Trockener Humor auf nasser Bühne

Trier · Wer ein feministisches Kabarett erwartet hat, wird enttäuscht: Denn hinter dem Namen "Eure Mütter" verbergen sich drei Männer. Und deren Programm ist noch dazu völlig unpolitisch. Vor allem aber sind sie urkomisch.

 Eure Mütter beim Synchron-Haarewaschen. Von links: Donato Svezia, Matthias Weinmann und Andreas Kraus. TV-Foto: Daniel John

Eure Mütter beim Synchron-Haarewaschen. Von links: Donato Svezia, Matthias Weinmann und Andreas Kraus. TV-Foto: Daniel John

Trier. "Lass uns zuerst die Vorhänge schließen!" So beginnt der Roman, dessen Anfang das Publikum in der Pause ein paar Zeilen weiterschreiben soll. Erst einmal aber heißt es "Vorhang auf!" für Eure Mütter - das schwäbische Comedy-Trio mit dem für eine reine Männergruppe doch recht ungewöhnlichen Namen.
Und auch der Titel des aktuellen Programms "Bloß nicht menstruieren, jetzt" ist leicht irreführend - denn so weit unter die Gürtellinie geht der Humor meist doch nicht; und wenn doch, dann zumindest geistreich und witzig.
Vorwiegend handeln die Texte aber von ganz harmlosen Alltagsthemen: vom überaus kritischen, aber bestechlichen Tüv-Prüfer über die leicht verpeilten Heavy-Metal-Dozenten an der Musikhochschule bis zu der Frage, warum eigentlich Wettbewerbe im Brustschwimmen ausgetragen werden, wo doch Freistil viel schneller ist.
Das alles tragen Andi, Don und Matze - mit vollem Namen Andreas Kraus, Donato Svezia und Matthias Weinmann - spielend, singend und begleitet von Gitarre, Klavier oder Didgeridoo vor.
Bei der ersten Auflage der Kabarett-Bundesliga haben Eure Mütter vor vier Jahren den Meistertitel errungen. Dabei machen sie kein klassisches Kabarett im engeren Sinne. Politische Themen streifen sie nur ganz am Rande - etwa, wenn sie mit "Sexy Femen Babe" eine humorvolle Liebeserklärung an die Oben-ohne-Feministinnen richten - wohl eher wegen des blanken Busens als wegen der hehren Ziele.
Beim kleinen Literaturwettbewerb stimmt das Publikum dann über die eingereichten Roman-Vorschläge ab.
Proust oder Grass?


Ein lautes "Proust!" signalisiert Zustimmung, ein "Grass!" gilt als Zeichen der Ablehnung. Gewinner ist schließlich der elfjährige Cedric, der dafür eine DVD geschenkt bekommt. Seine ebenso einfache wie überzeugende Idee: "Lass uns zuerst die Vorhänge schließen", sagte Jupp zu Sepp. "Dann können wir sie wieder aufmachen. Und wenn wir Lust haben, machen wir sie nachher wieder zu." Ein dreifach donnerndes "Proust!" auf den jungen Dichter.
Zum Abschluss gibt es dann noch eine kleine improvisierte "Pressekonferenz", bei der das Publikum Fragen stellen darf - zum Beispiel - mit den Worten eines Mütter-Titels: "Macht ihr den Scheißdreck, weil ihr blöd seid?" Die lapidare Antwort lautet: "Nein, der Scheißdreck hat uns blöd gemacht!" Die wirklichen Geheimnisse - etwa der Grund, warum sich das Trio ausgerechnet Eure Mütter nennt - werden aber auch dabei nicht verraten. Und dann kommt, was zu jedem Auftritt der drei Comedians gehört: das Synchron-Haarewaschen mit viel Schaum und spritzendem Wasser. Im Bademantel und mit der Ukulele in der Hand plaudern und singen sich Andi, Don und Matze noch durch die Zugabe. Und beweisen dabei: Trockener Humor funktioniert auch auf nasser Bühne.

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