Unter der Batschkapp brodelt es

Trier · Er gehört zum Saarland wie Lyoner und Dibbelabbes: Heinz Becker, der Mann mit der "Batschkapp". Nur auftreten will Gerd Dudenhöffer - der Mann, der ihn verkörpert - dort seit Jahren nicht mehr. Dafür aber in Trier: am Samstagabend vor 700 Besuchern in der Europahalle.

 Der Mann mit der Mütze: Die „Batschkapp“ macht Gerd Dudenhöffer zu Heinz Becker. TV-Foto: Daniel John

Der Mann mit der Mütze: Die „Batschkapp“ macht Gerd Dudenhöffer zu Heinz Becker. TV-Foto: Daniel John

Trier. Wenn Heinz Becker an "Frauenbewegung" denkt, dann fällt ihm vor allem eine ganz bestimmte ein: "das Wohnzimmer abstauben!" Seine "amtlich zugelassene" Ehefrau Hilde - wenn Russland mit seiner Expansionspolitik weitermacht, bald "Krim-Hilde" - ist wohl auch der Hauptgrund, dass er sich lieber mit seinen Freunden am Stammtisch die Zeit vertreibt. Da wird dann hinter verschlossenen Türen ganz politisch inkorrekt schwa-droniert - zum Beispiel über die Todesstrafe als "Endlösung". ("Die einen sind dafür, die anderen nicht unbedingt dagegen").
Einbrecher mit Abitur


Dieser Heinz Becker, den Gerd Dudenhöffer auf der Bühne spielt, ist nicht der unbeholfene, naive, aber doch liebenswürdige Saarländer aus dem Fernsehen, sondern ziemlich ungeniert frauen-, ausländer- und homosexuellenfeindlich. Gut, die Amerikaner sind für ihn ja eigentlich keine Ausländer, aber die ganzen "Rumänen aus Bulgarien". Dass viele von denen gut ausgebildete Fachkräfte sind? Was interessiert es ihn, "ob der Einbrecher Abitur hat". Ein schlechtes Gewissen, weil "der Neger" nichts zu essen hat? Wieso? "Der freut sich doch auch nicht, wenn es uns gut geht!" Schwule Fußballer? "Jetzt stell dir mal vor, dein Sohn kommt abends nach Hause und sagt: ,Ich spiele Fußball!\'"
Aber ein Nazi, das ist er genauso wenig wie sein Nachbar, der ja gleich das Hakenkreuz von seinem Garagentor hat entfernen lassen. Es war ja auch falschher-um aufgemalt.
Nicht ganz sauber


Zwei Stunden lang jagt eine Pointe die nächste, auch wenn manchmal das Lachen im Halse stecken bleiben will. Becker sinniert über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und die Entschädigungszahlungen. Wenn sein Stefan damals als Messdiener - "… dann hätten wir uns jetzt den Balkon-Umbau leisten können." Beim Limburger Bischof wusste er aber gleich Bescheid: Wenn jemand eine 10 000-Euro-Badewanne braucht, ist doch klar, "dass der nicht ganz sauber ist".
Requisiten braucht Dudenhöffer fast keine: Er sitzt die ganze Zeit im karierten Hemd und der von Hosenträgern gehaltenen Arbeitshose auf einem Stuhl und plaudert. Seine ausgefeilte Gestik und Mimik reichen ihm, um das Publikum im Bann zu halten.
Nur seine "Batschkapp", die Schiebermütze, die ist natürlich unverzichtbar. Die legt Dudenhöffer erst ab, bevor er als Zugabe ein paar Gedichte aus seinem Buch vorliest. Und als er dann kurz über seine Bühnenfigur spricht, sagt er "Herr Becker". Nicht "Heinz". So viel Distanz muss schon sein.

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