Musik mit Sogwirkung

Saarburg · Ein Ausnahmeerlebnis haben die junge Schweizer Sängerin Sophie Hunger und ihre Band 300 Zuhörern mit einem Konzert am Casino in Saarburg beschert. Unbändige Dynamik, Charisma und Musik, die in ihrer Unmittelbarkeit bis ins Mark berührt, sorgten für einen unvergesslichen Abend.

 Sophie Hunger in Saarburg. TV-Foto: Anke Emmerling

Sophie Hunger in Saarburg. TV-Foto: Anke Emmerling

Saarburg. Sophie Hunger zu erleben, das ist ein bisschen so, wie der Fee im Märchen zu begegnen. Die Erscheinung der Dreißigjährigen ist die eines jungen Mädchens, ganz schlicht und ganz natürlich, wie sie so im braven blauen Kleidchen auf die Bühne hüpft.
Aber urplötzlich ist da ein Bann, dem sich keiner mehr entziehen kann. Die Zauberkraft dieser Frau ist ein von brodelnder Energie getragener individueller Ausdruckswille. Wenn sie Akkorde am Klavier perlen lässt, an den Saiten ihrer Gitarren reißt oder zupft und dazu singt, saugt sie ihre Zuhörer in einen ganz eigenen Kosmos hinein. Der ist ein buntes Kaleidoskop aus Fabuliertem, Gefühltem, Erlebtem. In ihren Liedern, die zum größten Teil aus dem neuen Album "The Danger of Light" stammen, geht es um Begegnung, Veränderung, Freiheitsdrang oder sogar Religion. Da werden Seele und Gefühle ausgelotet und schonungslos beleuchtet.
So reich die Inhalte, so reich der Ausdruck, den Hunger und ihre Band dafür finden. Da ist nichts von der Stange. So kreativ wie unerschrocken und unbefangen mischen sich Jazz, Chanson, Pop und deftiger Rock.
Nie ist die Entwicklung der Stücke vorhersehbar, und gerade damit treffen sie bis ins Mark. Da formt sich mal der Kloß der Rührung im Hals oder es kribbelt bis in die Haarspitzen.
Verletzlich bis aggressiv


Sophie Hungers Stimme schlägt Kapriolen zwischen zarter Verletzlichkeit und kraftvoller Aggression. Im Chanson "Le Vent" zum Beispiel erreicht sie eine Eindringlichkeit, die ihresgleichen allenfalls bei berühmten Sängerinnen wie Nina Simone findet.
Getragen wird sie von wechselnden, so stimmig wie außergewöhnlich gestalteten Arrangements aus Glockenspiel, Posaune, Cello, Hammond-Orgel, Mundharmonika, Trompete, E-Gitarre, Minimoog, Bass, Drums und Piano. Die Bandmitglieder Alberto Malo, Simon Gerber, Alexis Anérilles, Sara Oswald und Mattis Cederberg sind allesamt Multiinstrumentalisten, die mit ihrer kreativen Power die von Sophie Hunger wunderbar ergänzen.
Einen besonderen Künstler hat Sophie Hunger auch fürs Vorprogramm engagiert, den irischen Songwriter Mick Flannery. Mit einer Stimme zwischen Bob Dylan, Neil Young und Bruce Springsteen und seinen sensiblen, leicht melancholischen Liedern bewegt und begeistert er die Menge. Schöner Auftakt für einen Abend, der mit seiner Intensität noch lange nachhallen wird und regelrecht süchtig gemacht hat. Gute Nachricht für alle, die ihn verpasst haben: Sophie Hunger will wiederkommen, wenn ihre nächste CD produziert ist. ae

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