Rätsel über Rätsel

Trier · Eine ausgesprochen eigenwillige und reizvolle Position zeigt derzeit die Gesellschaft für Bildende Kunst in Trier mit Jörg Mandernach.

Trier. In der Fotografie wird aus gutem Grund immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kunst (zu der auch die Fotokunst gehört) nicht die Welt abbildet, sondern aus ihren Bildern eine neue schafft. Wer Jörg Mandernachs Arbeiten im Palais Walderdorff betrachtet, fühlt sich daran erinnert.
Der 1963 in Saarbrücken geborene Künstler, der heute in Ludwigsburg lebt, sammelt Bilder aus seiner alltäglichen Umwelt, die er häufig in Massenmedien findet. Als Zeichnung hält er sie in einer Art Zettelkasten fest. So reduziert und abstrahiert werden sie zu grafischen Symbolen, zu Pictogrammen. Später bearbeitet Mandernach sie auf dem Computer, fügt sie als Collagen zusammen oder überträgt sie in Druckgrafiken und großformatige Mischtechniken.
Dabei entsteht - wie vor allem im Erdgeschoss der Galerie eindrucksvoll zu sehen ist - eine ganz eigene, vielschichtige Bilderwelt, die auf zuweilen fast märchenhafte Weise die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verwischt. Am deutlichsten wird das in Mandernachs Enkaustik-Arbeiten, einem alten Wachsmalverfahren, bei dem das Wachs Farben und Bildebenen regelrecht miteinander verschmilzt. Es ist aber nicht allein diese Technik, die den Betrachter verunsichert und die Deutungssicherheit der Bilder und damit die Gewissheit der Wahrnehmung in Frage stellt. Mandernachs Pictogramme, die mit ihren schwarzen und weißen Frauen, ihren Hirschköpfen und Delfinen eine Art Multikulti-Gesellschaft darstellen, verlieren in ihren Bildzusammenhängen nicht nur ihre geläufige Symbolik. Mandernachs Witz, die ironische Brechung seiner Bildwahrheiten, die gezeichnete Linie, die sich kokett windet oder ein andermal zum Fangkorb wird, die heiteren Farbtupfen und Farbgründe machen aus Mandernachs Bildern poetische, vieldeutige Bilderrätsel, die der Betrachter jedes Mal für sich selbst neu lösen muss. er
Die Ausstellung ist noch bis 17. Dezember zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11 bis 13 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag auch 14 bis 17 Uhr, Kontakt: Telefon 0157/87690378, www.gb-kunst.de

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