September

(U. M.) Am 11. September 2001 steuern zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers und bringen das Gebäude zum Einsturz. Tausende Menschen kommen ums Leben, während die Welt an den Fernsehschirmen ohnmächtig zuschaut und den Schrecken zu verarbeiten versucht.

Regisseur Max Färberböck ("Aimée und Jaguar") greift die Befindlichkeiten des Unglückstags auf und kanalisiert sie zu einem Gegenwartsdrama um acht Menschen in Deutschland. Vier Ko-Autoren - die Dramatiker Moritz Rinke und John von Düffel sowie die Schriftstellerin Sarah Khan und Drehbuchautor Matthias Pacht - lud er als Mitstreiter ein. Das Resultat ist ein peinliches Betroffenheitsepos, dessen unverhohlene Sympathiebekundung schon vor einem Jahr veraltet gewesen wäre. Literarisch beschwerte Merksatz-Dialoge und heillos überfachtete Charakterpanoramen entlarven den vermeintlich gesellschaftsrelevanten Ansatz als schiere Kopfgeburt. Ausgestaltet von einem höchst divergenten Schauspielerensemble (Justus von Dohnanyi und Jörg Schüttauf leisten Beachtliches als Banker und Polizist, die Laienaktrice Katharina Schuchmann erfüllt präzise eine einzige Unglücksmiene, der Rest bleibt in den grotesken Verzeichnungen des Drehbuchs gefangen) entfaltet sich ein Reigen der Krokodilstränen zwischen Verzweiflung und Einsamkeit, Wut und Gleichgültigkeit. Der 11. September als Schnittstelle für eine neue Weichenstellung im Leben soll es sein. Manche werden dabei ins Straucheln geraten, andere gelangen zu neuen Erkenntnissen über sich und ihre Partner. Deutschland ist ein sehr nachdenkliches Land in einem Film, der es gut meinte mit der Katastrophe und dabei selbst zur Katastrophe geworden ist. (Broadway, Trier)

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