Vom Gehen und Stehen

Bitburg · Dem im Westerwald und in Italien lebenden Künstler Erwin Wortelkamp widmet das Haus Beda eine Ausstellung, die sich mit Haltungen wie Gehen und Stehen auseinandersetzt. Nicht jedes Werk davon überzeugt.

Gegenseitigen Halt verspricht sich Erich Wortelkamps „Paar gekreuzt“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Gegenseitigen Halt verspricht sich Erich Wortelkamps „Paar gekreuzt“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Bitburg. Breitbeinig und selbstbewusst steht er da, ein düsterer Bein-Koloss, dessen Kopf sich in eine tiefe Mulde zurückgezogen hat. Die triumphale Geste bleibt zwiespältig. Das Holz hat Risse, auf der Oberfläche sind die Einwirkungen der Bildhauerwerkzeuge sichtbar. Erwin Wortelkamps Skulptur "Der Schritt" in der Skulpturenhalle des Hauses Beda in Bitburg ist die spannendste Arbeit der neuen Schau. Das liegt vor allem am Raumzusammenhang. Ein verstörender massiger Eindringling ist der schwarze, mit Mühe kultivierte Stamm in dieser Versammlung von Schönheiten, die allesamt der Kunst als Überwinderin der rohen Natur verpflichtet sind.
Wohltuend störend


Wortelkamps "Schritt" stört wohltuend die stille künstlerische Übereinkunft. Er provoziert wie einer, der mit seinen staubigen Arbeitsschuhen den Seidenteppich betritt. Und doch tut er der Halle und der Kunst gut. Stellt er doch die unermüdlich neu zu formulierende Frage, was Kunst denn sei und was sie soll.
Die Ausstellung im Haus Beda ist einer von mehreren Orten in einer ganzen Werkschau-Strecke. Parallel zur Schau in der Eifel gibt es zwei weitere Ausstellungen im Westerwald, in denen vielfältige Arbeiten aus den Jahren 1963 bis 2012 zum Thema "Gehen und Stehen" des 1938 geborenen Künstlers zu sehen sind.
Die gezeigte Vielfalt ist nicht immer vorteilhaft. So gleicht der erste Bitburger Ausstellungssaal mit Arbeiten aus Stahl eher der Requisitenkammer eines Moralisten, denn einem Kunstereignis. Wortelkamps Werk "Wie mache ich mir neue Grenzen klar", das sich mit dem rechten Winkel als Ordnungsprinzip befasst, bräuchte viel mehr freien Raum. Seine "Umweltkabine", in der er sich 1970 nackt als aufrechter Umweltaktivist präsentierte, hat bestenfalls Erinnerungswert. Bei anderen Arbeiten wie dem "Architekturmensch" ist die Idee interessanter als die Bildfindung.
Der schönste Raum ist in Bitburg der sparsame zweite mit seinen dynamischen, geradezu eleganten Holzskulpturen "Angelehnt" und "Paar".
Rilkes Verszeile "Du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen" kommt einem dagegen in den Sinn angesichts der Stämme im Nebenraum links. Hochinteressant und ausgesprochen malerisch beeindrucken hingegen die kleinen Skulpturen aus Eisen und gebranntem Lehm im Seitenraum gegenüber. Und auch die "Stehenden" dort aus Holz und Farbe sind eindrucksvolle Grenzgänger zwischen Malerei und Bildhauerei. Begleitet wird die Skulpturenschau durch farbprächtige Malerei, der sich der Künstler seit einigen Jahren widmet.

Die Ausstellung ist noch bis 24. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 14 bis 18 Uhr. Eine Eisenskulptur von Erwin Wortelkamp wird bis 24. Juni im Hof des Schlosses Hamm bei Bitburg gezeigt.

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