwetzen. Neue Eigenproduktionen, Gastspiele, Festivals, dazu Wiederaufnahmen erfolgreicher Produktionen, die sonst auf Nimmer wiedersehen verschwunden wären: Man tut einiges, um Publikum ins Haus zu locken und so die Besucherzahlen auch ohne Festspiele stabil zu halten.

Und nicht nur das: Man versucht auch, eine große Trierer Lücke zu schließen und das Theater rund um die Vorstellungen zum Kommunikationsort zu machen. Wo die Besucher angesichts des wenig zum Verweilen einladenden Ambientes sonst möglichst schnell wieder nach Hause gehen, sollen sie diesmal bleiben, Spaß haben, essen und trinken.

Zu diesem Zweck gibt es nach den meisten Wochenend-Aufführungen und einzelnen Vorstellungen unter der Woche eine Open-Air-Bühne im Theatergarten mit kleinen kulturellen Leckerbissen bei freiem Eintritt. Das geht von einem "Best of Dunja Rajter" über einen Männerwitze-Abend und Jazz mit den Reed Bulls bis zum "grimmigen Märchenquiz" und einer Oldie-Disco mit Harry Hut. Das komplette Verzeichnis der Rahmenveranstaltungen unter www.theater-trier.de, Button "News".

Zwei neue Groß-Produktionen sind die Aushängeschilder des "Theater-Sommers". Aus Berlin kommt ein Gastspiel mit dem Erfolgs-Programm "Comedian Harmonists - ein neuer Frühling", einem szenischen Liederabend über die "erste Boygroup der Welt" (1., 13., 19., 21. Juni).

Eine Riesen-Lücke im Opern-Repertoire schließt die erste Aufführungs-Serie von Puccinis "Turandot" seit mehr als vierzig Jahren. Intendant Gerhard Weber richtet seine Inszenierung aus der Partnerstadt Ascoli Piceno dieser Tage neu ein. Die Besetzung verführt den geneigten Opernfreund zum Zunge schnalzen: Tenor Keith Ikaya-Purdy, weltweit einer der führenden Vertreter seiner Zunft, trifft auf Vera Wenkert, die in der stimmgewaltigen Titelrolle ihre Abschiedsvorstellung als Trierer Ensemble-Mitglied gibt, und auf Adreana Kraschewski, die eine große Liu zu werden verspricht (23., 27. Juni; 3., 12. Juli).

Was den Opernfreunden das Monumentalwerk "Turandot", ist für Fans der symphonischen Musik das "Concerto Mosella" mit dem ersten gemeinsamen Auftritt des Lothringer Nationalorchesters aus Metz und der Trierer Philharmoniker seit Jahrzehnten. Strawinskys "Sacre du Printemps" kommt unter Leitung von Jacques Mercier zu Gehör, zelebriert von mindestens 150 Musikern (14. Juni).

Gleich zwei Festivals haben mit den "Blendenden Aussichten" einen angemessenen Rahmen gefunden. Vom 4. bis 7. Juni kommt das grenzüberschreitende Tanzfestival "Le Transfrontalier" mit sieben Produktionen an drei Abenden nach Trier. Zu sehen sind Choreographien der Trierer Tänzer Hannah Ma und Reveriano Camil sowie Arbeiten von Künstlern aus Polen, Frankreich und Luxemburg (4., 6., 7. Juni, der letzte Termin umfasst auch das beliebte "Trier tanzt"-Fest).

Mit dem "Festival für neue Musik" unter dem Titel "Mensch am Limit" will das Theater im Juli an den Erfolg des Schauspiel-Festivals "Maximierung Mensch" anknüpfen. Acht Veranstaltungen in drei Tagen an verschiedenen Spielorten, darunter die Uraufführung der Kurzoper "Ledermann" von Wolfram Saalern, sollen das Publikum für vermeintlich "Schräge" Töne begeistern (9. bis 11. Juli).

Den angemessenen Ausgleich für Harmonien-Süchtige beschert das Ensemble Viaggio Musicale um die Trierer Sopranistin Evelyn Czesla mit einem Abend unter dem Motto "Perlen des Barock" in den Viehmarktthermen (9. Juni).

Bleibt ein ganzes Paket von Wiederaufnahmen aus allen Bereichen. So gibt es "Encores" für die Erfolgs-Weltmusik-Konzerte "Yeah yeah yeah" und "Step on, America". Die Beatles stehen am 25. Juni auf dem Plan, der Steptanz-Gigant An dreas Dänel kommt am 2. Juli.

Weitere Comebacks: "Im weißen Rössl" (2., 5. Juni, und am 5. Juli gleich zwei Mal); "Mahagonny" (3. Juni), "Kontrabass" (5., 18. Juni); "Kunst" (6., 10., 24., 27. Juni, 1. und 3. Juli - die 50. Vorstellung, was alle Studio-Rekorde sprengen dürfte); "Das wundervolle Zwischending" (12., 20., 25. Juni, 5., 12. Juli); "Piaf" (26. Juni, 10. Juli); Theatersport (26. Juni); Anatevka (28. Juni, 4., 8. Juli); Männer (30. Juni, 7. Juli); "Kuckucksnest" (9. Juli).

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